Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von am Dienstag, Juli 12, 2022 17:46 - noch keine Kommentare

Weiterhin lückenhafte Cyber-Sicherheit: Jedes 2. Fertigungsunternehmen rechnet mit Zunahme von -angriffen

Fast jeder zweite Hersteller gibt zu, dass Cyber-Sicherheit nicht im Fokus der höchsten Managementebene steht

[datensicherheit.de, 12.07.2022] Gut die Hälfte der Industrieunternehmen (51%) geht laut einer aktuellen Studie davon aus, dass die Zahl der Cyber-Angriffe auf sogenannte Smart Factories in den nächsten zwölf Monaten steigen wird – dennoch sagt demnach ebenfalls fast jeder zweite Hersteller (47%), „dass die Cyber-Sicherheit der eigenen intelligenten Fabriken nicht im Fokus der höchsten Managementebene steht“. Erst wenige Hersteller verfügten über ausgereifte Strukturen in allen kritischen Bereichen der Cyber-Sicherheit. Die mit dem „Industrial Internet of Things“ (IIOT) geschaffene Konnektivität der Smart Factories erhöhe die Gefahr durch Cyber-Angriffe in der intelligenten Industrie im hohen Maße. Zu diesen Ergebnissen kommt nach eigenen Angaben das Capgemini Research Institute in seiner neuen Studie „Smart & Secure: Why smart factories need to prioritize cybersecurity“.

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Abbildung: Capgemini Research Institute

Capgemini-Umfrage Oktober-November 2021: Cyber-Sicherheit ist eine Schlüsselkomponente einer Smart Factory

Ausgeprägtes Cyber-Gefahrenbewusstsein führt nicht automatisch dazu, dass Unternehmen entsprechend vorbereitet sind

„Rund 53 Prozent der Unternehmen – sowohl weltweit als auch in Deutschland – denken, dass Smart Factories in Zukunft Hauptziele von Cyber-Angriffen sein werden.“ In der Schwerindustrie gingen davon sogar 60 Prozent aus, im Pharma- und Life-Sciences-Sektor 56 Prozent.

Ein ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein führe jedoch nicht automatisch dazu, dass Unternehmen entsprechend vorbereitet sind: Unzureichende Aufmerksamkeit des obersten Managements, knappe Budgets und menschliche Faktoren werden als die größten Hürden für Cyber-Sicherheit genannt, die sie zu überwinden haben.“

Vorteile der Digitalen Transformation nutzen wollen – ohne Cyber-Sicherheit von Beginn zu integrieren

Torsten Jüngling, „Head of Cybersecurity“ bei Capgemini in Deutschland, kommentiert: „Hersteller kennen die Vorteile der Digitalen Transformation und investieren entsprechend massiv in Smart Factories – ein riskanter Schritt, wenn Cyber-Sicherheit nicht von Beginn an integriert ist.“

Die wachsende Angriffsfläche, Vernetzung und die Menge an Betriebstechnologie sowie IIOT-Geräten machten Smart Factories zu „einem leichten Ziel für Cyber-Kriminelle“. Jüngling warnt: „Solange dies keine Priorität des Vorstands ist, wird es Unternehmen schwerfallen, der Gefahr effektiv zu begegnen, ihre Mitarbeitenden und Zulieferer fortzubilden sowie die Kommunikation zwischen den Cybersecurity-Teams und der C-Suite verbessern.“

Fehlende Tools und nicht-standardkonforme Prozesse als Hürden für Cyber-Sicherheit

Die Studie zeige, dass Cyber-Sicherheit für viele Unternehmen kein Grundstein ihrer Strategie sei – nur 51 Prozent integrierten standardmäßig Cyber-Sicherheitspraktiken in ihre Smart Factories. „Anders als bei IT-Plattformen sind möglicherweise nicht alle Unternehmen in der Lage, die Maschinen in einer Smart Factory im laufenden Betrieb zu überprüfen.“ Die Sichtbarkeit von Betriebstechnologie (OT) und IIOT-Geräten auf Systemebene sei notwendig, um es zu erkennen, sobald sie kompromittiert wurden. 77 Prozent der Unternehmen seien besorgt darüber, dass zur Reparatur oder Aktualisierung von OT-/IIOT-Systemen regulär nicht-standardkonforme Prozesse angewandt würden. Diese Problematik sei zum Teil auf die geringe Verfügbarkeit der richtigen Tools und Prozesse zurückzuführen.

Allerdings denke die Hälfte der Unternehmen in Deutschland und weltweit, dass Cyber-Risiken für Smart Factories in erster Linie von den Netzwerken ihrer Partner und Zulieferer ausgingen. 28 Prozent hätten zudem beobachtet, dass die Zahl der Mitarbeiter oder Zulieferer, „die infizierte Geräte wie Laptops und Mobilgeräte zur Installation oder zum Patchen von Smart-Factory-Anlagen mitbringen“, seit 2019 um 20 Prozent gestiegen sei.

Menschen bleiben größte Gefahr für die Cyber-Sicherheit

Nur wenige der befragten Unternehmen gäben an, dass ihre Cyber-Sicherheitsteams über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügten, um bei Vorfällen dringende Sicherheits-Patches ohne externe Unterstützung durchzuführen. Eine häufige Ursache für diese verbreitete Schwachstelle bestehe darin, dass „Cybersecurity Manager“ fehlten, um die erforderlichen Weiterbildungsprogramme einzuführen.

„In Verbindung mit dem Fachkräftemangel wird dies zu einer Herausforderung: 57 Prozent der Unternehmen halten den Mangel an Fachkräften für die Cyber-Sicherheit von Smart Factories für weitaus akuter als für den Bereich der IT-Sicherheit.“ Viele Unternehmen berichteten, dass ihre Cyber-Sicherheitsanalysten überlastet seien von der Vielzahl an OT- und IIOT-Geräten, „die sie überwachen müssen, um Angriffe zu erkennen und zu verhindern“. Darüber hinaus sähen sich 43 Prozent der Cyber-Sicherheitsmanager in Deutschland und weltweit nicht in der Lage, auf Angriffe in ihren Smart Factories und Produktionsstandorten zu reagieren.

Verluste in der Vergangenheit hauptsächlich durch Verzögerungen der Entdeckung von Cyber-Angriffen

Zu wenig Zusammenarbeit zwischen den Leitern von Smart Factories und dem „Chief Security Officer“ sei für über die Hälfte der Befragten – 53 Prozent weltweit, 58 Prozent in Deutschland – ebenfalls ein bedenklicher Umstand. Diese Kommunikationslücke beeinträchtige die Fähigkeit von Unternehmen, Cyber-Angriffe frühzeitig zu erkennen, was zu einem größeren Ausmaß der Schäden führen könne.

Mehr als die Hälfte (55%) der deutschen Unternehmen habe angegeben, „dass Verluste in der Vergangenheit hauptsächlich durch Verzögerungen bis zur Entdeckung von Cyber-Angriffen entstehen konnten“.

Wettbewerbsvorteile für Cybersecurity-Vorreiter

Es gebe Vorreiter unter den Herstellern – sechs Prozent, in der als Studie „Cybersecurity Leaders“ bezeichnet –, die in ihren Smart Factories schon ausgereifte Konzepte für die entscheidenden Dimensionen der Cyber-Sicherheit umsetzten: Sensibilisierung, Reaktionsfähigkeit und Implementierung.

Aus der Studie gehe hervor, dass sie ihren Wettbewerbern dadurch in mehreren Aspekten überlegen seien: „72 Prozent können sich gegen Cyber-Angriffe schützen und deren Auswirkungen minimieren, und 74 Prozent sind in der Lage, bekannte Angriffsmuster frühzeitig zu erkennen.“ Dies sei nur bei 41 bzw. 46 Prozent der anderen Unternehmen der Fall.

6-stufiger Ansatz für Ausarbeitung einer effektiven Cyber-Sicherheitsstrategie

Basierend auf der Auswertung und den Erfahrungen der ermittelten „Cybersecurity Leaders“ empfehlen die Studienautoren nach eigenen Angaben einen sechsstufigen Ansatz für die Ausarbeitung einer effektiven Cyber-Sicherheitsstrategie für Smart Factories:

  • Durchführung eines umfassenden „Cybersecurity Assessment“
  • Sensibilisierung des gesamten Unternehmens für Cyber-Gefahren hinsichtlich Smart Factories
  • Definition der Verantwortlichkeiten für die Risiken von Cyber-Angriffen
  • Einführung von sogenannten Frameworks für Cyber-Sicherheit in Smart Factories
  • Entwicklung von auf Smart Factories zugeschnittenen Cyber-Sicherheitspraktiken
  • Aufbau einer Governance-Struktur und eines Frameworks zur Kommunikation mit der Unternehmens-IT

Weitere Informationen zum Thema:

Capgemini
Jedes zweite Fertigungsunternehmen rechnet mit Zunahme von Cyberangriffen – bei weiterhin lückenhafter Cybersicherheit



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