Aktuelles, Branche - geschrieben von dp am Donnerstag, Juni 12, 2025 0:38 - noch keine Kommentare
Blick über den eigenen Tellerrand: Cybersicherheit als Frage nationaler Souveränität
Ari Albertini warnt davor, die größte Schwachstelle im Alltag zu unterschätzen: Das aufgrund von Zeitdruck oft ungeschützte Teilen sensibler Informationen gefährdet die Cybersicherheit
[datensicherheit.de, 12.06.2025] Angriffe auf deutsche Industriebetriebe erinnern immer wieder deutlich daran, dass Cybersicherheit längst keine rein technische Herausforderung mehr ist: Sie ist vielmehr eine Frage nationaler Souveränität, so Ari Albertini, CEO der FTAPI Software GmbH, in seiner aktuellen Stellungnahme. Er warnt davor, die größte Schwachstelle im Alltag zu unterschätzen: In Lieferketten, der Projektkommunikation und der Zusammenarbeit werden täglich sensible Informationen geteilt – „oft ungeschützt und unter Zeitdruck“.

Foto: FTAPI
Ari Albertini fordert klare Regeln – klare Standards, klare Zuständigkeiten und den Mut, Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört
Größte Schwachstelle der Cybersicherheit nicht in der Technologie, sondern im Alltag
Der jüngste Angriff z.B. auf Rheinmetall sei kein technisches Problem – er zeige vielmehr, „wie angreifbar unser Land im digitalen Raum ist: wirtschaftlich, militärisch, politisch“. Solche Angriffe gehörten längst zur Realität. Albertini kritisiert: „Doch Konsequenz im Umgang mit Cybersicherheit? Fehlanzeige!“
Die größte Schwachstelle liege nicht in der Technologie, sondern im Alltag; in der Lieferkette, in der Projektkommunikation, in der Zusammenarbeit mit wechselnden Partnern. „Täglich werden sensible Informationen weitergeleitet, geteilt, kopiert – oft ungeschützt, unter Zeitdruck und mit dem Fokus auf Tempo statt auf Sicherheit.“
Cybersicherheit muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette mitgedacht werden
„Jeder schützt sich selbst, aber kaum jemand schaut nach links und rechts.“ Dabei ende Cybersicherheit nicht am eigenen Netzwerkrand – sie müsse entlang der gesamten Wertschöpfungskette mitgedacht werden.
Albertini gibt ein Beispiel: „Ein Zulieferer meldet per E-Mail eine Materialverzögerung. Die Projektleitung leitet die Nachricht weiter – mitsamt vertraulichen Plänen, Terminen und Preisen. Mal per ,Outlook’, mal via ,Cloud’-Link, mal über private Geräte. Je mehr externe Kontakte beteiligt sind, desto größer das Risiko. Genau hier setzen viele Angriffe an: in der operativen Hektik.“
Menge scheinbar harmloser Daten verrät sehr viel über ein Unternehmen
Was dabei oft unterschätzt werde: „Nicht das einzelne Dokument ist das Problem. Es ist die Summe. Die Masse an scheinbar harmlosen Daten verrät mehr über ein Unternehmen, als jede einzelne Information für sich. Genau das macht sie so gefährlich!“
Sichere Kommunikation dürfe indes kein IT-Sonderfall sein. Sie müsse so einfach funktionieren wie ein Dateianhang – und dabei Verschlüsselung, Zugriff und Nachvollziehbarkeit mitdenken.
NIS-2 schafft endlich auch gemeinsamen Rahmen für Cybersicherheit
Automatisierung sei dabei zentral: „Nur wenn Schutzprozesse im Hintergrund zuverlässig greifen, lassen sich Fehler vermeiden, bevor sie zur Schwachstelle werden.“ Es brauche Plattformen, nicht „Patchwork“. Sonst bleibe Sicherheit ein Konzept, aber keine Praxis.
Albertini betont: „Und genau deshalb ist es gut, dass NIS-2 wieder Fahrt aufnimmt. Die Richtlinie schafft nicht nur neue Pflichten, sondern endlich auch einen gemeinsamen Rahmen. Verbindliche Standards, klare Zuständigkeiten, übergreifende Sicherheit. Denn wer heute mit kritischen Informationen arbeitet, trägt Verantwortung – für sich und für das gesamte Netzwerk!“
Deutschland benötigt neues Verständnis digitaler Wehrhaftigkeit
Cybersicherheit sei eine Frage nationaler Souveränität. Wer Kritische Infrastrukturen (KRITIS) betreibt oder sensible Daten verarbeitet, benötige volle Kontrolle: über Systeme, über Informationen, über Kommunikationswege. Wer Verantwortung trägt, müsse diese auch behalten. „Und das geht nur, wenn Sicherheit im täglichen Arbeiten mitgedacht wird.“
Albertinis Fazit: „Deutschland braucht ein neues Verständnis von digitaler Wehrhaftigkeit! Kein ,Wir müssten mal’, sondern klare Regeln. Klare Standards. Klare Zuständigkeiten. Und den Mut, Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört!“
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