Ricky McCormick – datensicherheit.de Informationen zu Datensicherheit und Datenschutz https://www.datensicherheit.de Datensicherheit und Datenschutz im Überblick Mon, 09 Apr 2012 02:14:36 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.6.16 Mordfall Ricky McCormick: FBI bittet Codeknacker um Mithilfe https://www.datensicherheit.de/mordfall-ricky-mccormick-fbi-bittet-codeknacker-um-mithilfe https://www.datensicherheit.de/mordfall-ricky-mccormick-fbi-bittet-codeknacker-um-mithilfe#comments Wed, 30 Mar 2011 16:04:56 +0000 http://www.datensicherheit.de/?p=14877 Mordopfer trug zwei verschlüsselte, in den letzten zehn Jahren nicht dechiffrierbare Botschaften in der Tasche

Von unserem Gastautor Klaus Schmeh

[datensicherheit.de, 30.03.2011] Am 30. Juni 1999 fand die Polizei in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) die Leiche des 41-jährigen Ricky McCormick. Offensichtlich war dieser ermordet worden. Das FBI nahm die Ermittlungen auf, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Zu den wichtigsten Spuren gehörten zwei verschlüsselte Notizen, die der Ermordete in seiner Tasche trug. Das FBI schaltete seine Kryptologie-Abteilung ein, doch diese konnte trotz aufwändiger Untersuchungen den Code nicht knacken. Auch eine Zusammenarbeit mit der „American Cryptogram Association“, in der sich zahlreiche Hobby-Verschlüsselungsexperten organisiert haben, brachte die Ermittler nicht weiter. Am 30. März 2011 schaltete das FBI schließlich die Öffentlichkeit ein. Auf der Website des FBI sind nun die beiden verschlüsselten Botschaften McCormicks zu lesen.

Quelle: FBI

Quelle: FBI

Dies ist eine von zwei verschlüsselten Nachrichten, die zum Mörder von Ricky McCormick führen könnten.

McCormick hatte weder eine Kryptologie-Ausbildung noch besaß er ein überdurchschnittliches Wissen in mathematischen Fragen. Seine Angehörigen berichteten jedoch, dass sich das spätere Mordopfer seit seiner Jugend mit Verschlüsselung und Geheimschriften beschäftigte und derartige Techniken auch für den Eigenbedarf nutzte. McCormick weihte allerdings seine Familie nie in seine Verschlüsselungsaktivitäten ein und erzählte vermutlich auch sonst niemandem etwas über seine kryptologischen Geheimnisse. Das FBI hat daher neben den Botschaften selbst keine weiteren Informationen zur Verfügung gestellt, die beim Dechiffrieren von Nutzen sein könnten.
Das FBI hofft nun, dass Codeknacker in aller Welt von den beiden verschlüsselten Botschaften erfahren und versuchen, diese zu dechiffrieren. Vielleicht findet jemand den richtigen Lösungsweg und trägt damit zur Aufklärung des Verbrechens bei. Und noch ein weiteres Ziel verfolgt man beim FBI: Möglicherweise gibt es Zeugen, die weitere verschlüsselte Nachrichten von McCormick besitzen oder etwas über dessen Chiffrier-Methoden wissen. Jeder neue Hinweis könnte die Polizei weiterbringen.
Der Fall McCormick ist nicht der erste Kriminalfall, in dem eine verschlüsselte Nachricht eine wichtige Rolle spielt. In Australien starb beispielsweise 1948 ein nicht identifizierter Mann, der bis kurz vor seinem Tod eine Notiz bestehend aus 50 unverständlichen Buchstaben bei sich getragen hatte. Dieser Tote ging als Somerton-Mann in die Geschichte ein. Noch spektakulärer war die Geschichte eines Serienmörders, der Ende der 1960er-Jahre im Raum San Francisco mindestens sieben Menschen tötete. Der als Zodiac-Mörder bekannte Kriminelle schickte insgesamt vier verschlüsselte Botschaften an die Polizei. Drei davon sind bis heute nicht dechiffriert, und der Täter wurde nie gefasst.
Es kam jedoch auch schon vor, dass die Polizei einen Täter mit Hilfe eines geknackten Codes überführen konnte. Dazu gehört der Fall des US-Amerikaners Brian Regan. Dieser war beruflich für die US-Luftwaffe aktiv und hatte dort Zugang zu streng geheimen Informationen. Das FBI verdächtigte ihn, geheime Unterlagen in den Nahen Osten oder nach China verkaufen zu wollen, was ihm im Erfolgsfall mehrere Millionen US-Dollar hätte einbringen können. Als Regan 2001 die USA in Richtung Zürich verlassen wollte, verhaftete ihn das FBI am Flughafen von Washington. Regan hatte insgesamt vier verschlüsselte Nachrichten im Gepäck, über deren Bedeutung er sich ausschwieg. Dechiffrier-Spezialisten konnten drei davon knacken, was reichte, um den 38-jährigen Familienvater der Spionage zu überführen. 2003 wurde er zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.

© Klaus Schmeh

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Klaus Schmeh ist Autor des Buchs „Codeknacker gegen Codemacher“, in dem die Geschichte der Kryptologie erzählt wird.

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