Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Mittwoch, August 11, 2021 20:58 - 2 Kommentare
Telegram: Gefälschte Impfpässe als Massenware
Sicherheitsforscher von Check Point beobachten enormen Anstieg des Angebots auf dem Telegram-Schwarzmarkt
[datensicherheit.de, 11.08.2021] Die Check Point® Software Technologies Ltd. aktualisiert nach eigenen Angaben ihre Nachforschung zu gefälschten „Corona“-Impfnachweisen: Deren Sicherheitsforscher weisen demnach auf eine Zunahme von solche Angebote bewerbenden „Telegram“-Gruppen um weltweit 257 Prozent hin, wobei die meisten weiterhin aus Europa stammten. Im März 2021 seien die Werbungen vor allem für die USA, Großbritannien und Deutschland gedacht gewesen – nun kämen viele Länder in großer Zahl hinzu, darunter die Niederlande, Schweiz, Italien, Griechenland, Pakistan, Indonesien und Frankreich.
Oded Vanunu: Anbieter haben es auf mehr abgesehen, als nur gefälschte Impfausweise zu verkaufen und Geld zu verdienen…
Über 2.500 Telegram-Gruppen derzeit aktiv
Check Point schätzt, „dass über 2.500 Gruppen derzeit aktiv sind“. Die Nutzerzahlen in diesen Gruppen hätten sogar um 566 Prozent zugenommen, wodurch jede Gruppe im Schnitt 100.000 Teilnehmer aufweise. Manche Gruppen wiesen sogar über 450.000 Teilnehmer auf.
„Die Preise für die gefälschten Impfausweise sanken aufgrund des hohen Angebots um die Hälfte.“ Im März habe ein Pass rund 171 Euro (200 US-Dollar) gekostet, nun sei er für 85 Euro (100 US-Dollar) zu haben.
Kontaktiert werden Verkäufer über Telegram, Whatsapp, Wickr, Jabber oder E-Mail
Hinzu komme das Angebot, sogar digitalisierte EU-Nachweise kaufen zu können, sowie gefälschte PCR-Test-Ergebnisse. „Die Anbieter werben sogar damit, dass ihre Pässe in den digitalen Systemen der USA, Großbritanniens und der EU registriert seien.“
Bezüglich der Bezahlung würden „Paypal“ und Krypto-Währungen, wie „Bitcoin“, „Ethereum“, „Monero“, „Dogecoin“, „Litecoin“, akzeptiert. Manchmal außerdem „Amazon Pay“, die Videospiele-Plattform „Steam“ und „ebay“-Gutscheine. Kontaktiert werden könnten die Verkäufer über „Telegram“, „Whatsapp“, „Wickr“, „Jabber“ und E-Mail. Damit werde auch deutlich, dass sich dieser Schwarzmarkt vom sogenannten Darknet zu Nachrichten-Anwendungen, allen voran „Telegram“, verschiebe, um ein breites Publikum ohne große Hindernisse zu erreichen.
Telegram im Vergleich zum Darknet technisch weniger kompliziert zu bedienen
„Wir haben in diesem Jahr das Darknet und ,Telegram‘ auf ,Corona‘-Virus-bezogene Angebote untersucht. Im Moment können gefälschte Impfausweise für fast alle Länder erworben werden. Alles, was Interessierte tun müssen, ist, das Land anzugeben, aus dem sie stammen und welches Produkt sie möchten“, berichtet Oded Vanunu, „Head of Products Vulnerabilities Research“ bei Check Point Software Technologies.
Anbieter entschieden sich übrigens dafür, auf „Telegram“ zu werben und Geschäfte zu machen, weil sie so ihren Vertrieb skalieren könnten. „Telegram“ sei im Vergleich zum Darknet wenig technisch kompliziert zu bedienen und könne schnell eine große Anzahl von Menschen erreichen.
Zunahme der Nutzerzahlen im Darknet und bei Telegram zu erwarten
Vanunu führt aus: „Wir glauben, dass die rasante Ausbreitung der ,Delta‘-Variante und der damit verbundene Druck, sich impfen zu lassen, den Markt beflügelt haben. In der Tat gibt es Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, aber trotzdem die Freiheiten haben möchten, die mit dem Nachweis einer Impfung einhergehen. Diese Menschen wenden sich zunehmend dem Darknet und ,Telegram‘ zu.“
Seit März 2021 seien die Preise für gefälschte Impfausweise um die Hälfte gesunken, und Online-Gruppen für diese betrügerischen „Corona“-Virus-Dienste hätten eine Anhängerschaft von Hunderttausenden von Menschen gewonnen. Vanunu abschließender Rat: „Ich empfehle dringend, sich nicht auf diese Verkäufer einzulassen, denn diese Anbieter haben es auf mehr abgesehen, als nur gefälschte Impfausweise zu verkaufen und Geld zu verdienen.”
Weitere Informationen zum Thema:
Check Point Blog
Black market for fake vaccine certificates reaches new peaks, while Delta variant keeps spreading globally
datensicherheit.de, 04.02.2021
Darknet: Vermeintliche COVID-19-Impfstoffe im Angebot / Preise zwischen 165 und 1.000 Euro auf Darknet-Handelsplätzen
2 Kommentare
Kalle
Egoista
ja, die Frage hab ich auch. Auf was sollen die Verkäufer es denn noch abgesehen haben ?
Kommentieren
Aktuelles, Experten - Okt 11, 2024 19:58 - noch keine Kommentare
Cyber Resilience Act der EU verabschiedet – Fraunhofer IEM nimmt Stellung
weitere Beiträge in Experten
- BigBrotherAwards 2024 an Deutsche Bahn, Karl Lauterbach, Sachsens Innenminister, Shein und Temu sowie Technikpaternalismus
- Berechtigtes Interesse: BfDI begrüßt EDSA-Leitlinien
- Incident Response in Industrie-Unternehmen: Online-Veranstaltung am 16. Oktober 2024
- Cyber-Sicherheit industrieller Anlagen: Internationales OT-Grundsatzpapier veröffentlicht
- BKA-II Entscheidung: BfDI begrüßt Klarheit für geplante Modernisierung polizeilicher Computersysteme
Aktuelles, Branche - Okt 10, 2024 19:38 - noch keine Kommentare
Open Source Software – unbestreitbare Vorteile sowie Risiken
weitere Beiträge in Branche
- Kritische Sicherheitslücken im Linux-CUPS-System erfordern umgehende Maßnahmen
- SBOM: Software-Stücklisten laut ONEKEY-Studie noch immer kein Standard in der Industrie
- Präsidentschaftswahlen in den USA 2024: Wahl-Phishing auf dem Vormarsch
- Zunehmende Bedrohung in der digitalen Welt durch Deepfake-Angriffe
- Microsoft-E-Mails: Tausende verschiedener Fälschungen im Umlauf
Branche, Umfragen - Dez 21, 2020 21:46 - noch keine Kommentare
Threat Hunting: Bedeutung und Wertschätzung steigt
weitere Beiträge in Service
- Umfrage: 71 Prozent der IT-Entscheidungsträger besorgt über Mehrfachnutzung von Passwörtern
- Fast die Hälfte der Unternehmen ohne geeignete Sicherheitsrichtlinien für Remote-Arbeit
- Umfrage: Bedeutung der Konsolidierung von IT-Sicherheitslösungen
- TeleTrusT-Umfrage: „IT-Sicherheit im Home Office“
- Cybersicherheit: SANS-Studie zu Frauen in Führungspositionen
Auf was haben die Anbieter es denn sonst noch abgesehen??