Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Dienstag, November 4, 2025 0:05 - noch keine Kommentare
Telematik-Infrastruktur: Kaspersky-Warnung vor Schwachstellen in vernetzten Fahrzeugen
Sicherheitsaudit deckte „Zero Day“ bei Dienstleister und Fehlkonfigurationen in der Telematik-Infrastruktur auf
[datensicherheit.de, 04.11.2025] Kaspersky meldet, dass ein aktuelles eigenes Security-Audit aufzeigt, wie Angreifer durch die Ausnutzung einer „Zero Day“-Schwachstelle in einer Anwendung eines Auftragnehmers die vollständige Kontrolle über das Telematiksystem eines Fahrzeugs hätten erlangen können – „inklusive potenzieller Manipulation sicherheitsrelevanter Funktionen wie Gangwechsel oder Motorabschaltung“. Diese Untersuchung offenbart demnach schwerwiegende Schwachstellen sowohl in der Infrastruktur des Herstellers als auch im vernetzten Fahrzeug selbst und verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf der Automobilindustrie, Cybersicherheits-Maßnahmen zu stärken und Drittsysteme besser abzusichern. Die Ergebnisse dieses Audits seien auf dem diesjährigen „Security Analyst Summit“ (SAS) vorgestellt worden.
Kontrolle über das Telematik-System des Fahrzeuges
Durch die Ausnutzung einer „Zero Day“-Schwachstelle in einer öffentlich zugänglichen Anwendung eines Auftragnehmers sei es Kaspersky-Experten gelungen, die Kontrolle über das Telematik-System des Fahrzeuges zu erlangen.
- Damit hätten Angreifer beispielsweise während der Fahrt Gangwechsel erzwingen oder den Motor abstellen können, was die Sicherheit von Fahrern und Beifahrern gefährden würde.
 
Das Audit verdeutliche gravierende Cybersicherheitsrisiken in der Automobilindustrie und unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Schutzmaßnahmen deutlich zu verstärken.
Telematik ermöglicht Erfassung, Übertragung, Analyse und Nutzung zahlreicher Daten
„Das Security-Audit wurde remote durchgeführt und umfasste sowohl die öffentlich zugänglichen Dienste des Herstellers als auch die Infrastruktur des Auftragnehmers.“ Dabei hätten die Kaspersky-Experten mehrere ungeschützte Web-Dienste identifiziert. „Über eine bislang unbekannte SQL-Injection-Schwachstelle in der Wiki-Anwendung – einer webbasierten Plattform zur gemeinsamen Erstellung und Verwaltung von Inhalten – gelang es ihnen, eine Liste von Nutzerkonten des Auftragnehmers inklusive Passwort-Hashes zu extrahieren.“
- Aufgrund schwacher Passwortrichtlinien hätten einige dieser Passwörter erraten werden können. „Dadurch erhielten die Experten Zugriff auf das Issue-Tracking-System des Auftragnehmers, ein Tool zur Verwaltung und Nachverfolgung von Aufgaben, Fehlern und Projekten.“ Dieses System habe sensible Konfigurationsdaten der Telematik-Infrastruktur des Herstellers enthalten – „darunter eine Datei mit gehashten Passwörtern von Nutzern eines Fahrzeugtelematik-Servers“.
 
In modernen Fahrzeugen ermögliche Telematik die Erfassung, Übertragung, Analyse und Nutzung zahlreicher Daten – etwa zu Geschwindigkeit oder Geolokalisierung – und bilde somit eine zentrale Schnittstelle für vernetzte Fahrzeugsysteme.
Schwachstellen: Modifizierte Firmware könnte auf Telematik-Steuergerät (TCU) hochladen werden
Auf der Seite des vernetzten Fahrzeugs hätten die Kaspersky-Experten eine falsch konfigurierte Firewall entdeckt, „die interne Server ungeschützt ließ“. Mithilfe eines zuvor erlangten Servicekonto-Passworts hätten sie Zugriff auf das Dateisystem des Servers erhalten und dort die Zugangsdaten eines weiteren Auftragnehmers gefunden. Dadurch sei es ihnen gelungen, die volle Kontrolle über die Telematik-Infrastruktur zu übernehmen.
- „Im Zuge des Audits stießen sie zudem auf einen Firmware-Update-Befehl, mit dem sich modifizierte Firmware auf das Telematik-Steuergerät (TCU) hochladen ließ.“ So hätten sie Zugriff auf den CAN-Bus (Controller Area Network) des Fahrzeugs erhalten – das zentrale Kommunikationssystem, welches verschiedene Komponenten wie Motorsteuerung und Sensoren miteinander verbinde.
 
„Anschließend konnten weitere Systeme, darunter die Motorsteuerung, angesprochen werden.“ Dies hätte potenziell die Manipulation zahlreicher sicherheitsrelevanter Fahrzeugfunktionen ermöglicht und die Sicherheit von Fahrer und Beifahrer ernsthaft gefährdet.
Bedrohung der Telematik durch Sicherheitslücken auf Basis in der Automobilindustrie weit verbreiteter Probleme
„Die Sicherheitslücken resultieren aus Problemen, die in der Automobilindustrie weit verbreitet sind: Öffentlich zugängliche Webdienste, schwache Passwörter, fehlende Zwei-Faktor-Authentifizierung und unverschlüsselte Speicherung sensibler Daten“, kommentiert Artem Zinenko, „Head of Kaspersky ICS CERT Vulnerability Research and Assessment“.
- Er warnt: „Das Audit zeigt, wie bereits eine einzelne Schwachstelle in der Infrastruktur eines Auftragnehmers zu einer vollständigen Kompromittierung sämtlicher vernetzter Fahrzeuge führen kann!“
 
Die Automobilindustrie müsse robuste Cybersicherheitspraktiken priorisieren – insbesondere in Systemen von Drittanbietern –, um Fahrer zu schützen und das Vertrauen in vernetzte Fahrzeugtechnologien zu bewahren.
Kaspersky gibt Empfehlungen zur Absicherung von Telematik-„Ökosystemen“
Für Dienstleister:
- Den Internetzugriff auf Webdienste ausschließlich über ein VPN erlauben!
 - Dienste von Unternehmensnetzen isolieren, um ungewollten Zugriff zu verhindern!
 - Strikte Passwortrichtlinien durchsetzen, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) implementieren und sensible Daten verschlüsseln!
 - Logging in ein SIEM (Security Information and Event Management) integrieren, um sicherheitsrelevante Ereignisse in Echtzeit zu überwachen!
 
Für Hersteller:
- Den Zugriff auf die Telematik-Plattform aus dem Fahrzeugnetzsegment beschränken!
 - Positivlisten für Netzwerkinteraktionen verwenden, um nur autorisierte Verbindungen zuzulassen!
 - Die Passwort-Authentifizierung bei „Secure Shell“ deaktivieren und Dienste mit minimalen Rechten betreiben!
 - Die Befehlsauthentizität in Telematik-Steuereinheiten sicherstellen und diese Maßnahmen mit der Integration in ein SIEM kombinieren!
 
Weitere Informationen zum Thema:
Linkedin
Artem Zinenko – Senior Software Engineer
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