Aktuelles, Experten, Veranstaltungen - geschrieben von dp am Dienstag, August 20, 2019 21:54 - noch keine Kommentare
Industrie 4.0 mit Sicherheit: Ziele definieren und Prioritäten setzen
CI4-Akteur Dirk Pinnow zu grundlegenden Aspekten der erfolgreichen betrieblichen Transformation
[datensicherheit.de, 20.08.2019] Entscheider in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) werden seit Jahren mit einer Flut an nebulösen Begriffen geflutet – „Big Data“, „Cloud“, „Digitalisierung“, „Industrie 4.0“, „Internet der Dinge und Dienste“, „Künstliche Intelligenz“ usw. usf. Als Teil von Wertschöpfungsketten wird es für KMU-Geschäftsführer heute immer deutlicher, dass sie auf Dauer nicht abseits stehen können und zeitnahes Handeln geboten ist, um nicht abgehängt zu werden und entkoppelt vom Fortschritt im Gestern zurückzubleiben. Akteure des Clusters Industrie 4.0 (CI4) werden künftig einmal in der Woche in einem persönlichen Beitrag auf Aspekte der sogenannten Digitalen Transformation und ihre Risiken wie Erfolgsfaktoren und Chancen eingehen. Den Anfang macht ds-Herausgeber und CI4-Akteur Dirk Pinnow mit einem Impuls zu Fragen betrieblicher Zielsysteme im Kontext der Wechselwirkung von Mensch, Organisation und Technik.
Dipl.-Ing. Dirk C. Pinnow: Digitale KMU-Transformation auf Basis von Kultur und Sicherheit
Ab Herbst 2019: Spezialseminare für Entscheider mittelständischer Betriebe
KMU-Entscheider ahnen, dass diese Digitale Transformation Ressourcen verzehren wird sowie Risiken birgt, aber ein kalkulierbarer, erfolgreicher Abschluss noch nicht wirklich fassbar ist. Pinnow wirft einen Blick zurück in die 1970er-Jahre: „Wurde nicht schon bei der sogenannten 3. Industriellen Revolution davor gewarnt, dass die damalige Elektronisierung der Produktion in gewachsenen Strukturen eher zu einer teuren ,Verschlimmbesserung‘, denn zu einer betrieblichen Optimierung, d.h. einem Zuwachs an Effizienz und Effektivität sowie Sicherung der Zukunftsfähigkeit führen würde?“
Wer nun aber in einem KMU Führungsverantwortung trägt, muss gezielt handeln oder sich bewusst zurückhalten sowie dann auch alle daraus resultierenden Folgen tragen. Denn ein bloßes Aussitzen und passives Abwarten kann nie die Lösung sein, „sonst wären sie ja Unterlasser und keine Unternehmer“ – sie würden sich treiben lassen und Fremdbestimmung ausgesetzt sein.
Für Inhaber, Geschäftsführer und Bereichsverantwortliche aus mittelständischen Betrieben (KMU und Non-Profit-Organisationen), die auch in Zukunft ihr Wertschöpfungs- bzw. Wirkungspotenzial erfolgreich entfalten möchten, bietet das Cluster Industrie 4.0 (CI4) über sein Expertennetzwerk ab dem Herbst 2019 regelmäßig Spezialseminare an verschiedenen Standorten in Deutschland mit den Schwerpunkten „Organisierte Sicherheit“, „Digitalisierung und Vernetzung“ sowie „Sichere Transformation Ihres Unternehmens“ an – eingerahmt von einem Vorabend-Workshop und einem Beratungstag mit individuellen Abschlussgesprächen.
Herr im eigenen Haus bleiben – auch im KMU 4.0
Die Einführung neuer Technologien und Managementmethoden geht offensichtlich häufig mit der Fokussierung auf einen Hype einher. Wer nun im Laufe seiner unternehmerischen Tätigkeit schon viele Modebegriffe kommen und wieder gehen sah, könnte sich daher fragen, ob nicht auch „Industrie 4.0“ ein solcher phrasenbasierter Hype ist. Manchem kommt dabei evtl. der Spruch „Neuer Wein in alten Schläuchen“ in den Sinn. Industrie 4.0 erschien in der Tat noch vor wenigen Jahren als akademische Liebhaberei – inzwischen ist sie aber durch das Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und selbst Politik schwungvoll in Gang gekommen und wird sich rasant weiterentwickeln. Für KMU stellt sich also nicht mehr die Frage des „Ob“, sondern nur noch von „Wann?“, „Wie?“ und „Wer?“ sowie zunächst des „Warum?“ im Sinne einer Anpassung des betrieblichen Zielsystems…
Ein Zaudern, ein ängstliches Abwarten könnte zu einem Aufschieben von wichtigen und zunehmend auch dringenden unternehmerischen Entscheidungen führen. Aber ein KMU kann nicht in die Vergangenheit „zu alter Wirtschaftswunder-Herrlichkeit“ zurückkehren. Denn auch ohne selbst international tätig zu sein, steht es heute in globalen Wirkungsbezügen, schreitet die Technik voran, steigen die Erwartungen der Geschäftspartner sowie Kunden und ändern sich Rechtsprechung wie auch Standardsetzung.
Ein KMU, dass sich bisher zurückgehalten hat und mit der Digitalen Transformation konfrontiert ist, steckt im Prinzip in einer Krisenphase, d.h. die Inhaber bzw. Geschäftsführer sind zu Aktivität und Entscheidungen aufgerufen, um auch noch in Zukunft „das Steuer in der Hand zu behalten“ und erfolgreich zu sein.
Allumfassende betriebliche Transformation methodisch und möglichst sicher realisieren
Als treffender Vergleich bietet sich hier ein kleines Schiff in einem aufkommenden Sturm an: Der Kapitän kann den Befehl geben, mit aller Kraft zu versuchen, das Sturmgebiet zu verlassen bzw. zu umgehen, oder aber auf kleine Fahrt zu gehen, quasi auf eine sogenannte Rückfallebene, um dort Kräfte und weitere Informationen zu sammeln und dann aber im richtigen Moment gezielt zu handeln.
Zielorientiertes Handeln indes setzt voraus, überhaupt persönliche und betriebliche Ziele möglichst konkret definiert zu haben. Der dem US-amerikanischen Schriftsteller Mark Twain (1835–1910) zugerechnete Ausspruch „Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“ mag hier als Warnung gelten. Daher müssen im Spannungsfeld der Digitalen Transformation mehr als schon zuvor die Prioritäten richtig gesetzt werden: Definition eines betrieblichen Zielsystems und dann zunächst um den „Faktor Mensch“ (Gesellschafter, Belegschaft, Geschäftspartner, Kunden, Öffentlichkeit) kümmern, danach um die ORGA-Aspekte und schließlich als krönender Abschluss um die Technik (im Sinne der Akquise und Einführung). Aber ein grundlegendes Verständnis für die neuen Technologien ist bereits vorab nötig, denn diese wechselwirken mit Menschen und Organisationen.
Wer das verstanden hat, weiß auch dass die Digitale Transformation mitnichten nur eine technische, sondern auch eine kulturelle und organisatorische Herausforderung ist. Einen Betrieb fit für die Industrie 4.0 zu machen, um auch in den kommenden Dekaden erfolgreich am Markt bestehen zu können, muss alle mitnehmen – allein sogenannte Cyberphysische Systeme zu erwerben und zu vernetzen, dann aber alles Andere zu belassen wie zuvor, wäre fatal. Die CI4-Akteure haben sich auf die Fahnen geschrieben, insbesondere dem deutschen Mittelstand zu helfen, diese allumfassende Transformation methodisch und möglichst sicher anzugehen und hierzu Schulung, Beratung und Projektbegleitung anzubieten.
Weitere Informationen zum Thema:
datensicherheit.de, 10.08.2019
Industrie 4.0: Erfolgsfaktor und Engpass IT/OT-Sicherheit
datensicherheit.de, 10.02.2019
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