Aktuelles, Experten - geschrieben von cp am Montag, August 22, 2011 23:35 - noch keine Kommentare
Aufbau biometrischer Datenbanken nach dem 11. September 2001 übertraf alles bisher Gekannte
Auch biometrische Daten könnten gefälscht, kopiert oder manipuliert werden, warnt der Bundesdatenschutzbeauftragte
[datensicherheit.de, 22.08.2011] Kurz nach den Anschlägen des 11. September 2001 machte eine Idee Karriere, die Vertreter der Sicherheitsbehörden schon länger wälzten – biometrische Merkmale sollten in Identitätspapiere aufgenommen werden, damit niemand mehr unter falscher Identität oder mit ge- beziehungsweise verfälschten Papieren reisen kann:
Einen brennenden Befürworter der Idee hätten die US-Vertreter im damaligen deutschen Innenminister Otto Schily gefunden, ruft Peter Schaar in Erinnerung. Schily habe höchstpersönlich durchgesetzt, dass in den EU-Reisepässen nicht nur ein digitales Passfoto, sondern auch ein digitalisierter Fingerabdruck gespeichert werden müsse. Dies sei ohne parlamentarische Zustimmung geschehen. Die Innenminister der EU-Staaten hätten eine entsprechende Verordnung beschlossen, wobei der Einwand des Europäischen Parlaments gegen den Fingerabdruck als Pflichtmerkmal in den Wind geschlagen worden sei. Auch die nationalen Parlamente hätten eine Statistenrolle zugeteilt bekommen, da eine von den Regierungsvertretern beschlossene EU-Verordnung – im Gegensatz zu einer „Richtlinie“ – in den Mitgliedstaaten unmittelbar geltendes Recht sei.
Insbesondere in der Folge von „9/11“ seien vielfältige biometrische Datenbanken entstanden, die alles überträfen, was man bis dahin kannte – so würden europaweit Asylantragsteller mit digitalem Fingerabdruck und Passbild registriert. Bei jeder Ein- und Ausreise in die USA würden die Reisenden fotografiert und müssten Abdrücke aller zehn Finger abgeben. Diese Daten landeten in Datenbanken zur jahrzehntelangen Aufbewahrung.
Die zunehmende Verwendung von Fingerabdrücken und anderen biometrischen Merkmalen sei laut Schaar mit Gefahren für den Datenschutz verbunden, denn biometrische Daten enthielten automatisiert auswertbare Zusatzinformationen über die Betroffenen, die Rückschlüsse auf deren ethnische Herkunft, Lebenswandel und Gesundheitszustand ermöglichten.
Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass Fingerabdrücke und andere biometrische Merkmale eben doch keine zweifelsfreie Identifizierung ermöglichten, warnt Schaar. Auch diese könnten nämlich gefälscht, kopiert oder manipuliert werden. Dem biometrischen Pässen und Personalausweisen entgegengebrachten Vertrauen stehe entgegen, dass auch Unberechtigte mit solchen Dokumenten unterwegs sein könnten.
Weitere Informationen zum Thema:
Datenschutz FORUM, 18.08.2011
9/11-Blog – Folge 3: Biometrie – Schweizer Taschenmesser der Sicherheitsbehörden?
Aktuelles, Experten, Studien - Sep 22, 2023 10:40 - noch keine Kommentare
Internet-Verfügbarkeit: Noch 3 Milliarden Menschen weltweit ohne Zugang
weitere Beiträge in Experten
- Registermodernisierung: Von der Steuer-Identifikationsnummer zur Bund ID
- collect and connect: Veranstaltungsreihe zu Berlins kulturellem Digital-Erbe
- BVSW Cyberherbst 2023 soll Unternehmen helfen, Risiken zu erkennen und sich zu schützen
- KRITIS und Risikomanagement: Hybrid-Veranstaltung am 20. September 2023
- Bundesdatenschutzgesetz: Novelle sieht Datenschutzkonferenz als etabliertes Format an
Branche, Aktuelles, Studien - Sep 21, 2023 12:32 - noch keine Kommentare
Web-Anwendungen laut CyCognito-Studie großes Risiko für Unternehmen
weitere Beiträge in Branche
- Digitalisierung und Vernetzung: IT-Security als Wegbereiter
- Gefahren für Politik und Demokratie: Optimierung von Deepfakes mittels KI
- Muddled Libra wird spektakulärer Cyber-Angriff auf MGM Resorts in Las Vegas zugeschrieben
- Cloud: Rückverlagerung von Daten nimmt an Bedeutung zu
- Cyber-Kriminalität in Deutschland: Für 2023 wieder Schäden im Wert von über 200 Milliarden Euro erwartet
Branche, Umfragen - Dez 21, 2020 21:46 - noch keine Kommentare
Threat Hunting: Bedeutung und Wertschätzung steigt
weitere Beiträge in Service
- Umfrage: 71 Prozent der IT-Entscheidungsträger besorgt über Mehrfachnutzung von Passwörtern
- Fast die Hälfte der Unternehmen ohne geeignete Sicherheitsrichtlinien für Remote-Arbeit
- Umfrage: Bedeutung der Konsolidierung von IT-Sicherheitslösungen
- TeleTrusT-Umfrage: „IT-Sicherheit im Home Office“
- Cybersicherheit: SANS-Studie zu Frauen in Führungspositionen
Kommentieren