Aktuelles - geschrieben von cp am Dienstag, April 7, 2020 14:01 - ein Kommentar
Digitale Souveränität: IT-Experten sehen starke Abhängigkeiten von außereuropäischen Anbietern
eco Umfrage zeigt: Jeder dritte IT-Experte sieht zu große Abhängigkeit / Standards für Schnittstellen und offene Quellcodes gefordert
[datensicherheit.de, 07.04.2020] In der Corona-Krise organisieren viele Angestellte ihre Arbeits- und Abstimmungsprozesse mithilfe digitaler Tools und Technologien. Dabei setzen die Unternehmen stark auf Dienste von Anbietern außerhalb Europas. Ein Großteil der IT-Experten in Deutschland bewertet diese Abhängigkeit als zu hoch – etwa bei Endgeräten (32,3 Prozent), Bürosoftware (31,7 Prozent), Netzwerk-Software (30,9 Prozent) und verschiedenen Cloud-Services (zwischen 20,4 und 26,6 Prozent). Das zeigt eine Umfrage unter 500 IT-Experten des Markt- und Meinungsforschungsinstitutes Civey* im Auftrag des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V.

Bild: eco e. V.
Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland
„Sichere und verlässliche digitale Infrastrukturen in Europa, wie beispielsweise Rechenzentren und Cloud-Dienste, sind die Grundvoraussetzung für digitale Souveränität“, sagt Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland. Aktuell würden jedoch lediglich 4 Prozent aller weltweit verfügbaren Daten in der EU gehostet, so Waldhauser weiter. Besonders in Deutschland liege das daran, dass die Rahmenbedingungen für Infrastruktur-Betreiber im internationalen Vergleich schlecht und wenig wettbewerbsfreundlich seien, beispielsweise zu hohe Stromkosten für Rechenzentren und zu komplizierte und langwierige Genehmigungsverfahren.
Unabhängige Cloud-Services und offene Standards fördern
Unternehmen und Institutionen in Deutschland hätten jedoch ein großes Bedürfnis, die eigene Digitalisierung selbstbestimmt zu gestalten, sagt Andreas Weiss, Geschäftsbereichsleiter digitale Geschäftsmodelle im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. „Dafür brauchen IT-Entscheider die Freiheit, IT-Ressourcen nach europäischen Standards zu beziehen und nutzen zu können“, sagt Weiss. Er fordert, offene Standards für Schnittstellen ebenso stärker zu fördern wie offene Quellcodes und das Prinzip der Datensouveränität zu unterstützen.
Diese Forderung teilt jeder zweite IT-Experte in Deutschland. Offene Standards für besseren Datenaustausch wünschen sich 52 Prozent der 500 von Civey befragten IT-Experten.* Denn diese fehlen oder sollten stärker ausgebaut werden, damit das eigene Unternehmen digital souveräner handeln kann, sagen 45,8 Prozent der Befragten. Mehr RZ-Leistungen aus Deutschland wünschen sich 24,5 Prozent, mehr europäische IT-Anbieter am Markt 23,1 Prozent.
GAIA-X soll digitale Souveränität steigern
Große Erwartungen hat die Branche an das Cloud-Projekt GAIA-X, das Datensouveränität, Datenverfügbarkeit und Innovation anstrebt. „Mit GAIA-X startet Europa ein ambitioniertes Projekt für sichere, verteilte und souveräne europäische Dateninfrastrukturen“, sagt Weiss. Mit Bezug auf die EU Datenstrategie werden abgestimmte eco Systeme für Infrastruktur- und Datendienste etabliert und den Anwendern eine große Auswahl an GAIA-X konformen Diensten nach einheitlichen Standards bereitgestellt.
* Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag
Weitere Informationen zum Thema:
datensicherheit.de, 12.02.2020
Münchner Sicherheitskonferenz: Cyber-Sicherheit wichtiger denn je
datensicherheit.de, 29.01.2018
Dieter Kugelmann: Plädoyer für Souveränität in der digitalen Welt
datensicherheit.de, 12.05.2015
BITKOM: Digitale Souveränität entscheidet über Zukunft Deutschlands
Aktuelles, Experten, Veranstaltungen - Feb. 9, 2025 1:08 - noch keine Kommentare
Öffentliche Sicherheit contra Privatsphäre: Biometrische KI-Gesichtserkennung in der Diskussion im Vorfeld der Bundestagswahl 2025
weitere Beiträge in Experten
- Mahnung der Freien Ärzteschaft im ePA-Kontext: Krankheitsdaten sind keine Ware!
- „AI Act“: Seit dem 2. Februar 2025 weitere Regelungen der europäischen KI-Verordnung in Kraft
- AI Act: eco-Kommentar zum Inkrafttreten – nationale Gesetzgebung muss Vision und Praxis vereinen!
- Datenschutzkonferenz: Hilfestellungen für effektive Anonymisierung und Pseudonymisierung personenbezogener Daten geplant
- Zwei der weltweit größten Cybercrime-Foren mit über zehn Millionen registrierten Nutzern abgeschaltet
Aktuelles, Branche - Feb. 9, 2025 0:58 - noch keine Kommentare
Unermesslicher Datenhunger nicht zu ignorieren: Forderungen der Wirtschaft, Staaten und KI zunehmend intensiver
weitere Beiträge in Branche
- NIS-2-Umsetzung: Gesetzgebungsverfahren offenbar vorerst gescheitert
- Industrie sollte Cyber-Sicherheit ihrer Geräte, Maschinen und Anlagen dringend auf ihre Agenda 2025 setzen!
- Dennis Weyel erinnert im NIS-2-Kontext daran: Firmenleitung haftet bei Cyber-Attacken!
- IT-Sicherheit: Gedanken zum Generationenkonflikt
- Finanzsektor: Herausforderungen und zugleich Chancen durch DORA
Branche, Umfragen - Dez. 21, 2020 21:46 - noch keine Kommentare
Threat Hunting: Bedeutung und Wertschätzung steigt
weitere Beiträge in Service
- Umfrage: 71 Prozent der IT-Entscheidungsträger besorgt über Mehrfachnutzung von Passwörtern
- Fast die Hälfte der Unternehmen ohne geeignete Sicherheitsrichtlinien für Remote-Arbeit
- Umfrage: Bedeutung der Konsolidierung von IT-Sicherheitslösungen
- TeleTrusT-Umfrage: „IT-Sicherheit im Home Office“
- Cybersicherheit: SANS-Studie zu Frauen in Führungspositionen
Kommentieren