Aktuelles - geschrieben von dp am Mittwoch, September 16, 2009 1:26 - ein Kommentar
Viele Akten aus der Zeit des Kalten Krieges bis heute verschlossen
Buchvorstellung HAUPTSTADT DER SPIONE im AlliiertenMuseum Berlin
[datensicherheit.de, 15.09.2009] Im ehemaligen „Outpost Theater“ der US-Army im heutigen AlliiertenMuseum wurde am 15. September 2009 das Buch „HAUPTSTADT DER SPIONE“ vorgestellt:
Dr. Helmut Trotnow, der Direktor des AlliiertenMuseums merkte in seinem Grußwort an, dass in Berlin – gewissermaßen die heißeste Front im sogenannten Kalten Krieg – die Geheimdienste beider Seiten eifrig Nachrichten sammelten, um ihre jeweiligen Regierungen über das „Leben auf der anderen Seite“ zu informieren. So seien diese in die Lage versetzt worden, vernünftige oder doch zumindest fundierte Entscheidungen zu treffen – das habe dann wohl auch den Frieden erhalten.
Buchvorstellung im ehemaligen „Outpost Theater“ der US-Army
Wieland Giebel, Leiter des Berlin Story Verlag stellte das neue Werk als Teil der Berlin-Reihe seines Hauses vor.
Der Moderator, Dr. Dominik Geppert, erinnerte an die von der Geschichtsschreibung sogenannte Operation Gold, den Bau eines Spionagetunnels zum Abhören sowjetischer Telefonleitungen, die von Anfang an durch den Doppelagenten George Blake verraten wurde. Aber offenbar zu dessen Schutz hätten die Sowjets von 1953 bis 1956 mit der Enttarnung des Tunnels gewartet. Dabei sei ein Trend zu erkennen: Während die Sowjets vor allem auf „human intelligence“ durch menschliche Spione gesetzt hätten, sei auf US-Seite zunehmend auf den Einsatz von Technologie, wie etwa Flugzeuge und später Satelliten, vertraut worden.
Der Historiker Bernd von Kostka, neben dem Journalisten Sven Felix Kellerhoff einer der Autoren des Werkes, stellte den Bau der Berliner Mauer 1961 als eine geschichtliche Zäsur für die Spionagetätigkeiten in Berlin dar. In den 1950er Jahren habe die CIA in der DDR noch über gut bezahlte Informanten verfügt – die dann allerdings bei einem Mangel an echten Nachrichten ob der lukrativen Marktsituation schlicht erfundene Berichte verkauft hätten. Berlin wie Wien hätten damals als die „Produktionsstätten“ erfundener Nachrichten gegolten – führende US-Geheimdienstvertreter seien davon ausgegangen, dass mindestens die Hälfte des erworbenen Materials Fälschungen gewesen seien.
Kellerhoff machte deutlich, dass sich das vorliegende Buch auf die nachrichtendienstliche Tätigkeit der Geheimdienste konzentriere. Die Aktenlage sei schwierig, denn ein Großteil der Bestände der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der DDR sei zu Wendezeiten in einem gewaltigen Kraftakt in die Reißwölfe gewandert. In den rund 120 Aktenkilometern der Birthler-Behörde seien nun noch vereinzelte HVA-Akten zu finden. Grundsätzlich gelte, dass jede Geheimdienst-Akte kritisch zu hinterfragen sei, denn Desinformation sei den Diensten systemimmanent; zuweilen dienten Dokumentationen auch der eigenen Selbstdarstellung.
Die Briten hielten übrigens bis heute Akten über den Spionagetunnel unter Verschluss – so rankten sich bis heute auch viele erfundene Geschichten um dieses Relikt des „Kalten Krieges“, ergänzte von Kostka.
Weitere Informationen zum Thema:
BERLIN STORY BUCHHANDLUNG & VERLAG
Sven Felix Kellerhoff/Bernd von Kostka / Hauptstadt der Spione / Geheimdienste in Berlin im Kalten Krieg
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Ich denke, ein wichtiges und interessantes Buch, dass den „Kalten Krieg“ von Seiten der Geheimdieste
beleuchtet. Gerade in Berlin wo Spione an der Glienicker Brücke ausgetauscht wurden, war die Nahtstelle zwischen Ost und West besonders spürbar und trotzdem wußte man nicht was hinter den Kulissen passierte. Von daher ist es zu begrüssen, dass 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhanges“ diese Tätigkeit der Geheimdienste genauer beleutet wird.
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