Aktuelles, Experten - geschrieben von cp am Donnerstag, März 29, 2012 17:56 - noch keine Kommentare
Europäische Kommission will Zentrum zur Bekämpfung der Cyber-Kriminalität
Freiheit, Offenheit und Sicherheit des Internets sollen gewahrt bleiben
[datensicherheit.de, 29.03.2012] Jeden Tag würden weltweit schätzungsweise eine Million Menschen Opfer von Cyber-Straftaten; der dadurch entstehende finanzielle Schaden belaufe sich auf weltweit rund 388 Milliarden US-Dollar jährlich, so die Europäische Kommission. Sie hat daher am 28. März 2012 einen Vorschlag zur Errichtung eines Europäischen Zentrums zur Bekämpfung der Cyber-Kriminalität vorgelegt, das den europäischen Bürgern und Unternehmen im Kampf gegen diese zunehmende Bedrohung Hilfe leisten soll:
Das Zentrum soll im Europäischen Polizeiamt (Europol) in Den Haag eingerichtet werden und als europäische Schaltstelle für die Bekämpfung von Cyber-Straftaten dienen sowie vorrangig gegen solche illegalen Online-Tätigkeiten organisierter krimineller Vereinigungen vorgehen, die hohe illegale Erträge abwerfen – darunter Online-Betrug mit gestohlenen Kreditkarten und Bankkontendaten.
Die Sachverständigen der EU sollen zudem Cyber-Straftaten bei elektronischen Bankgeschäften und Online-Buchungen vorbeugen und so das Vertrauen der Verbraucher in den elektronischen Geschäftsverkehr stärken. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des Zentrums werde der Schutz der Nutzerprofile Sozialer Netzwerke vor digitalem Missbrauch sein, wodurch ein Beitrag zur Bekämpfung des Identitätsdiebstahls im Internet geleistet werden solle. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Bekämpfung von Cyber-Straftaten, die eine schwere Schädigung ihrer Opfer bewirken, so z.B. über das Internet begangene sexuelle Ausbeutung von Kindern, sowie von Cyber-Angriffen auf wichtige Infrastrukturen und Informationssysteme in der EU.
Millionen Europäer nutzten das Internet für ihre Kontoführung, für Online-Einkäufe, für ihre Urlaubsplanung oder für den Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden über Soziale Netzwerke. Im gleichen Maße, wie sich unser tägliches Leben zunehmend online abspielt, nehme jedoch auch die Kriminalität im Online-Bereich zu – und diese Delikte beträfen jeden Einzelnen von uns, sagt Cecilia Malmström, die EU-Kommissarin für Inneres. Man dürfe nicht zulassen, dass Cyber-Kriminelle unser digitales Leben zerrütteten. Ein innerhalb von Europol angesiedeltes Europäisches Zentrum zur Bekämpfung der Cyber-Kriminalität könnte dafür sorgen, dass die Freiheit, die Offenheit und die Sicherheit des Internets gewahrt blieben, so Malmström.
Anfang 2011 hätten fast drei Viertel (73 Prozent) aller EU-Haushalte einen Internetzugang besessen und im Jahr 2010 über ein Drittel (36 Prozent) aller EU-Bürger Online-Banking betrieben, achtzig Prozent aller jungen Europäer schlössen über Soziale Netzwerke im Internet Kontakt miteinander und alljährlich würden weltweit im elektronischen Handel rund acht Billionen US-Dollar umgesetzt… Dies habe zur Folge, dass auch die Cyber-Kriminalität zunehme. So hätten Cyber-Kriminelle einen einträglichen Markt für ihre illegalen Machenschaften geschaffen, auf dem Kreditkartendaten für gerade einmal einen Euro pro Karte, eine gefälschte Kreditkarte für ca. 140 Euro und Bankkontendaten für lediglich 60 Euro zwischen diesen Gruppen gehandelt würden. Aber auch auf die Sozialen Medien hätten es die Cyber-Kriminellen abgesehen – jeden Tag würden aufgrund verschiedener Hackerversuche bis zu 600.000 facebook-Konten gesperrt, und allein im Jahr 2009 seien über 6.700.000 mit „Bots“ infizierte Computer ermittelt worden.
Die Aufgabe des neuen Zentrums soll nun darin bestehen, die Mitgliedstaaten der EU vor großen Bedrohungen auf dem Gebiet der Cyber-Kriminalität zu warnen, sie auf Mängel ihres Online-Schutzes hinzuweisen, organisierte Netze von Cyber-Straftätern und groß angelegte Online-Delikte aufzudecken sowie konkrete Untersuchungen durch computerforensische Hilfe oder durch Mitwirkung bei der Zusammenstellung gemeinsamer Untersuchungsteams operativ zu unterstützen. Um seine Aufgaben wahrnehmen und die mit Untersuchungen über Cyber-Straftaten befassten Ermittler, Richter und Staatsanwälte in den Mitgliedstaaten besser unterstützen zu können, soll das Zentrum Informationen aus offenen Quellen, aus der Privatwirtschaft, von Polizeidiensten und aus akademischen Kreisen zusammentragen. Auch soll das Zentrum als Wissensgrundlage für die Polizeidienste der Mitgliedstaaten dienen, Kenntnisse über Cyber-Straftaten auf EU-Ebene bündeln und einschlägige Schulungsmaßnahmen zentral koordinieren. Ferner soll das Zentrum sich auf spezifische technische oder computerforensische Aspekte beziehende Anfragen von mit Untersuchungen über Cyber-Straftaten befassten Ermittlern, Richtern und Staatsanwälten sowie aus dem Privatsektor beantworten. Das Zentrum soll zudem den mit Untersuchungen über Cyber-Straftaten befassten Ermittlern in der EU als Plattform für gemeinsame Diskussionen mit der IT-Industrie, mit sonstigen privatwirtschaftlichen Unternehmen, mit der Forschungsgemeinschaft, mit Verbraucherverbänden und mit gesellschaftlichen Organisationen dienen. Auch soll es der erste Ansprechpartner für internationale Partner und Initiativen auf dem Gebiet der Bekämpfung der Cyber-Kriminalität werden. Das Zentrum würde voraussichtlich im Januar 2012 seine Arbeit aufnehmen – damit es errichtet werden kann, muss der Vorschlag der Kommission nun von der Haushaltsbehörde von Europol angenommen werden.
Weitere Informationen zum Thema:
Europa Press Releases, 28.03.2012
Frequently Asked Questions: the new European Cybercrime Centre
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