Aktuelles, Branche, Veranstaltungen - geschrieben von dp am Dienstag, Oktober 16, 2012 23:22 - noch keine Kommentare
it-sa 2012 in Nürnberg eröffnet: Volkswirtschaftliche und kulturelle Fragen gewinnen an Bedeutung
Cyber-Sicherheit ist eindeutig „Chefsache“ – für die Politik und die Wirtschaft
[datensicherheit.de, 16.10.2012] In dem für Sonderveranstaltungen vorgesehenen „Auditorium“ wurde am Morgen des 16. Oktober 2012 die „it-sa 2012“ offiziell eröffnet. Dr. Roland A. Fleck, Geschäftsführer der NürnbergMesse GmbH, stellte eine Anekdote mit dem weltberühmten Boxer Muhammad Ali an den Anfang seiner Ausführungen – kurz vor dem Start eines Flugzeuges sei einmal der unter den Passagieren befindliche Boxstar von einer Stewardess zum Anlegen des Sicherheitsgurtes aufgefordert worden, worauf dieser ausweichend geantwortet habe, „Superman“ brauche keinen Sicherheitsgurt. „Superman“ bräuchte auch kein Flugzeug, so die trockene Antwort der Stewardess…
Wir alle seien keinesfalls „Supermen“, so Dr. Fleck, daher müssten wir gewissermaßen „IT-Sicherheitsgurte“ anlegen. Er betonte die volkswirtschaftliche Dimension der Cyber-Kriminalität und nannte Schäden von rund 33 Milliarden Euro jährlich weltweit, davon rund zwei Milliarden Euro in Deutschland. Daher komme der „it-sa“ als IT-Sicherheits-Plattform mit aktuell 334 Ausstellern, davon 50 aus dem Ausland, große Bedeutung zu. Abschließend machte er deutlich, dass die „it-sa“ eben Datensicherung sowie Datenschutz, aber auch allgemein Datensicherheit thematisiere.
Dr. Roland A. Fleck fordert zum Anlegen der „IT-Sicherheitsgurte“ auf
BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf führte aus, dass auch dem regulären Bürger überall im Alltag IT begegne – und sei es in Form der Informationssysteme des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Konfrontiert mit der zunehmenden Kommunikation per IT, denke er oft, dass man doch auch häufig besser persönlich miteinander sprechen könnte – die Messe sei jedenfalls solle der persönlichen Begegnung dienen.
Die „it-sa“ sei wohl auch ein Marktplatz für IT-Lösungen, für Produkte, wichtig sei aber gerade auch der Dialog von Mensch zu Mensch, weshalb dem Kongressanteil zunehmende Bedeutung zukomme.
Prof. Dieter Kempf hebt die zunehmende Bedeutung des Kongressanteils hervor
Auch BSI-Vizepräsident Horst Flätgen nahm Bezug auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Internets. Zu dessen erfolgreicher Nutzung sei grundsätzlich Vertrauen notwendig, welches eben durch aktuelle Schadensvorfälle beschädigt werde – am Ende stehe in jedem Fall konkret auch ein materieller Schaden. Da die Angriffswerkzeuge heute vorkonfektioniert im Web auch für Laien einfach erhältlich seien, wachse die Gefahr; sogar die Zertifizierungsinfrastruktur werde angegriffen.
Die „it-sa“ möge als Gesprächs-Plattform dem gegenseitigen Informationsaustausch dienen, um den umrissenen Bedrohungen zu begegnen. Erfolgskriterium sei der Austausch über „best practices“. Das BSI jedenfalls werde die „it-sa“ weiter unterstützen.
Horst Flätgen betont die Fortsetzung der BSI-Unterstützung für die „it-sa“
Abschließend hielt Cornelia Rogall-Grothe, Beauftragte für Informationstechnik, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, ihre Eröffnungsrede zur „it-sa“. In dieser nahm sie ebenfalls Bezug zur volkswirtschaftlichen Dimension des Internets – 40 Prozent der weltweiten Wertschöpfung basiere heute bereits auf Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK bzw. IKT). Die IuK böten heute faszinierende Möglichkeiten, brächten aber wachsende Abhängigkeiten. So sei Deutschland definitiv im Cyber-Zeitalter angekommen, aber auch im großem Maße abhängig von den sogenannten „kritischen Infrastrukturen“, etwa auf dem Gebiet der Ver- und Entsorgung. Die Wahrung der Verfügbarkeit und Integrität der IuK stelle somit eine Daseinsfürsorge dar.
Es gelte, die Chancen der IuK zu nutzen und dabei die Risiken so gering wie möglich zu halten. Hierfür sei mehr Sensibilität bei den Anwendern gefragt, gar die Etablierung einer digitalen Sicherheitskultur – dazu möge die „it-sa“ einen wertvollen Beitrag liefern, so Rogall-Grothe. Es sei aber der Schulterschluss nötig, denn der Staat könne zwar den Rahmen schaffen und als Initiator auftreten, aber die Realisierung sei Aufgabe der Anwender, der Unternehmen wie Bürger. Sie rief ausdrücklich die anwesenden Aussteller zur Unterstützung und die Anwender zum Leisten ihres eigenen Beitrags auf, denn es gehe um existenzielle Fragen – auf privater, betrieblicher und letztlich volkswirtschaftlicher Ebene.
Angesichts der steigenden Bedrohung durch Malware und des Anstiegs der Attacken sowie Schadensfälle, auch durch Spionage, müsse ein sicherer IuK-Umgang kultiviert werden. In diesem Zusammenhang dankte sie den Initiativen in Deutschland, die sich dieser Aufgabe widmen. Es stelle sich die Frage, ob nun dazu mehr staatliches Handeln oder mehr Eigeninitiative zu fordern sei. Zwar hätten sich in einer Umfrage über die Hälfte der befragten Führungskräfte mehr staatliches Handeln gewünscht, dennoch sei die Skepsis gegenüber staatlicher Regulierung weit verbreitet. In jedem Fall sollte der Staat eine Grundversorgung garantieren, aber generell sei „Cyber-Sicherheit eindeutig Chefsache“ – für die Politik und die Wirtschaft. Beide müssten im Interesse der gemeinsamen Sache kooperieren. Die Staatssekretärin benannte auch eine konkrete Möglichkeit – so seien für verschiedene Branchen (u.a. Versicherungen und Banken, Transport und Verkehr, Internet-Provider und Telekommunikation) sogenannte „Single Points of Contact“ eingerichtet worden. Diese dienten der Informationsbündelung im Zusammenhang mit Bedrohungen und Schadensfällen.
Die Sicherheit der IuK möge zu einem Standortvorteil für Deutschland werden, zur Basis für „HighTech made in Germany“. Dabei müsse man der zunehmenden Sensibilisierung der Verbraucher Rechnung tragen. Die „it-sa“ böte nun die Gelegenheit, auch gerade mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen. Jetzt müsse für die Qualifikation des Nachwuchses Sorge getragen werden. Zum Ende ihrer Ausführungen betonte sie abermals, dass es auf jeden Einzelnen ankomme.
Cornelia Rogall-Grothe fordert den Schulterschluss zwischen Staat, Wirtschaft und Bürgern.
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