Aktuelles, Branche, Gastbeiträge - geschrieben von am Donnerstag, November 7, 2019 20:49 - noch keine Kommentare

Smart Cities: Potentiale und Risiken managen

Ist eine Vernetzung des urbanen Lebens überhaupt sicher umsetzbar?

Ein Beitrag von unserem Gastautorin Nisha Amthul, Senior Product Marketing Managerin bei Thales

[datensicherheit.de, 07.11.2019] Arbeitsalltag im Jahr 2030: Genau wie heute kommt es kurz vor Feierabend zu einem wichtigen Meeting – ohne Ankündigung. Anstatt den Kaffee auszutrinken und den Laptop einzupacken, heißt es länger bleiben. Die wartende Tochter kann man aber anhand einer App mit einem selbstfahrenden Taxi abholen lassen. Per Smartphone geht ein Code an die Nachmittagsbetreuung der Schule, der den Zugang zum Abholservice erlaubt.

Während man sich also noch einen weiteren Espresso schnappt, wird der Nachwuchs sicher in die fahrerlose Mitfahrzentrale begleitet. Dort wartet der ausgewählte rote SUV. Neben Wagentyp und Farbe lassen sich auch Temperatur und die gespielte Musik aus der Ferne vom Handy aus einsehen und steuern. Als letztes Update vor dem Last-Minute-Meeting zeigt das Display des Handys noch die Information, dass das Auto samt Tochter umgeleitet wurde, um die Staus auf der Autobahn zu umfahren. Sie sollte aber rechtzeitig für ihren Klavierunterricht zu Hause sein – der Termin wurde automatisch nach dem Abgleich mit dem Kalendereintrag erkannt.

Nisha Amthul, Senior Product Marketing Managerin bei Thales

Bild: Thales

Nisha Amthul, Senior Product Marketing Managerin bei Thales

Realistische Zukunftsvorstellung

Diese Zukunftsvorstellung ist realistisch, aber ist sie auch sicher? Das nahtlose Zusammenspiel neuester IoT-Technologien definiert „Smart Cities“ und verändert die Lebens- und Arbeitsweise. Es gibt nur ein Problem: Verbundene Technologiesysteme werfen auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich Privatsphäre und Sicherheit auf. So werden beispielsweise durch die Abfrage des Weges von der Schule nach Hause dem Automobilunternehmen personenbezogene Daten über den Zeitplan, die Präferenzen und den Aufenthaltsort der Tochter mitgeteilt. Offensichtlich ist es beunruhigend zu wissen, dass jemand Wissen darüber erlangen könnte, wann und wohin die eigenen Kinder gehen und wie man ihnen nach Hause folgen kann. Smart Cities werden bald den Sprung vom Konzept zur Realität vollendet haben, daher hat ihre Absicherung oberste Priorität, um Vertrauen und Privatsphäre zu gewährleisten.

Die Kosten eines Datenschutzvorfalls

Das potenzielle Sicherheitsproblem einer Smart City-Initiative könnte schwerwiegende Folgen haben. Ein im vergangenen Mai veröffentlichter Bericht des US- Cybersicherheitsunternehmens Recorded Future zeigte einen Anstieg der Ransomware-Angriffe auf Städte in den USA auf. Im Juni 2019 zahlte Riviera Beach 600.000 Dollar an Hacker, um ihr E-Mail-System und ihre öffentlichen Aufzeichnungen wiederherzustellen. Der Anstieg der Angriffe macht deutlich, dass viele Städte nicht auf Cybersicherheitsbedrohungen vorbereitet sind. Und laut eMazzanti Technologies „machen die Ausgaben für Informationstechnologie (IT) oft weniger als 0,1 Prozent des gesamten Budgets einer Kommune aus“.

Die Hyper-Konnektivität und Digitalisierung von Städten erhöht auch die Gefahr durch Cyber-Bedrohungen. Um die Herausforderung anzugehen, sollten Regierungsvertreter, Stadtplaner und andere wichtige Interessengruppen Best Practices für die IT-Sicherheit zu einem integralen Bestandteil ihrer Planung machen. Eine nachträgliche Implementierung ist immer schwierig.

Im Zentrum geht es dabei um Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit, Sicherheit und Ausfallsicherheit. Das müssen die Ziele einer Sicherheitsstrategie sein. Ansätze sollten dabei traditionelle Informationstechnologie (IT) zur Datensicherung, als auch Betriebstechnik (OT) zur Gewährleistung der IT Security und Ausfallsicherheit Systemen und Prozessen umfassen.

Eine passende Strategie hilft modernen Städten, eine sicherere und widerstandsfähigere Betriebsumgebung zu erhalten. In der Vergangenheit waren IT- und OT-Netzwerke völlig getrennt, mit geteilten Schutzfunktionen sowie separaten Gruppen für deren Verwaltung und Kontrolle. Jetzt bewegen sich OT-Systeme immer stärker in Standard-Protokoll-/Internet-Protokoll-(IP)-Netzwerken.

Diese neue Umgebung erfordert einen anderen Ansatz für die Datensicherheit, einschließlich:

  • Zugangskontrolle, um es Cyberkriminellen schwerzumachen, in Systeme einzudringen;
  • Zugriffsprotokollierung, die eine Verbindung zu SIEM-Systemen herstellt, so dass Systemadministratoren ungewöhnliche Zugriffe erkennen können, die auf einen potenziellen Angriff hinweisen;
  • Durchgehend starke Verschlüsselung, die sicherstellt, dass verletzte Daten unlesbar und nutzlos für diejenigen sind, die sie stehlen könnten.
  • Zentrales Management des kryptografischen Schlüsselmaterials, um die fortlaufende Sicherheit des Systems zu gewährleisten

Alle diese Maßnahmen gelten als Best Practices für den Datenschutz. Das Ausbalancieren zwischen dem Potenzial von Smart Cities versus dem erhöhten Risiko durch umfangreiche Cyberangriffe ist die Schlüsselherausforderung der Stunde. Stadtverwaltungen sollten zunächst alle Interessengruppen und Einrichtungen des breiteren Ökosystems einbeziehen. Es ist klar, dass Smart Cities anfällig für Sicherheitsangriffe sind. Ebenso liegt es auf der Hand, dass es Instrumente zur Absicherung der Innovation gibt. Es braucht jetzt vor allem den Willen, die Herausforderung richtig anzugehen.

Weitere Informationen zum Thema:

datensicherheit.de, 06.11.2019
Digitalisierung – die ersten gefährdeten Schritte im Cyberspace / Beobachtungen von der „9. Handelsblatt Jahrestagung Cybersecurity“ in Berlin

datensicherheit.de, 05.11.2019
Cyberspace: Virtueller Raum mit realer Gefahr / Notizen von ds-Herausgeber Dirk Pinnow vom 1. Tag der „9. Handelsblatt Jahrestagung Cybersecurity“ im Hotel Bristol Berlin

datensicherheit.de, 19.04.2016
Sicherheitslücke bei Verkehrssensoren aufgedeckt



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