Aktuelles - geschrieben von cp am Donnerstag, Dezember 17, 2009 8:28 - noch keine Kommentare
Internet: Einsatz als hilfreiches Instrument oder als Waffe entscheidet über die Qualität des Journalismus
„Herausforderungen an die vierte Gewalt – Wird der Journalismus kaputt-getwittert?“ Thema der Sylter Runde vom 26.-27. November 2009
Hans-Herbert Holzamer habe dem Kölner Betriebswirtschaftler Professor Norbert Szyperski dieses Thema für eine seiner „Sylter Runden“ vorgeschlagen und diesen dafür begeistern können. Das Internet sei zunächst einmal ein Werkzeug, „wie ein Hammer“, mit dem man einen Nagel, aber eben auch ein Fenster einschlagen könne – von alleine tue er nichts. Dem ähnlich biete das Internet viele Chancen, wie z.B. die ungefilterte Berichterstattung über den Iran oder die schnelle Information über die Wasserung des Airbus` auf dem Hudson River, so Holzamer im Interview auf berlin.business-on.de am 16.12.2009:
Es stelle sich natürlich die Qualitätsfrage – was passiere, wenn Verlage nicht mehr Journalisten einsetzten, sondern jeden, der ein Handy bedienen könne? Oder wenn Sitzungsprotokolle nach Indien geschickt würden, um dann dort deutlich preiswerter zu Texten verarbeitet zu werden?
Das sei eine „Katastrophe“, denn der indische Texter könne vielleicht Englisch, aber kenne die Bezüge und Hintergründe nicht. Der Urheber von SMS und Foto möge früh am Schauplatz sein, aber wer habe ihn geschickt und warum? Wir hätten eine Flut von Informationen, aber es gelte: „Das erste, was bei einer Flut knapp wird, ist das Trinkwasser.“ Und „Trinkwasser“ in diesem Sinne sei ein Journalismus, der sich den Schutz des Artikels 5 des Grundgesetzes, das Recht auf Meinungsfreiheit, verdiene – und dazu brauche es ausgebildete Journalisten.
Weil aber in den Verlagen Abgesandte von Unternehmensberatern das Sagen hätten und keine Verleger, bauten Zeitungen immer weiter ihren Bestand an Redakteuren ab. Verlag und Redaktion säßen doch auf derselben Seite, müssten dort sitzen und gemeinsam einen Weg aus der Krise suchen, sonst verkämen die Zeitungen zu „Anzeigenblättern“.
Der Vertriebserlös reiche heute vorne und hinten nicht; hinsichtlich der Finanzierung durch das Anzeigenaufkommen sehe er das Internet auch als eine „wirtschaftliche Bedrohung“ – mit Auswirkungen auf die Qualität des Journalismus. Die einzelne produzierte Seite müsse heute weniger kosten, das heiße, dass der Rechercheaufwand zurückgefahren und die redaktionelle Sorgfalt vernachlässigt würden.
Opfer der Entwicklung seien zunächst die Journalisten – die Zahl der freien nehme ständig zu. Sie müssten sich mit schlechter Bezahlung durchs Leben schlagen. Und dann die Leser, die in ihren Zeitungen nur noch Texte mit werbenden Untertönen fänden. Im Grunde auch die Zeitungen, die ihre Glaubwürdigkeit verlören – damit schließlich gar die Anzeigenkunden, die in Blättern platzierten, die keine Aufmerksamkeit fänden.
Vielleicht seien Internet-Formate billiger und schneller zum Nutzer zu bringen, aber Qualität meine Inhalt, nicht Format!
Quelle: berlin.business-on.de, 16.12.2009
Originalartikel unter: Interview mit Hans-Herbert Holzamer / Wird der Journalismus kaputt getwittert?
Weitere Informationen zum Thema:
Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Szyperski
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