Reinhard Zimmer – datensicherheit.de Informationen zu Datensicherheit und Datenschutz https://www.datensicherheit.de Datensicherheit und Datenschutz im Überblick Thu, 25 Apr 2024 16:43:55 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.14 DORA ante portas: Verbindliche Richtlinie für das Risikomanagement im Finanzsektor rückt näher https://www.datensicherheit.de/dora-ante-portas-verbindlichkeit-richtlinie-risikomanagement-finanzsektor https://www.datensicherheit.de/dora-ante-portas-verbindlichkeit-richtlinie-risikomanagement-finanzsektor#respond Thu, 25 Apr 2024 16:43:55 +0000 https://www.datensicherheit.de/?p=44616 Viele Finanzorganisationen müssen in neue Lösungen investieren – insbesondere für den Wiederanlauf nach einem Notfall

[datensicherheit.de, 25.04.2024] Der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) soll ein wichtiges Problem bei der Regulierung von Finanzinstituten in der Europäischen Union (EU) lösen helfen: Diese neue Gesetzgebung soll als verbindliche Richtlinie für das Risikomanagement im Finanzsektor dienen und darauf abzielen, die digitale Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Als Stichtag für alle betroffenen Organisationen zur Erfüllung der Vorschriften gilt der 17. Januar 2025. Um nun den Schutz ihrer eigenen IT-Infrastruktur zu gewährleisten und hohe Standards für die Verfügbarkeit von Daten und Diensten aufrechtzuerhalten, müssen viele Finanzorganisationen offensichtlich in neue Lösungen investieren – insbesondere für den Wiederanlauf nach einem Notfall (Disaster Recovery / DR). Reinhard Zimmer von Zerto fasst in seiner aktuellen Stellungnahme zusammen, wie Finanzinstitute moderne DR-Technologien nutzen können, um die operative Resilienz ihrer IT-Systeme zu verbessern und so die neue EU Gesetzgebung zu erfüllen.

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Foto: Zerto

Reinhard Zimmer – „Regional Sales Manger“ bei Zerto, Spezialist für die Absicherung virtueller Infrastrukturen

DORA gilt allgemein für den EU-Finanzsektor sowie Anbieter von IT-Dienstleistungen für den Finanzbereich

„Der Digital Operational Resilience Act (DORA) löst ein wichtiges Problem bei der Regulierung von Finanzinstituten in der Europäischen Union und dient als verbindliche Richtlinie für das Risikomanagement im Finanzsektor, betont Zimmer. Er ziele darauf ab, die digitale Widerstandsfähigkeit zu verbessern und auch für Drittanbieter – etwa „Cloud“-Service-Anbieter – verbindlich zu machen.

Diese neue Verordnung gelte allgemein für den EU-Finanzsektor sowie Anbieter von IT-Dienstleistungen für den Finanzbereich – „unabhängig davon, wo die Anbieter ihren Sitz haben“. Alle betroffenen Organisationen müssten die Vorschriften bis zum 17. Januar 2025 erfüllt haben.

EU-Finanzsektor: Verbesserung der IT-Resilienz zentrales DORA-Anliegen

Die DORA-Gesetzgebung gehe in fünf ihrer neun Kapitel detailliert auf die Verbesserung der IT-Resilienz ein: „Risikomanagement (Kapitel II), Incident Management (Kapitel III), Digital Operational Resilience Testing (Kapitel IV), Third-Party Management (Kapitel V) sowie Information Sharing (Kapitel VI).“ Dies bedeutet laut Zimmer, dass die Finanzinstitute ihre Widerstandsfähigkeit auf vielen miteinander verbundenen Ebenen gleichzeitig verbessern müssten.

Der Bereich, auf den sich die neue Gesetzgebung am meisten auswirkt, ist demnach die Wiederherstellung im Katastrophenfall, da „Disaster Recovery“ Kernanforderungen dreier Artikel dieser Verordnung erfüllen könne: „Konkret handelt es sich um Artikel 9 (Schutz und Prävention), Artikel 11 (Reaktion und Wiederherstellung) und Artikel 12 (Sicherungsstrategien und -verfahren).“ Finanzunternehmen, deren aktuelle Technologien nicht ausreichen, um die neuen Anforderungen von DORA zu erfüllen, würden daher gezwungen sein, nach geeigneteren Lösungen zu suchen.

DR-Technologie für Finanzinstitute: Aufrüstung mit Continuous Data Protection empfohlen

Um Ausfallsicherheit, Kontinuität und Verfügbarkeit zu verbessern, sollten Unternehmen modernere Disaster-Recovery-Lösungen in Betracht ziehen, welche auf „Continuous Data Protection“ (CDP) basieren. CDP verfolge und spiegele Datenänderungen nicht in vordefinierten Intervallen wie bei regulären Backups, sondern kontinuierlich. Dabei werde jede Version der Daten zwischen einem lokalen und einem entfernten Standort repliziert.

Diese journal-basierte Technologie protokolliere alle Änderungen und ermögliche eine punktgenaue Wiederherstellung in Schritten von Sekunden. Mit Tausenden von Wiederherstellungspunkten in der Historie des Journals minimiere CDP so das Risiko von Datenverlusten. „Die Technologie reduziert damit die Auswirkungen eines Ausfalls auf den Betrieb, unabhängig davon, ob die Ursache versehentlich oder absichtlich, natürlich oder vom Menschen verursacht wurde.“ Damit sei CDP ideal für die Erfüllung der Kernanforderungen von Artikel 9 (Belastbarkeit, Kontinuität und Verfügbarkeit von IT-Systemen).

DORA-Artikel 11 verlangt von Finanzorganisationen angemessene Kontinuitätspläne

DORA-Artikel 11 verlange von Finanzorganisationen, „dass sie angemessene Kontinuitätspläne einführen, aufrechterhalten und diese regelmäßig testen“. Nicht alle Disaster-Recovery-Lösungen böten jedoch angemessene Tests für Ausfallsicherung oder fortschrittliche Analysen. Finanzinstitute müssten daher sicherstellen, „dass ihre Disaster-Recovery-Lösungen vollautomatische, unterbrechungsfreie, skalierbare und granulare Failover-Tests in einer Sandbox-Umgebung bieten“.

Solche Testfunktionen sollten idealerweise eine Wiederherstellungsgarantie mit detaillierten Berichtsfunktionen ermöglichen, welche bei Audits und Inspektionen zum Nachweis der Sicherheit der Umgebung verwendet werden könnten. Zimmer: „Mit solchen Funktionen kann die Wiederherstellung innerhalb von Minuten von einer einzigen Person per Mausklick getestet werden, ohne die Produktion zu unterbrechen.“

Geo-Redundanz: DORA-Artikel 12 fordert, dass Finanzinstitute zweiten Standort betreiben müssen

Um sich gegen den Ausfall eines gesamten Standorts abzusichern, schreibe Artikel 12 vor, dass Finanzinstitute einen zweiten Standort betreiben müssten, welcher „mit angemessenen Ressourcen, Fähigkeiten, Funktionen und Personalkapazitäten ausgestattet ist, um die Geschäftsanforderungen zu erfüllen“. Zimmer kommentiert: „Das bedeutet, dass Organisationen Disaster-Recovery-Lösungen verwenden müssen, die eine One-to-many-Replikationsfunktion bieten, um replizierte Daten auf zwei oder mehr Cloud-Standorte zu verteilen.“

Mit einer One-to-Many-Replikation könnten Unternehmen Daten von einer einzigen Quelle auf mehrere Zielumgebungen replizieren und so Daten und Anwendungen auf flexible und effiziente Weise schützen. Mit dieser Funktion sei es möglich, lokal oder auf mehrere Ziel- oder Remote-Standorte zu replizieren, „Failover“ durchzuführen sowie bestimmte virtuelle Instanzen an einen anderen Standort zu verschieben. Im Gegensatz zur synchronen Replikation funktioniere die asynchrone Replikation auch zwischen weiter voneinander entfernten Standorten und vermeide dabei den Datenverlust, der normalerweise mit asynchronen Optionen verbunden sei. Auf diese Weise könnten Unternehmen ihre Ausfallsicherheit auf ein noch höheres Niveau heben und ganze Standorte vor regionalen Katastrophen schützen.

Erkennung in Echtzeit: Finanzorganisationen müssen über Mechanismen verfügen, um anomale Aktivitäten umgehend zu erkennen

Noch besser als die schnelle und einfache Wiederherstellung von Daten und Workloads nach einem erfolgreichen Angriff sei es, gar nicht erst Opfer eines Angriffs zu werden oder erfolgreiche Angriffe so früh wie möglich zu erkennen, bevor sie größeren Schaden anrichten. Artikel 10 von DORA ziele darauf ab, diese Erkennung zu verbessern: „Finanzorganisationen müssen über Mechanismen verfügen, um anomale Aktivitäten […] umgehend zu erkennen, einschließlich automatisierter Warnmechanismen für Mitarbeiter, die für die Reaktion auf IKT-bezogene Vorfälle zuständig sind.“ Präventive Cyber-Sicherheits-Tools seien ideal, um Angriffe zu erkennen und zu stoppen, wie zum Beispiel Ransomware-Angriffe.

Zimmer erläutert: „,Tools‘ zur Erkennung von Ransomware in Echtzeit nutzten algorithmische Intelligenz, um Unternehmen innerhalb von Sekunden vor einer Verschlüsselungsanomalie zu warnen. So verkürzt eine solche Lösung die Zeit, in der Cyber-Kriminelle Daten verschlüsseln können, um ein Vielfaches.“ In Verbindung mit den Wiederherstellungspunkten von CDP und dem Journal, „das diese Punkte automatisch sichert“, wird es einfacher, die vor der Anomalie erstellten Wiederherstellungspunkte von denen danach erstellten zu unterscheiden. „Das bedeutet, dass man nach einem Angriff genau weiß, wo sich der richtige Wiederherstellungspunkt befindet“, so Zimmer. Dadurch reduzierten sich Datenverluste und Ausfallzeiten nach einem Angriff drastisch.

Wiederaufnahme des Betriebs einer Finanzinstitution innerhalb von Minuten dank Applikations-Gruppen

Zimmer führt aus: „So wichtig CDP für einen geringstmöglichen Datenverlust ist, reicht es alleine nicht aus, um den Betrieb von komplexen, verteilten Applikationen schnell wieder aufzunehmen!“ Vielmehr würden hierfür „Virtual Protection Groups“ (VPGs) benötigt, welche es ermöglichten, verschiedene Komponenten einer Applikation (z.B. Datenbank sowie Applikations- und Web-Server) als eine einzige, absturzsichere Einheit zu gruppieren.

Anders als in dem zuvor beschriebenen Backup-Ansatz, bei dem jede Komponente einen anderen Zeitstempel habe und so die Wiederherstellung um ein Vielfaches länger dauere, hätten innerhalb einer VPG alle gruppierten VMs die gleichen konsistenten Zeitstempel. Mithilfe von Orchestrierung und Automatisierung lasse sich so mit wenigen Klicks ein Failover eines gesamten Standorts mit Tausenden von Applikationen durchführen – ohne eine längere Unterbrechung des Betriebs.

Fazit: DORA ist eine weitreichende EU-Verordnung, für die es keine Einheitslösung gibt

Zusammenfassend stellt Zimmer klar: „DORA ist eine weitreichende EU-Verordnung, für die es keine Einheitslösung gibt. Finanzinstitute werden zahlreiche Bereiche ihrer IT verbessern müssen, um alle Anforderungen zu erfüllen. Im Idealfall werden sie sich auf Lösungen verlassen wollen, die weite Bereiche der Gesetzgebung abdecken können.“

Die Wiederherstellung im Katastrophenfall sei einer der Bereiche, welcher mehrere Artikel und deren Anforderungen abdecken könne. Um dies zu erreichen, benötigten Organisationen Lösungen zur Wiederherstellung, welche über die begrenzten Möglichkeiten der meisten Backup-Lösungen hinausgingen. „Moderne DR-Lösungen mit ,Continuous Data Protection’ und ,Virtual Protection Groups’ bieten heute bereits viele fortschrittliche Funktionen, die zur Einhaltung der neuen DORA-Vorschriften beitragen können“, so Zimmers Fazit.

Weitere Informationen zum Thema:

BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, 18.01.2024
DORA – Digital Operational Resilience Act

datensicherheit.de, 20.11.2023
DORA und NIS2 – Cybersicherheit im Finanzsektor der EU / Auditverfahren der Regularien harmonisieren und Zuständigkeiten zusammenzuführen

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Ransomware-Attacken: Wirkung von Backups oft überschätzt https://www.datensicherheit.de/ransomware-attacken-wirkung-backup-ueberschaetzung https://www.datensicherheit.de/ransomware-attacken-wirkung-backup-ueberschaetzung#respond Tue, 22 Mar 2022 15:55:33 +0000 https://www.datensicherheit.de/?p=41649 Wiederherstellung nach Ransomware-Vorfall kann sehr lange dauern

[datensicherheit.de, 22.03.2022] Reinhard Zimmer, „Regional Sales Manger“ bei Zerto, betont in seiner aktuellen Stellungnahme: „Um ein mögliches Ransomware-Worst-Case-Szenario zu verhindern, ist ein schneller Wiederanlauf entscheidend. Moderne Lösungen ermöglichen die Wiederherstellung komplexer Anwendungen in sehr kurzer Zeit und senken damit die Ausfallzeit dramatisch auf nur wenige Minuten.“ Er warnt davor, sich allein auf Backup-Lösungen zu verlassen.

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Foto: Zerto

Reinhard Zimmer: Erfolgreiche Ransomware-Angriffe heutzutage leider eine alltägliche Schreckensmeldung…

Für Opfer eines Ransomware-Angriffes gibt es äußerst ungünstige Zeitpunkte

Erfolgreiche Ransomware-Angriffe seien heutzutage leider eine alltägliche Schreckensmeldung. „Gefährdet sind generell alle Unternehmen, die wichtige Daten für ihre Arbeit benötigen.“ Zwar gebe es an sich keinen guten Zeitpunkt, um Opfer eines Ransomware-Angriffes zu werden, doch es gebe sehr wohl äußerst ungünstige Zeitpunkte. Zimmer erläutert: „Nämlich dann, wenn ein Unternehmen am verwundbarsten ist. Die Hauptreisezeit wäre für einen Reiseveranstalter beispielsweise ein eher schlechter Zeitpunkt, der im schlimmsten Fall das Bestehen des Unternehmens gefährden kann.“ Auch für Online-Händler gebe es den Zeitpunkt eines Ransomware-Super-GAUs: Die Vorweihnachtszeit etwa, wenn sehr viele Kunden ihre Weihnachtseinkäufe erledigten.

Zimmer betont: „Wann Unternehmen aufgrund ihres Geschäfts am verwundbarsten sind, wissen natürlich auch die Hacker – und warten mitunter auf den richtigen Moment, um ihren Angriff zu starten. Im schlimmsten Fall sind die Hacker bereits in einer Umgebung verankert und warten nur auf den besten Zeitpunkt, um die Daten zu verschlüsseln. Sind die Daten für das Unternehmen zum ungünstigsten Zeitpunkt erst einmal verschlüsselt, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen das erpresste Lösegeld bezahlt, um die dringend benötigten Systeme schnell wieder zum Laufen zu bringen.“

Wiederherstellung nach Ransomware-Angriff kann Tage bis Wochen dauern

„Idealerweise sind die Abwehrmaßnahmen eines Unternehmens so gut, dass es erst gar nicht Opfer einer erfolgreichen Ransomware-Attacke wird“, sagt Zimmer. Doch die tagtäglichen Meldungen über erfolgreiche Attacken lehrten uns, dass es eine hundertprozentige Abwehr gegen die gewieften Angreifer derzeit noch nicht gebe. Damit sollten Unternehmen auf die zweitbeste Abwehr setzen: „Denn Unternehmen, die ihre Systeme schnell wiederherstellen können, nehmen den Angreifer den Wind aus den Segeln.“

In der Realität sei die schnelle Wiederherstellung in vielen Unternehmen jedoch nicht so einfach. Der Hauptgrund hierfür sei, dass Unternehmen auch für ihre kritischen Anwendungen auf veraltete Backup-Technologien setzten. „Das mag bei sehr kleinen Umgebungen vielleicht noch funktionieren. Bei größeren Umgebungen kann die Wiederherstellung jedoch Tage oder Wochen dauern.“

Work Recovery Time muss bei 
Dauer der Wiederherstellung nach Ransomware-Befall berücksichtigt werden

Zimmer erläutert, wie es dazu kommt, dass gehackte Unternehmen eine derart lange Zeit benötigen, um ihre IT wieder ans Laufen zu bringen: Das grundlegende Problem bei der Wiederherstellung liege im Unterschied zwischen Anwendungen und Servern. „Legacy-Backup-Tools“ schützten nur einzelne Server. Eventuell könnten zwar Servergruppen gebildet werden, nichtsdestotrotz werde innerhalb des Backup-Jobs jeder Server einzeln zu einem anderen Zeitpunkt geschützt. Damit sei das Problem bei der Wiederherstellung schon zum Zeitpunkt des Backups vordefiniert.

„Wenn der Backup-Administrator mit dem ,Restore‘ der Server fertig ist, geht die eigentliche Arbeit erst richtig los. Denn jetzt muss man aus der Ansammlung einzelner VMs wieder eine funktionierende Anwendung schaffen“, führt Zimmer aus. Dazu seien je nach Anwendung unterschiedliche Verfahren notwendig, welche meist nur sehr wenige Personen im Unternehmen durchführen könnten beziehungsweise dürften. Der Prozess, eine komplette Anwendung wiederherzustellen umfasse die Zeitspanne „RTO + WRT“ (Recovery Time Objective + Work Recovery Time).

Problem, wenn durch Ransomware-Angriff sämtliche Applikationen lahmgelegt werden

Dieser komplette Prozess könne je nach Größe und Komplexität der wiederherzustellenden Anwendungen einige Stunden in Anspruch nehmen. Zimmer kommentiert: „Und genau hier liegt das Problem, wenn durch einen Ransomware-Angriff sämtliche Applikationen eines Unternehmens lahmgelegt werden. Die Anzahl der Mitarbeiter, die imstande sind, die Daten wiederherzustellen und die Anwendungen neu zu starten, ist sehr gering.“

Man könne sich leicht ausrechnen, wie lange es brauchen würde, 200 kritische Anwendungen wiederherzustellen, wenn die mittlere Wiederherstellungszeit pro Anwendung sechs Stunden betrage und zwei Teams mit den nötigen Kenntnissen und Berechtigungen zur Verfügung stünden, 18 Stunden am Tag arbeiten: „exakt 33 Tage“. Genau dieser Problematik seien sich erschreckend viele Unternehmen leider nicht bewusst. Diese lernten die Eigendynamik eines solchen Systems erst im Ernstfall kennen – „dann aber ist es zu spät“.

Erfahrungen mit Ausfällen im großen Stil nach Ransomware-Attacke liegen in der Praxis bei vielen noch nicht vor

Im Alltag der meisten Unternehmen sei es in den letzten Jahren meist nur zu Ausfällen einzelner Applikationen gekommen. „Für die Wiederherstellung stand dann immer die ganze Aufmerksamkeit sowohl der Backup- als auch der Applikationsfachleute zur Verfügung und die Wiederherstellung erfolgte entsprechend akzeptabler Zeit von wenigen Stunden.“ Erfahrungen mit Ausfällen im großen Stil indes gebe es aus der Praxis meist nicht.

Zimmer berichtet: „Und die sogenannten DR- oder K-Fall-Tests werden regelmäßig nach Prüfung bestanden, was Unternehmen in Sicherheit wiegt. Aber diese Tests haben kaum Aussagekraft im Falle eines groß angelegten Ransomware-Angriffs. Denn diese werden typischerweise nur auf Basis eines HA-Tests durchgeführt und die Backup-Umgebungen generell keine Recovery-Tests von mehr als 100 Applikationen erlauben.“ Also gehe man davon aus, dass die Standardmaßnahmen, welche beim normalen „Restore“ praktiziert würden, notfalls auch im großen Stil funktionierten. Dieser Irrglaube bleibe hartnäckig bestehen, weil nahezu alle namhaften Backup-Anbieter ihre Produkte auch als Lösung für „Disaster Recovery“ anpriesen.

Wiederherstellung nach Ransomware-Vorfall in wenigen Minuten mit ein paar Klicks möglich

Die Lösung dieses Problems sei sowohl theoretisch als auch praktisch relativ einfach: „Man sollte statt Server von Beginn an Anwendungen als Konsistenzgruppen schützen. Entsprechend moderne Lösungen, die kontinuierliche Datensicherung, kurz CDP, anstatt von periodischen Backups für Backup nutzen, gibt es am Markt bereits. Diese Lösungen führen ,Disaster Recovery‘, Backup, und ,Cloud‘-Mobilität in einer einzigen, einfachen und skalierbaren Lösung zusammen.“ Sie böten die Grundlage für eine kontinuierliche Datenreplikation ohne Beeinträchtigung der „Performance“ und ermöglichten die konsistente Wiederherstellung von Anwendungen von vor wenigen Sekunden bis von vor Jahren. Ein Journal vereine die kurz- als auch die langfristige Speicherung der Daten und ermögliche dank Orchestrierung die Wiederherstellung von Dateien, VMs, Anwendungen oder ganzen Rechenzentren „in einem benutzerfreundlichen ,Workflow‘ mit nur wenigen Klicks“.

Diese „Workflows“ seien plattformübergreifend konsistent und erlaubten ein einfaches „Failover“ auf einen sekundären Standort – und die einfache Wiederherstellung einer Datei, VM oder einer gesamten Anwendung. Diese Orchestrierung und Automatisierung ermögliche es Unternehmen, alles vorzudefinieren, um „Workloads“ wie Boot-Reihenfolgen, die Verknüpfung von IPs oder Netzwerk erfolgreich mit wenigen Klicks wiederherzustellen.

Ransomware-Worst-Case-Szenario nur bei schnellem Wiederanlauf zu verhindern

In der heutigen Bedrohungslandschaft wüssten Ransomware-Angreifer genau, „wann ein Angriff den größten Schaden anrichten kann“. Um den schlimmsten Fall zu verhindern, verließen sich viele Unternehmen zu sehr auf Backups und vergäßen dabei, dass es dann im Ernstfall Wochen dauern könne, um alle kritischen Anwendungen wieder herzustellen.

„Um ein mögliches Ransomware-Worst-Case-Szenario zu verhindern, ist ein schneller Wiederanlauf jedoch absolut entscheidend. Moderne Lösungen ermöglichen die Wiederherstellung komplexer Anwendungen in sehr kurzer Zeit und senken damit die Ausfallzeit dramatisch auf nur wenige Minuten“, unterstreicht Zimmer abschließend.

Weitere Informationen zum Thema:

datensicherheit.de, 23.12.2021
Backup und Disaster Recovery für die kritische Infrastruktur / Vorbereitung auf den Ernstfall

datensicherheit.de, 28.05.2021
Datenmanagement und Datensicherheit mit Backup & Replication / Datensicherung und Datenmanagement haben für Unternehmen wegen drohender Ransomware-Attacken und der Veränderung der Arbeitswelt stark zunehmende Bedeutung

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