Aktuelles, Experten, Gastbeiträge - geschrieben von ks am Montag, September 14, 2009 11:37 - noch keine Kommentare
Eldorado für Enigma-Interessierte: Landgut Bletchley Park bei London
Zwei Tage lang gab es eine einmalige Verschlüsselungsmaschinen-Sammlung zu bewundern.
Von unserem Gastautor Klaus Schmeh
[datensicherheit.de, 14.09.2009] Das Landgut Bletchley Park vor den Toren Londons ist ein Ort von weltgeschichtlicher Bedeutung. Dort bauten die Briten im Zweiten Weltkrieg einen Industriebetrieb auf, in dem sie verschlüsselte Nachrichten ihrer Kriegsgegner dechiffrierten:
Bis zu 9.000 Menschen und mehrere Hundert Maschinen kamen dabei zum Einsatz. Hierbei schafften es die Briten unter anderem, die deutsche Verschlüsselungsmaschine „Enigma“ zu knacken, wodurch sie Hunderttausende von geheimen Funksprüchen der Wehrmacht mitlesen konnten.
John Alexander, der Initiator der „Enigma Reunion“, mit einer „Enigma“ und zwei weiteren Verschlüsselungsmaschinen
Heute befindet sich in „Bletchley Park“ eine Gedenkstätte, zu der auch ein Museum gehört. Am 5. und 6. September 2009 lohnte sich ein Besuch besonders, denn an diesem Wochenende trafen sich dort etwa 30 Sammler und Besitzer von „Enigmas“ und anderen Verschlüsselungsmaschinen zur „Enigma Reunion“. Jeder von ihnen hatte mindestens eines seiner Geräte mitgebracht.
Zwei Tage lang konnten die Besucher daher neben den ohnehin ausgestellten Exemplaren etwa 70 weitere Verschlüsselungsmaschinen bewundern – darunter über 15 „Enigmas“ sowie Maschinen von Herstellern wie Siemens, Hagelin und Kryha. Gleichzeitig hatten die Veranstalter alle noch lebenden „Bletchley-Park“-Veteranen eingeladen. Da im Zweiten Weltkrieg viele junge Frauen als Helferinnen für das Codeknacken verpflichtet worden waren, handelte es sich vor allem um Veteraninnen. Eine von ihnen sorgte für einen Höhepunkt des Wochenendes, als sie – an einem Nachbau – die Bedienung einer Maschine demonstrierte, die seinerzeit zum Knacken von „Enigma“-Funksprüchen eingesetzt worden war. 64 Jahre waren vergangen, seit sie das letzte Mal mit einem solchen Gerät gearbeitet hatte.
Veranstaltungen mit dem Namen „Enigma Reunion“ hatte es in „Bletchley Park“ zwar bereits früher gegeben, doch in dieser Form handelte es sich um ein bisher einzigartiges Ereignis. Der Verschlüsselungsmaschinen-Sammler John Alexander, der die Idee dazu hatte und zum Organisationsteam gehörte, kann sich jedoch vorstellen, ein solches Treffen zu wiederholen. Er hofft sogar, dass dabei noch mehr Verschlüsselungsmaschinen zusammenkommen. Wie dies gelingen soll, erklärte er gegenüber datensicherheit.de: „Es gibt einige Sammler, die wir nicht oder nicht rechtzeitig eingeladen haben, da wir sie nicht kannten. Beim nächsten Mal wird das anders laufen. Außerdem könnte das nächste Treffen auf dem europäischen Festland stattfinden, was für viele die Anreise erleichtern wird.“ Zweifellos böte sich Deutschland an – hier wurde die „Enigma“ schließlich gebaut und verwendet.
Klaus Schmeh ist Autor von Sachbüchern und Vortragender zum Thema Verschlüsselungstechnik
Weitere Informationen zum Thema:
BLET(C)HLEY PARK
Experience The Enigma
Klaus Schmeh
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