Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Montag, September 7, 2020 11:03 - noch keine Kommentare
E-Learning: Bildungseinrichtungen vor Bedrohungen schützen
Matthias Canisius fordert „Sicherheitskultur des Misstrauens und der Wachsamkeit“ angesichts wachsender Bedrohungen durch Cyber-Angriffe
[datensicherheit.de, 07.09.2020] Die gegenwärtige „Pandemie“-Situation hat die Digitalisierung – oder zumindest erste Schritte dorthin – auch in die Schulen getragen. Neue Technologien und Programme mussten eingeführt werden, um den Fernunterricht zu gewährleisten, und Lehrer damit beginnen, eine Reihe von Videokommunikationsmitteln wie „Zoom“ und „Microsoft Teams“ einzusetzen. Zwar sei Deutschland 2019 in einem Ranking des Center for European Policy Studies im Bereich „E-Learning“ als „unterdurchschnittlich“ eingestuft worden, aber hierbei bewege sich nun etwas, meint Matthias Canisius, „Regional Director CE & EE“ bei SentinelOne.
Matthias Canisius: Bedeutung des Schutzes unseres Bildungssystems vor Cyber-Bedrohungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden!
Zahlreiche Bedrohungen: DDoS-Attacken, Phishing, Ransomware, Trolle…
Mit der zunehmenden Abhängigkeit der Schulen von solchen Online-Anwendungen und Tablets habe auch die Zahl der Cyber-Bedrohungen zugenommen. Infolgedessen bestehe ein höheres Risiko, „dass sich Cyber-Kriminelle als Schüler oder Lehrer ausgeben“. Betrüger nutzten dies aus, „indem sie Phishing-E-Mails mit Spendenaufforderungen und Hilfsangeboten verschicken, die aus legitimen Quellen zu stammen scheinen“.
Darüber hinaus sei es in einigen Ländern bei Video-Telekonferenz-Plattformen bereits zu Vorfällen mit „Online-Trollen“ gekommen, welche den Online-Unterricht mit anstößigen Inhalten über die Bildschirmfreigabefunktionen der Plattformen gestört hätten. Cyber-Kriminelle setzten ebenso DDoS-Angriffe ein. „Ein Beispiel dafür ist die bayerische Lernplattform ,MEBIS‘, die gleich zu Beginn der Krise mit einem DDoS-Angriff außer Gefecht gesetzt wurde.“
Bildungseinrichtungen mit großer Angriffsfläche – Bedrohungen überfordern IT-Laien
Schulen speicherten persönliche Daten von Schülern sowie Lehrern und stünden in Verbindung mit vielen externen Stellen und Anbietern sowie natürlich mit den Eltern, die hauptsächlich per E-Mail mit der Schule kommunizierten. Canisius: „Dies bedeutet, dass Schulen eine sehr große Angriffsfläche haben. Zumal die IT oft Aufgabe einzelner Lehrer und nicht wirklicher IT-Experten und schon gar nicht IT-Sicherheitsexperten ist.“
Schüler und deren Eltern würden leicht zu Opfern von Phishing-Betrügereien. Die mangelnde Erfahrung in Verbindung mit der Tendenz, einfache Passwörter über mehrere Plattformen hinweg zu verwenden, mache sie anfällig für „Credential Harvesting“ – das Entwenden und Sammeln von Anmeldeinformationen. Darüber hinaus sei das Bewusstsein von Eltern, Lehrern und Dozenten in Bezug auf Cyber-Risiken im Bildungswesen oft viel geringer als in anderen Bereichen.
Wege zur Begegnung der Cyber-Bedrohungen in Schulen
„Ein Programm zur Aus- und Fortbildung des Personals in den Schulen ist wichtig, um eine Sicherheitskultur des Misstrauens und der Wachsamkeit zu schaffen“, betont Canisius: Es müssten Beispiele aus der realen Welt mit den Nutzergruppen geteilt und diese regelmäßig getestet werden. Das Risiko könne durch Sicherheitstrainings verringert, aber nicht beseitigt werden. Im Zusammenspiel mit Technologien zur Erhöhung der E-Mail-Sicherheit sehe das aber schon anders aus.
Folgendes sollte beachtet werden, um die Sicherheit der Netzwerke zu gewährleisten und sich gegen Cyberbedrohungen zu schützen:
- URL-Scannen eingehender oder archivierter E-Mails, so dass ein Klick auf Zielseiten erst dann zugelassen wird, wenn die Seite auf Malware überprüft werden kann.
- Erkennung von gefährlichen Anhängen in der Mailbox und Umleitung in eine Sandbox vor der Zustellung.
- Schutz vor Identitätswechsel und „Social Engineering“.
Privilegien der IT-Nutzung an Bedrohungen anpassen
Ransomware habe nur dann die Möglichkeit, Dateien zu ändern und zu verschlüsseln, „wenn der infizierte Benutzer dies tut“. Die Kontrolle des Benutzerzugriffs auf kritische Netzwerkressourcen sei notwendig, „um die Gefährdung zu begrenzen und sicherzustellen, dass eine seitliche (laterale) Bewegung erschwert wird“.
Daher sei es entscheidend, sicherzustellen, „dass die Privilegien aktuell und auf dem neuesten Stand sind und dass Benutzer nur auf geeignete Dateien und Netzwerkstandorte zugreifen können, die sie für ihre Aufgaben benötigen“.
Traditionelle Endpunktsicherheit unzureichend zur Abwehr von Bedrohungen
Fast alle Organisationen verfügten über Endpunktsicherheit, um das Eindringen von Ransomware zu verhindern – indes reichten statische Erkennung und Virenschutz nicht mehr aus. Es werde immer wichtiger, über fortschrittliche Funktionen für den Endpunktschutz und die Möglichkeit zu verfügen, die Endpunktverwaltung und -hygiene von einem zentralen Verwaltungssystem aus durchzuführen.
„Eine gute Endpunktsicherheit sollte mehrere statische und verhaltensbasierte Module umfassen, die Maschinelles Lernen und KI zur Beschleunigung der Erkennung und Analyse einsetzen.“ Wichtig seien auch der Schutz vor „Exploits“, die Geräte- und Zugriffskontrolle sowie die Schwachstellen- und Anwendungskontrolle. Das Hinzufügen von Endpunkterkennung und -reaktion (EDR – Endpoint Detection and Response) zur forensischen Analyse und Feststellung der Grundursache sowie sofortiger Reaktionsmaßnahmen wie Isolierung, Übertragung in die „Sandbox“ und „Rollback“-Funktionen zur Automatisierung von Abhilfemaßnahmen, seien wichtige Überlegungen. Mit diesen Funktionen auf einer Plattform und einem Agenten, „der in der Lage ist, alle Geräte und Server zu schützen“, werde eine zentralisierte Sichtbarkeit und Kontrolle für das Cyber-Sicherheitsteam über den gesamten Endgerätebestand hinweg gewährleistet.
Entscheidungsträger sollten sich dringend mit den aus Mängeln resultierenden Bedrohungen befassen
Schulen und Hochschulen würden von Cyber-Kriminellen bedroht und das werde auch in absehbarer Zukunft so bleiben. „Die Bedeutung des Schutzes unseres Bildungssystems vor Cyber-Bedrohungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Schulen, Hochschulen und Universitäten bieten nicht nur lebenswichtige Dienste für unsere Gesellschaft und Wirtschaft, sie verfügen auch über zahlreiche sensible Daten.“
Von persönlichen Informationen wie Geburtsurkunden, Schüler- und Lehrerakten, Sozialversicherungsnummern und Finanzdaten bis hin zu Geistigem Eigentum und Spitzenforschung gehörten die Daten dieser Organisationen zu den nützlichsten für Cyber-Kriminelle, erläutert Canisius. Daher sei es unbedingt erforderlich, dass sich die Verantwortlichen und politischen Entscheidungsträger „dringend mit diesen Mängeln befassen“.
Weitere Informationen zum Thema:
datensicherheit.de, 22.01.2020
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