Aktuelles, Persönlichkeiten, Portraits, Rezensionen, Service - geschrieben von am Mittwoch, Oktober 16, 2019 15:42 - noch keine Kommentare

Warnung und Trost zugleich: Keine absolute Sicherheit

Coskun Tuna – Spiritus Rector des Webmagazins „datensicherheit.de“ – veröffentlicht seine bisherige Unternehmer-Geschichte

[datensicherheit.de, 16.10.2019] Die Website „datensicherheit.de“ (ds) wird unter diese Domain seit 1998 von den beiden Herausgebern, den Brüdern Carsten J. Pinnow und Dirk Pinnow, betrieben – in jener Zeit noch als statische Web-Präsenz mit Grundsatz-Informationen eben zum bewusst so formulierten Anspruch „Datensicherheit“ sowie zu der von den beiden initiierten Kongressreihe „DatenSicherheitsTage“. Sie verdanken es der ehrenamtlichen Mitwirkung in einer Arbeitgeber-Vereinigung mit Sitz in Berlin, dass sie dabei Coskun Tuna alias „Josh“ kennenlernten, der 2009 als Spiritus Rector und Initiator den Anschub zur Umwandlung in ein dynamisches Webmagazin gab und seitdem als Ehrenmitglied der ds-Redaktion dessen Aufbau unterstützend begleitete. Josh hat 2019 auf Anregung vieler Freunde sein bewegtes Unternehmer-Leben schriftlich niedergelegt – sein Buch (als eBook und Printausgabe) ist im Herbst dieses Jahres erschienen. ds-Herausgeber Dirk Pinnow geht in diesem Beitrag auf einige zentrale Aspekte dieses inspirierenden Werkes ein.

Coskun "josh" Tuna: Buch "Sicherheit ist sekundär"

Abbildung: Coskun Tuna

Joshs Fazit: „Runter mit der rosa-roten Brille, Ärmel hochkrempeln und los geht’s!“

Anstrengung, Beharrlichkeit, Selbstvertrauen, Optimismus, aber auch Realismus gefragt

Für Josh gehört das Scheitern als Erkenntnisgewinn zu seinem letztlich erfolgreichen Werdegang: Mit dem Blick von heute sieht er diese – damals sicherlich sehr enttäuschenden und zuweilen wohl auch zumindest temporär bedrohlichen – Erfahrungen als wesentlich für seine persönliche Entwicklung als „Seriengründer und Unternehmer“ an.
Nach langen Durststrecken und vielen Ecken und Kannten in der eigenen Biographie fasste er nun nach geglückter Etablierung und Konsolidierung den Entschluss, anderen Mut zuzusprechen und an seinem eigenen Lebensweg aufzuzeigen, dass sich Anstrengung, Beharrlichkeit, Selbstvertrauen und Optimismus, indes aber auch Realismus lohnen. Ohne die persönliche Erdung, d.h. die Wiedergewinnung der Bodenhaftung durch das Erleben des eigenen Scheiterns bzw. des Abbruchs eines zuvor noch aussichtsreich erscheinenden Projektes, wird sich demnach offensichtlich keine wirkliche Unternehmerpersönlichkeit herausbilden können, welche hart erarbeitete, aber auch von Glück begünstigte nachhaltige Erfolge vorweisen kann.

Statt Leben im Penthouse zeitweise Obdach im eigenen Auto

Nach eigener Aussage war Josh „einige Zeit Polizist“ und habe „kurz vor der Verbeamtung“ gestanden, als er sich entschied, aus diesem als sicher geltenden Beschäftigungsverhältnis auszuscheren, „um Unternehmer zu werden“. Ihm sei die folgende Zeit wie eine „Bilderbuch-Gründerstory“ vorgekommen, doch die ernüchternde Realität hat ihn dann offensichtlich abrupt aus einem goldenen Traum gerissen:
Statt teurer Luxuslimousine mit Chauffeur, einem „Penthouse im angesagtesten Viertel der Stadt“ und Geld im Überfluss wurde das geplante und erhoffte „Leben in Saus und Braus“ auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt – Josh beschreibt u.a., wie er eine Weile quasi in seinem PKW habe wohnen müssen. Diese Zeit als gewissermaßen temporär Obdachloser sei von schlaflosen Nächten und ungesunden Piepgeräuschen in den Ohren geprägt gewesen – es habe Momente gegeben, in denen „kein Ausweg in Sicht“ gewesen sei.

Faszinosum Internet – Fallstricke inklusive…

Noch als Polizist war Josh über einen Partner um die Jahrtausendwende mit dem Internet in Berührung gekommen. Zwar habe das Web zu dieser Zeit verhältnismäßig eingeschränkte Möglichkeiten geboten – er sei aber „völlig aus dem Häuschen“ gewesen. Josh: „Wir waren in Goldgräberstimmung, hatten vor, aus der Internetseite ,Mitfahrzentrale.de‘, die mein Partner aus Spaß an der Freud’ gebaut hatte, eine Gelddruckmaschine zu machen.“ Er habe sich schon vor seinem geistigen Auge den Rest seines Lebens in einem „goldenen Yakuzi“ entspannen gesehen…
Es ist Josh hoch anzurechnen, dass er die wahre weitere Entwicklung nicht beschönigt – denn tatsächlich habe ihnen dann eher der „Gang nach Canossa“ bevorgestanden. „So wie es uns erging, ergeht es vielen Gründern“, sagt Josh. Im Web befinden sich demnach verschiedene Statistiken, welche tendenziell verdeutlichten, „dass es bei etwa 300.000 Neugründungen pro Jahr etwa ebenso viele Schließungen im gleichen Zeitraum gibt“.

Mut zur Lücke: Ungetrübte Einblicke in das Leben eines Gründerteams

Josh möchte trotz aller offen geschilderten Irrwege, Enttäuschungen und Risiken Gründern Mut machen ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Sein Buch möge dazu Wegleitung und Inspiration geben – es solle „ungetrübte Einblicke in das Leben eines Gründerteams geben, mit den zahlreichen Herausforderungen, die die Gründung nun mal mit sich bringt“. Joshs Appell: „Runter mit der rosa-roten Brille, Ärmel hochkrempeln und los geht’s!“ Er habe sich bewusst viel Mühe gegeben und Rücksprache mit ehemaligen Geschäftskollegen gehalten, „um das Buch so authentisch wie möglich zu schreiben“. Zudem seien aus seinem weitgefächerten persönlichen Netzwerk Anregungen und Modifikationsvorschläge gekommen.
Ich finde die offene und ehrliche Darstellung der eigenen Gedanken und Erwartungen im Kontext der jeweiligen Zeit bzw. des damals gerade anstehenden Projektes sehr sympathisch – manchmal ist es zum Schmunzeln, mal rührt es an, oft inspiriert es und zuweilen verspürt man eine gewisse Erleichterung, dass Gründungsvorhaben Zeit zum Reifen brauchen und nicht selten eben auch leider zunächst hochgeschätzte Vorhaben mit einem „Ende mit Schrecken“ zu verabschieden sind, bevor sie zu einem „Schrecken ohne Ende“ werden.

Sicherheit darf nicht einengen – sie sollte Freiheit zum bewussten Tun und Lassen gewähren

„Sicherheit ist sekundär“ – in meiner Interpretation möchte uns Josh davor warnen, Sicherheit als Selbstzweck zu betrachten; insbesondere wenn sie in Gestalt von statischer Rückwärtsgewandtheit, von vorgefertigten Mustern und Beschränkungen sowie einschüchternder Kontrolle usw. daherkommt. Er sieht Freiheit und Dynamik als entscheidende Kriterien für erfolgreiches unternehmerisches Handeln an. Hierzu erinnere ich an die drei wesentlichen Säulen der Datensicherheit: Zu oft wird heutzutage nur über Vertraulichkeit und Integrität gesprochen, aber der Aspekt der Verfügbarkeit vernachlässigt. Wenn wir diesen aber weiterfassen als nur das Vorhandensein und die Funktionalität von Soft-, Hard und Orgware zu betrachten, sondern auch die Freiheit der Entscheidung inkludieren sowie Handlungsoptionen und Ressourcen, dann kommen wir Joshs Grundüberzeugung und Botschaft wohl sehr nahe.
Sicher ist indes Folgendes: Unternehmerpersönlichkeiten müssen immer wieder Entscheidungen bei Unsicherheit (d.h. bei unzulänglicher Faktenlage) treffen und dann die Folgen des Handelns (zuweilen auch des Lassens) tragen – moralisch und u.U. auch schon mal juristisch. Um sich aber diese Freiheit zu schaffen und zu erhalten, bei der die persönliche Sicherheit ein Stück zurücktritt, sollte jedoch der sogenannte Grundschutz für das Unternehmen, die Belegschaft und die Umwelt niemals ignoriert werden, sondern kontinuierlich umgesetzt und fortentwickelt werden – hierzu gibt ja „datensicherheit.de“ seit 2009 regelmäßig aktuelle Anregungen. Wer als Gründer und Unternehmer dann die eigene Freiheit etwa vor die materielle Sicherheit eines eintönigen Lebenslaufs stellt, sollte dies mit vollem Bewusstsein tun und die Verantwortung für alle Folgen – für Fehlschläge wie für Erfolge – übernehmen. Josh zeigt uns in sehr flüssig geschilderter, unterhaltsamer Weise beispielhaft auf, wie ein solcher Lebensweg aussehen kann. Nach eigenem Bekunden bereut er nichts und sieht alle auch kaum zu beschönigenden Wendungen seines Werdegangs als Stufen einer Treppe nach oben – um im Bild zu bleiben, verweilt er eine Weile in einer neuen Etage, gestaltet diese mit Begeisterung sowie Kreativität und macht sich dann wieder auf die nächste Etappe des Aufstiegs. Vielleicht ist es ja so: Nur wer auch längere Zeit im „Keller“ verbrachte, kann irgendwann auch den erhebenden Ausblick von der „Dachterrasse“ genießen und zu schätzen wissen…

Weitere Informationen zum Thema:

Josh – Coskun Tuna
MEIN AKTUELLES BUCH / SICHERHEIT IST SEKUNDÄR



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