Aktuelles, Experten, Veranstaltungen - geschrieben von dp am Dienstag, September 17, 2019 23:46 - noch keine Kommentare
Mittelstand 4.0 auch in der Fläche – Unterstützung und Sicherheit
Notizen vom „Kick-Off“-Abend der INITIATIVE DIGITAL am 9. September 2019 in Potsdam
[datensicherheit.de, 17.09.2019] Die INITIATIVE DIGITAL (ID) startete mit ihrem „Kick-Off“-Abend am 9. September 2019 in Potsdam ihr offizielles Wirken in der Region Berlin-Brandenburg. Erklärtes Ziel der ID ist es, gerade den Mittelstand in der Fläche, auch abseits der Ballungszentren, fit für die Digitale Revolution zu machen und KMU-Repräsentanten, Politik und Administration der Landkreise sowie regionalen Verbandsvertretern die Basis und Megatrends darzustellen, welche als „Game-Changer“ für die Wertschöpfung gelten und von zunehmend höherer Relevanz für den Mittelstand sind.
Digitalisierung ohne Internet heute undenkbar!
Zu Gast bei der Postbank Firmenkunden AG in Potsdam begrüßte Mathias Müller die Versammlung und erinnerte daran, dass die Postbank sich schon immer als Pionier auf dem Gebiet der Digitalisierung gesehen hat – als Beispiel aus der Post-Vergangenheit nannte er den 1977 auf der „Internationalen Funkausstellung“ in Berlin vorgestellten Bildschirmtext (kurz Btx).
Für die ID griff Sabine Zimmermann aus Gauting den Rückblick auf und stellte klar, dass heute Digitalisierung ohne Internet nicht mehr denkbar sei. Sonst fänden die „Kick-off“-Abende der ID immer zu Gast bei Landräten statt – die Gastgeberschaft einer Bank sei somit eine Premiere. Sie betonte die neutrale Position der ID im wirtschaftspolitischen Kontext. Sie dankte dem Gastgeber und richtete die Bitte an die Anwesenden um ein Feedback zur Ermittlung des hiesigen Bedarfs an Information, Schulung und Beratung.
Sabine Zimmermann: „INITIATIVE DIGITAL steht für wirtschaftspolitische Neutralität“
Megatrends Digitalisierung und Vernetzung bringen Herausforderungen und Chancen
Carsten J. Pinnow, ID-Botschafter für Berlin-Brandenburg, Organisator der Auftaktveranstaltung, stellte den rasanten Wandel der Randbedingungen an den Beginn seiner Ausführungen – neue Entwicklungen seien eigentlich immer schwer zu prognostizieren. Wer könne schon sicher voraussagen, was nur ein vorübergehender „Hype“ sein und was sich durchsetzen werde. Er empfahl, gerade angesichts dieser Unsicherheit wachsam zu sein, die „Augen offen“ stets zu halten.
Die sogenannte Digitalisierung indes sei nämlich ganz offensichtlich unaufhaltsam – es sei aber notwendig, diesen viel genutzten Begriff zu definieren und im Kontext anderer Megatrends zu betrachten. So sollte z.B. die Vernetzung ebenfalls mit bedacht werden.
Für die deutsche Volkswirtschaft gehe es darum, auch in Zukunft den Mittelstand „an Bord“ zu behalten, damit dieser weiter als Wertschöpfer den Wohlstand im Lande erhalten könne. In diesem Zusammenhang müsse man schon einmal die „Finger in die Wunde“ legen und auf die in Deutschland unzulängliche Infrastruktur hinweisen – etwas mit Blick auf die Versorgung mit Rechenzentren in der Fläche. Daneben seien vor allem Aus- und Weiterbildung zentrale Erfolgsfaktoren für die Digitale Revolution. Er erinnerte daran, dass Prof. Dr. Henning Kagermann von der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften geradezu beschwörend zur Nutzung der Chancen der Industrie 4.0 aufgerufen hat – es gehe auch für den Mittelstand darum, die Transformation zur „Fabrik der Zukunft“ erfolgreich zu bewältigen.
Um nicht immer nur die Risiken zu betonen, riss Pinnow die offenbaren Mehrwerte der Digitalisierung und Vernetzung an: „Predictive Maintenance“, Produktion individualisierter Bauteile bzw. kleiner Losgrößen (1), effizientere Ressourcennutzung sowie Verkürzung der Entwicklungs-, Anfahrts- und Rüstzeiten… Er stellte klar: Es sei jetzt Zeit zu handeln – es dürfe kein weiteres Abwarten mehr geben. Gerade für die anstehende Transformation würden Fachkräfte benötigt, somit eine weitere drängende Herausforderung. Zum Abschluss seines Impulses zur Digitalisierung äußerte er sich kritisch zu der zuweilen gehypten Webplattform-Wirtschaft, die oftmals über Jahre noch gar kein Geld verdient habe, aber zu einer Marktverzerrung – eben zu Lasten vor allem des Mittelstands – führe. Kein Zweifel ließ er an der Notwendigkeit, sich auf den Weg zu machen: „Die Digitalisierung wird stattfinden, mit oder ohne die KMU!“
Carsten J. Pinnow: „Digitalisierung wird stattfinden, mit oder ohne KMU!“
Empfehlung, die Hausbank auf KfW-Fördermittel für Innovationen anzusprechen
Gastgeber Mathias Müller gab einen Impuls zu Finanzierungsfragen. In KMU werde die Digitalisierung zur „Chefsache“– den mittelständischen Entscheidern legte er nahe, sich über ihre Hausbank nach Förderungsmöglichkeiten der KfW zu erkundigen. So helfe z.B. die Postbank ihren Firmenkunden, Förderprogramme zu sichten und ein möglichst passendes auszuwählen.
Schon die Erstellung einer neuen Website, um dem veränderten Nutzerverhalten mit verstärkt mobiler Nachfrage gerecht zu werden, könnte ggf. gefördert werden. Ebenso die zeitgemäße Anpassung eines Webshops, die Digitalisierung der Buchhaltung mittels elektronischer Erfassung aller Belege oder der Lagerhaltung könnten bei Erfüllung der Voraussetzungen als Innovation unterstützt werden. Ein KfW-Innovationskredit könne bereits bei einer Summe von 25.000 Euro starten. Es sei zu überlegen, ob nicht eine Förderung in Zeiten der Niedrigzinsen betriebswirtschaftlich vernünftiger sein könnte als die Finanzierung aus dem eigenen Cashflow.
Das Volumen für Mittelständler und Freiberufler gingen von 25.000 bis 25 Millionen Euro. Die Laufzeiten könnten fünf, sieben oder zehn Jahre, ggf. bei tilgungsfreiem Anlauf betragen. Zumeist sei auch keine dingliche Sicherung notwendig. Die „KfW-Töpfe“ seien derzeit nicht ausgeschöpft. Bei guter Bonität könne die Verzinsung unter einem Prozent betragen.
Mathias Müller: „Hausbank nach KfW-Fördermitteln für Mittelständler und Freiberufler fragen!“
Verfügbarkeit der IKT-Infrastruktur und der Mensch im Mittelpunkt
Per Skype-Viedeokonferenz wurde aus Frankfurt/Main Andreas Sturm, „Chief Business Development Officer“ bei DE-CIX, zugeschaltet. Er stellte die Herausforderungen an die IKT-Infrastruktur durch wachsende Datenvolumina dar: Als Beispiel nannte er große Sportereignisse, die nahezu global übertragen werden sollen. Aufgrund der Latenzzeiten müssten Rechenzentrum relativ nahe beim Kunden, also in dessen Region, angesiedelt werden. Hierzu zeigte er ein Beispiel aus der Telemedizin: Die Fernsteuerung etwa eines chirurgischen Roboters vertrage keine lange Latenz. Auch dem Vernetzungsgrad komme große Bedeutung zu – im ganzen Land müsse es daher auch regionale Knotenpunkte geben.
Carsten Pinnow gab anschließend noch einige Grundsatzinformationen zum Thema Datensicherheit und stellte dabei ganz bewusst nach Sturms Ausführungen die Verfügbarkeit an den Anfang. Weitere wesentliche Grundanforderungen seien die Integrität und die Vertraulichkeit. In diesem Sinne seien nicht nur Soft- und Hardware, sondern auch die sogenannte Orgware (z.B. Datenblätter, Prozessbeschreibungen, Vertragswerke, Notfall- und Wiederanlaufpläne) zu betrachten und sicher zu gestalten.
Um Systeme und Betrieb sicher zu gestalten und zu halten gelte es, sich nachdrücklich dem „Faktor Mensch“ zu widmen, dann der Organisation und letztendlich der Technologie. Er appellierte, insbesondere bei der Cloud-Nutzung auf die eigene Datensouveränität Wert zu legen (Verschlüsselung und inländischer Standort).
Carsten J. Pinnow: „Auf die eigene Datensouveränität Wert legen!“
SIWECOS: Kostenloser Schnell-Check für Websites auf Sicherheitslücken
Michael Weirich als Repräsentant des eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. griff die Datensicherheitsproblematik auf: Laut einer aktuellen eco-Studie seien Websites regelrechte „Einfallstore“ für Cyber-Angriffe. 97 Prozent solcher Attacken erfolgten über Sicherheitslücken in Standardsoftware.
Wer eine mutmaßlich unsichere Website betreibe, könne schnell Reputationsprobleme bekommen – denn Google warne vor als unsicher eingestuften Webseiten.
Im Rahmen der BMWi-Initiative „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ sei daher der Website-Check „SIWECOS“ eingerichtet worden, um Schwachstellen kostenfrei aufzuspüren. Nach Eingabe einer URL auf der Website „siwecos.de“ geben die Scanner demnach nach einigen Sekunden in Grün, Gelb und Rot Ergebnisse zu Sicherheits-Aspekten aus und erläutern diese. Der Betrieb dieses Angebots sei jedenfalls für die kommenden Jahre gesichert.
Michael Weirich: „SIWECOS“ spürt Schwachstellen in Websites kostenfrei auf
Weitere Informationen zum Thema:
INITIATIVE DIGITAL
Keine Fake-News: Die Digitale Revolution.
DataCenter Insider, 28.08.18
Ein Rechenzentrum für jede Gemeinde / Datacenter Day 2018 stellt die „Initiative Digital“ vor
datensicherheit.de, 09.11.2018
Die Digitale Transformation kann kommen: Keine Ausreden mehr auf dem Lande / Rückblick auf den Standempfang der „it-sa 2018“ mit Ehrengast Werner Theiner
KfW
Mit Innovation und Digitalisierung sichern Sie Ihren Erfolg von morgen
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 09.08.2019
SIWECOS: Die meisten Firmen-Websites in NRW haben Sicherheitslücken
SIWECOS Auf der sicheren Seite
SIWECOS Schnell-Check
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