Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von cp am Montag, August 6, 2012 19:04 - noch keine Kommentare
Barracuda Labs untersuchen den Handel mit gefälschten Twitter-Profilen
1,5 Cent pro kurzlebigem Fan
[datensicherheit.de, 06.08.2012] Der Fall Mitt Romney mache klar: Gefälschte Freunde in sozialen Netzwerken sind ein lukratives Geschäft. Für Centbeträge pro Follower verkaufen zahlreiche Händler gefälschte Profile, die meist keine lange Lebensdauer haben. Sie werden in der Regel schnell entdeckt und gelöscht. So kamen die Barracuda Labs zur Erkenntnis, dass 80 Prozent der falschen Twitter-Follower des US-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney weniger als drei Monate alt waren – und zehn Prozent schon wieder aus dem Netzwerk verschwunden sind. Seine falschen Follower, Fans und Freunde fallen vor allem durch ihre Inaktivität auf: Jeder Vierte hat nicht einen einzigen Tweet verschickt.
Zu diesen Ergebnissen kommt Barracuda Networks, ein führender Anbieter von Sicherheits-, Netzwerk und Datensicherungslösungen, in seiner neuesten Studie „The Underground Economy of Buying Twitter Followers: Dealers, Abusers and Fake Accounts“. Diese analysiert eine zufällige Auswahl von 70.000 gefälschten Twitter-Profilen, die zum Verkauf angeboten wurden. Ein besonderes Augenmerk legt Barracuda Labs in der Untersuchung auf einige der aktuellen Käufer gefälschter Follower wie den US-Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney.
Betrug mit gefälschten Social Media Profilen steht im Fokus erhöhter Aufmerksamkeit, seitdem Facebook in seiner 10-Q Erklärung 83 Millionen gefälschte Anwenderprofile eingestand oder das Wahlkampfteam von Mitt Romney im Verdacht steht, die Follower-Zahlen durch gekaufte und eventuell gefälschte Follower künstlich aufgebauscht zu haben. Diese gefälschten Profile sind Herzstück einer dynamisch wachsenden Schattenwirtschaft im Umfeld sozialer Netzwerke. Sie setzt sich aus den Anbietern zusammen, welche Tausende gefälschter Accounts erstellen und verkaufen, und denen, die diese Follower kaufen und versuchen, mit ihnen ihre Bekanntheit zu erhöhen.
Dr. Paul Judge, Chief Research Officer von Barracuda Networks, kommentiert die Ergebnisse der Untersuchung: „Gefälschte Anwender stellen für Facebook und Twitter eine Gefahr dar, weil sie das Vertrauen erschüttern, dass die Anwender in die Online-Sicherheit und das Gemeinschaftsgefühl der sozialen Netzwerke haben. Dies erschüttert nicht nur das Vertrauen der Werbewirtschaft, weil nicht sicher ist, ob hinter den veröffentlichten Nutzerzahlen echte Accounts stehen. Es gefährdet auch die Funktionsweise dieser Netzwerke an zentraler Stelle, nämlich, dass ihre Anwender sie ohne Bedenken nutzen.“
Studie deckt Schattenwirtschaft auf
Die Untersuchung wurde im Mai 2012 begonnen. Barracuda Labs richteten drei Twitter-Profile ein und kauften für jedes von Ihnen zwischen 20.000 und 70.000 Follower über eBay und andere Websites.
Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen:
- Es existiert ein weit verzweigtes Händlernetz: Allein auf eBay gibt es 20 Anbieter und unter den Google Top-100 Ergebnissen finden sich 58 Websites, die ebenfalls gefälschte Twitter-Profile verkaufen.
- Der Missbrauch floriert: Im Durchschnitt hat jeder betrügerische Käufer 48.885 Follower. Das gefälschte Profil folgt seinerseits im Durchschnitt rund 1.800 Profilen.
- Gefälschte Accounts sind weit verbreitet: Der Preis für 1.000 falsche Follower liegt bei durchschnittlich 15 Euro. 61 Prozent der gefälschten Profile sind weniger als drei Monate alt, im Schnitt bestehen sie seit knapp fünf Monaten.
Aus Anlass der öffentlichen Diskussion um die gefälschten Follower von Mitt Romneys Twitter-Profil haben Barracuda Labs diese genauer untersucht. Es ergaben sich folgende Erkenntnisse:
- Fast jedes von den Profilen, das Mitt Romney folgt, ist neu: Über 80 Prozent aller Follower-Profile bestehen seit weniger als drei Monaten, 25 Prozent sind nicht einmal drei Wochen alt.
- Die Zahl seiner Follower erhöhte sich an einem einzigen Tag (dem 21. Juli 2012) um ganze 17 Prozent.
- Einer von vier der neuen Twitter-Follower von Romneys Profil hat nicht einen Tweet verschickt.
- 10 Prozent von Romneys neuen Profilen wurden durch Twitter bereits gelöscht.
Diese Ergebnisse deckten sich deutlich mit denen von gefälschten Anwenderprofilen und ließen den Schluss zu, dass die allermeisten dieser neuen Follower Mitt Romneys nicht aus der echten Twitter-Community stammzen, sondern von einem Anbieter bezahlter Twitter-Follower beschafft wurden.
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