Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Dienstag, August 9, 2022 9:19 - noch keine Kommentare
Russisch-ukrainischer Cyber-Krieg als Booster für Cyber-Unsicherheitslage
Lothar Geuenich kommentiert Cyber-Kriegsauswirkungen auf die (Un-)Sicherheitslage im Cyberspace
[datensicherheit.de, 09.08.2022] Lothar Geuenich, „Regional Director Central Europe/DACH“ bei der Check Point Software Technologies GmbH, kommentiert in seiner aktuellen Stellungnahme die bedrohlichen Auswirkungen des russisch-ukrainischen Cyber-Krieges auf die „(Un-)Sicherheitslage im Cyberspace“. Ein weiteres Jahr in Folge ist demnach nun weiter mit einer starken Zunahme der Cyber-Angriffe zu rechnen. Geuenich erläutert diese Einschätzung: „Unser ,Check Point Cyber Attack Trends: 2022 Mid-Year Report‘ dokumentiert bereits in der ersten Jahreshälfte einen Anstieg der wöchentlich verübten Attacken um satte 42 Prozent.“

Foto: CHECK POINT
Lothar Geuenich prognostiziert: Mit einem weiteren drastischen Anstieg der cyber-kriminellen Aktivitäten nach dem Ende des Konflikts sollte in jedem Fall gerechnet werden
Cyber-Angriffe auf staatliche Einrichtungen sowie öffentliche und private Infrastrukturen
Einen guten Anteil an dieser gefährlichen Entwicklung habe der seit nunmehr rund fünf Monaten tobende russisch-ukrainische Cyber-Krieg. Fester Bestandteil der Kriegsstrategien beider Konfliktparteien seien offensichtlich Cyber-Angriffe auf staatliche Einrichtungen sowie auf öffentliche und private Infrastrukturen des jeweiligen Gegners und seiner Verbündeten.
„Solange der Konflikte andauert, darin sind sich alle Beobachter einig, kann mit einer Besserung der Cyber-Sicherheitslage nicht gerechnet werden“, warnt Geuenich. Was im Rahmen der Überlegungen zum russisch-ukrainischen Cyber-Krieg jedoch häufig übersehen werde: „Das Ende des Konflikts – ob nun schon in wenigen Monaten oder erst in einigen Jahren – wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu einer allgemeinen Entspannung der Sicherheitslage führen.“ Denn der Cyber-Krieg sei nicht allein nur ein Unsicherheitsfaktor, er sei vielmehr noch ein „Unsicherheitskatalysator“, dessen zerstörerische Wirkung wohl erst mit einigen Jahren Verzögerung voll zum Tragen kommen werde.
Als Grund für seine pessimistische Prognose führt Geuenich an, dass neben rein staatlichen Akteuren eine größere Zahl freiwilliger, privater Akteure in den Cyber-Kampf eingebunden worden ist: Sogenannte Hacktivisten und gutartige White-Hat-Hacker arbeiteten mit Cyber-Kriminellen und bösartigen Black-Hat-Hackern zusammen. Sogar Technologie-Unternehmen mischten in dieser illustren Runde mit. Einige von ihnen operierten im Auftrag eines der beiden Kontrahenten, andere auf eigene Faust, aber in deren Namen – „einige frei und unabhängig voneinander, andere zentral gesteuert als feste Gruppe“.
Hacktivisten und gutartige White-Hat-Hacker arbeiteten mit Cyber-Kriminellen und bösartigen Black-Hat-Hackern zusammen
Sie alle brächten hierzu unterschiedliche Toolsets, Vorgehensweisen und Ziele in den Konflikt mit ein – abhängig von ihrem Wissensstand, Erfahrungsschatz und Ausrüstungspool. Einige begnügten sich mit einfachen DDoS-Angriffen, um Websites staatlicher Institutionen lahmzulegen. Andere führten indes hochkomplexe und von langer Hand geplante Angriffe auf Kritische Infrastrukturen durch, um ein Strom- oder Kommunikationsnetz zu unterbrechen.
Geuenich führt hierzu aus: „Dabei optimieren sie ihre Fähigkeiten und Toolsets – als Einzelperson wie als Gruppe – kontinuierlich. Sie lernen voneinander, lernen zusammenzuarbeiten. Auch und gerade mit denjenigen, die in Friedenszeiten cyber-kriminellen Aktivitäten nachzugehen suchen. Und dies sind – erstmals in einem solchen Konflikt – nicht wenige.“ Der hohe Anteil an Cyber-Kriminellen und Black-Hat-Hackern, welche sich aktiv im russisch-ukrainischen Cyber-Krieg engagierten, stelle ein Novum dar – und berge in Punkto IT-Sicherheit ein erhebliches Bedrohungspotenzial. „Denn wenn der Krieg einmal vorüber ist, wird eine erhebliche Anzahl ehemaliger ‚Cyber-Krieger‘ – ausgestattet mit einem noch nie dagewesenen Grad der Vernetzung – über mehr Wissen, mehr Erfahrung und mehr Tools verfügen als jemals zuvor.“
Die kriminellen, derzeit noch in den russisch-ukrainischen Cyber-Krieg eingebundenen Kräfte würden sich dann wieder „lohnendere Ziele“ suchen – und viele ideologische, bislang nicht zum Kreis der Cyber-Kriminellen zählenden „Krieger“ würden dann rasch erkennen, „dass ihre frisch erlangte Schlagkraft nur zu halten sein wird, wenn sie für Einnahmen in einer ausreichenden Größenordnung sorgen“. Geuenichs Fazit: „Mit einer signifikanten Verschärfung der Unsicherheitslage, mit einem weiteren drastischen Anstieg der cyber-kriminellen Aktivitäten nach dem Ende des Konflikts, sollte deshalb in jedem Fall gerechnet werden.“
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