Aktuelles, Branche, Veranstaltungen - geschrieben von dp am Montag, Oktober 23, 2017 23:57 - noch keine Kommentare
it-sa-keynote 2017: Security by Design für die erfolgreiche Teilhabe-Gesellschaft
Daniel Domscheit-Berg kämpft für eine „positive Vision“ der Digitalen Transformation
[datensicherheit.de, 23.10.2017] Die inzwischen schon traditionelle Keynote zu „it-sa“ zu halten, war in diesem Jahr Daniel Domscheit-Berg, angetragen worden. Der Informatiker ist u.a. ein ehemaliger Sprecher der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Autor und Gründer von OpenLeaks. Frank Venjakob, „Executive Director it-sa“ beim Veranstalter NürnbergMesse, begrüßte das Auditorium zu diesem Messe-Höhepunkt am 12. Oktober 2017 im „Forum M10 – Management“.
Wenn die technische die gesellschaftliche Entwicklung abzuhängen droht…
Am Beginn stand die Frage, ob die Gesellschaft überhaupt gewappnet ist, wenn die Digitale Revolution richtig Fahrt aufnimmt. Unzweifelhaft befinden wir uns bereits in einer epochalen Phase eines totalen Umbruchs, in dessen Zentrum informationsverarbeitende Systeme stehen, und welcher unsere Gesellschaft radikal verändern wird.
Die eher rhetorische Frage zu stellen, heißt sie schon zu beantworten: Wir sind mehrheitlich wohl kaum darauf vorbereitet!
Demnach bedarf es einer ganz neuen Diskussion zu Fragen der technischen Sicherheit, Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit. Vermutlich brauchen wir eine begleitende Soziale Revolution, um eben den sozialen Frieden zu wahren…
Frank Venjakob: Begrüßung und Einleitung zur Keynote 2017
Geschichte der Menschheit als Lehrbuch
Domscheit-Berg sieht die Geschichte der Menschheit als eine Art Lehrbuch für die Evolution an: Wenn man die Entwicklungsschübe infolge von Erfindungen betrachtet, so falle auf, dass sich die Zeiträume dazwischen stark verkürzen.
Als Beispiel nannte er den Buchdruck: Gutenbergs Erfindung sei zunächst eine Manifestation dessen gewesen, was schon da war – s. Bibeldruck. Doch dann lernten mehr und mehr Menschen zu lesen und zu schreiben. Mit der Erfindung der Dampfmaschine habe schließlich das Wissen mit Zügen schnell übers Land verteilt werden können. Diese Kombination zweier Erfindungen sei grundlegend für die 1. Industrielle Revolution gewesen.
Das Zusammenspiel aus Informationsübertragung, Energiequelle und Mobilitätssystemen
Er stellte die drei wesentlichen Faktoren Information-Energie-Mobilität über drei Jahrhunderte gegenüber:
Das 19. Jahrhundert sei vom innovativen Zusammenspiel der Druckerpresse, der Dampfmaschine und der Eisenbahn geprägt gewesen, während es im 20. Jahrhundert die elektronische Kommunikation, fossile Brennstoffe und das Automobil waren – nun im 21. Jahrhundert würde die Kombination aus Internet, erneuerbaren Energien und „shared transport“ das gesellschaftliche Leben und den Alltag maßgeblich bestimmen.
Wir befänden uns derzeit zwar erst am Anfang der Industrie 4.0 – aber die Entwicklung werde in den kommenden Jahren Fahrt aufnehmen…
Daniel Domscheit-Berg: Die Gesellschaft muss sich darüber verständigen, wo sie eigentlich hin möchte…
Kennzahlen als Wegmarken der Durchdringung
Domscheit-Berg empfahl einen Blick auf die Statistik, um zu erkennen, wie lange es braucht, bis 90 Prozent aller Haushalte von einer neuen Technologie durchdrungen sind – beim Telefon seien es noch ca. 70 Jahre (in den USA) gewesen.
Angesicht des hohen Taktes von Innovationen heute müsse sich die Gesellschaft nun darüber verständigen, wo sie eigentlich hin möchte. Auch Rechtsfragen gelte es schnell zu klären, denn z.B. der Umgang mit dem Copyright könnte zur Frage „Leben oder Tod?“ im Kontext der Additiven Fertigung von Ersatzorganen werden.
Plädoyer für die „Teilhabe-Gesellschaft“
Den Parforce-Ritt durch die Geschichte der Industriellen Revolution und auch die eigene Lebensgeschichte, zu deren Wegmarken etwa die BASIC-Programmierung mit einem „Commodore C64“ Mitte der 1980er-Jahre gehörte, schloss Domscheit-Berg mit einem Plädoyer für die „Teilhabe-Gesellschaft“ – und empfahl als Lektüre die einschlägigen Werke des US-Wissenschaftlers Jeremy Rifkin.
Er kämpfe für eine „positive Vision“: Es gelte, selbst gestalterischer Teil der unvermeidlichen Sozialen Revolution zu werden. In diesem Zusammenhang sei strikte Netzneutralität ein wesentlicher Erfolgsfaktor. „Security by Design“ müsse als Grundsatz auf allen Ebenen, bei allen technischen und sozialen Entwicklungen gelten. Domscheit-Berg gab sich als Befürworter eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“ (BGE) zu erkennen, denn dieses erlaube die Entfaltung einer „Tätigkeitsgesellschaft“ – eben auch im Ehrenamt.
Domscheit-Berg fordert „Security by Design“ auf allen Ebenen
Weitere Informationen zum Thema:
SPECIAL KEYNOTE – Hinterm Tellerrand geht’s weiter…
Daniel Domscheit-Berg
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