Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Samstag, August 16, 2025 16:53 - noch keine Kommentare
Mehr digitale Souveränität und Resilienz – Cybersicherheit neu gedacht
Die Cybersicherheitslandschaft in Europa verändert sich deutlich: Unternehmen stehen vor einer von zunehmenden Bedrohungen, KI-Durchdringung und wachsendem Bewusstsein für Digitale Souveränität geprägten Zeitenwende
[datensicherheit.de, 16.08.2025] „Die Cybersicherheitslandschaft in Europa verändert sich deutlich: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende, die von steigenden Bedrohungen, der Durchdringung Künstlicher Intelligenz und einem wachsenden Bewusstsein für Digitale Souveränität geprägt ist“, so Roland Stritt, „Chief Revenue Officer“ (CRO) von FAST LTA, in seiner aktuellen Stellungnahme. Der „HarfangLab State of Cybersecurity Report 2025“ zeigt demnach auf, dass 40 Prozent der befragten Unternehmen das Niveau ihrer Cyberbedrohung als „extrem“ oder„sehr ernst“ einschätzen.

Foto: FAST LTA
Roland Stritt rät zur ausgewogenen Balance zwischen Offenheit und Kontrolle sowie zwischen globaler Vernetzung und lokaler Souveränität, um Unternehmen zukunftssicher aufzustellen
Cybersicherheit 2025 in Europa am Beginn einer neuen Ära
Zugleich sei ein bedeutender Wandel im Gange: „Es geht nicht mehr nur um reine Abwehrmaßnahmen, sondern um eine ganzheitliche Resilienzstrategie!“ Ebenso verschiebe sich der Fokus von Abhängigkeiten hin zur Digitalen Souveränität. Dieser Wandel werde durch geopolitische Spannungen, den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) sowohl als Angriffs- als auch als Verteidigungsmittel und eine Rückkehr zu lokalen, kontrollierbaren Infrastrukturen vorangetrieben.
Die Lage der Cybersicherheit 2025 in Europa stehe in jedem Fall am Beginn einer neuen Ära: „Sie ist geprägt von quantitativ, aber auch qualitativ zunehmenden Bedrohungen, der wachsenden Bedeutung von KI, dem Ruf nach digitaler Souveränität und einer Rückbesinnung auf Kontrolle durch lokale Infrastrukturen.“
Digitale Resilienz: Auch in Deutschland müssen Unternehmen nachbessern
Eine gemeinsame Studie des TÜV-Verbands und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zeige auf, dass auch in Deutschland die Unternehmen bei der Resilienz nachbessern müssten: „So wiegen sich derzeit noch viele Unternehmen trotz der verschärften Bedrohungslage in trügerischer Sicherheit“, warnt Stritt.
Mehr als die Hälfte der im Rahmen o.g. HarfangLab-Studie befragten Unternehmen (53%) sähen Datenlecks als die verheerendste Folge eines Cyberangriffs an – ein Befund, welcher die wachsende Bedeutung von Daten als kritischem Unternehmenswert unterstreiche. Systemausfälle, Spionage, Ransomware und Imageschäden folgten als weitere zentrale Risikofaktoren.
Angriffe auf die Cybersicherheit in Deutschland
In Deutschland seien derzeit vor allem das Gesundheitswesen, Verkehrsbetriebe, die Industrie und Medienunternehmen im Visier: „So war erst Anfang Juni der Klinikkonzern Ameos von einem Cyberangriff betroffen und musste sämtliche IT-Systeme abschalten, was zu erheblichen Störungen an allen deutschen Standorten führte. Wochen später waren die Folgen im Klinikbetrieb immer noch zu spüren.“
Bereits Anfang des Jahres 2025 seien die LUP-Kliniken im Landkreis Ludwigslust-Parchim Ziel eines Cyberangriffs geworden: „Zunächst wurden Daten gestohlen und Lösegeld gefördert. Nun folgte eine Meldung, dass Patientendaten im ,Darknet’ aufgetaucht sein sollen.“ Ein weiterer Cyberangriff in Form einer Denial-of-Service-Attacke habe den Internetauftritt der S-Bahn Hannover lahmgelegt, „die bereits wiederholt Angriffsziel war“. Zunehmend ins Visier gerieten derzeit auch Zuliefere der Bundeswehr – ebenso betroffen seien Medienunternehmen, wie zuletzt etwa die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH).
In doppelter Hinsicht: KI spielt in der Cybersicherheit bedeutende Rolle
Diese Verschärfung der Bedrohungslage sei kein Zufall. „Drei wichtige Faktoren sind dafür verantwortlich: Erstens haben geopolitische Spannungen Cyberkriegsführung zu einem alltäglichen Phänomen gemacht. Zweitens hat die rasante Zunahme von Endpunkten durch IoT-Geräte und die vermehrte Fernarbeit die Angriffsfläche deutlich vergrößert.“ Drittens schaffe die zunehmende Abhängigkeit von Drittanbietern neue Schwachstellen in der Lieferkette.
KI spiele in der Cybersicherheit eine bedeutende Rolle – in doppelter Hinsicht: „58 Prozent der Unternehmen sehen die Entwicklung von KI als Hauptgrund für steigende Cyberrisiken, weil Angreifer diese Technologie nutzen, um Angriffe zu automatisieren und zu verschleiern.“ Gleichzeitig setzten 82 Prozent der Unternehmen auf KI-basierte Sicherheitslösungen, um diese Bedrohungen abzuwehren.
Cybersicherheit erfordert geschickte Verbindung maschineller Effizienz und menschlicher Intuition
Stritt führt aus: „Unternehmen erkennen KI als ein unverzichtbares Werkzeug im Kampf gegen Cyberangriffe an, sind aber gleichzeitig skeptisch gegenüber übertriebenen Versprechungen.“ So befürchteten 59 Prozent, dass Anbieter die Möglichkeiten von KI überschätzten, und fast 80 Prozent hielten menschliche Analysten trotz fortschrittlicher KI-Systeme für unverzichtbar. Die Zukunft der Cybersicherheit liege folglich nicht darin, Menschen durch KI zu ersetzen, sondern darin, „die Stärken beider – maschinelle Effizienz und menschliche Intuition – klug zu verbinden“.
Der vielleicht wichtigste Wandel in der Cybersicherheitsstrategie besteht indes darin, von einer reinen Präventionshaltung hin zu einer umfassenden Resilienz-Philosophie zu wechseln. Laut HarfangLab sehen sich 69 Prozent der Unternehmen „gut“ auf die Verhinderung von Angriffen vorbereitet. Nur noch 65 Prozent seien jedoch in der Lage, schnell auf Vorfälle zu reagieren. Ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr – 2024 – zeige, „dass bei der Reaktionsfähigkeit noch Nachholbedarf besteht“.
Nach „Cloud“-Hyper wieder Zuwendung zu „On-Premises“-Lösungen
Stritt betont: „Sicherheitsverantwortliche sollten sich nicht mehr fragen, ob es zu einem Cyberangriff kommt, sondern wann!“ Entscheidend sei daher die Fähigkeit, schnell und effektiv zu reagieren. „Resilienz bedeutet, Angriffe nicht nur zu erkennen, sondern auch die Geschäftskontinuität zu sichern und schnell wieder zur Normalität zurückzukehren.“
Eine interessante Entwicklung zeige sich mittlerweile in der Infrastrukturstrategie von Unternehmen mit der Rückbesinnung auf sogenannte On-Premises-Lösungen. „Dies ist nach Jahren der ,Cloud’-Dominanz kein Rückschritt, sondern eine bewusste strategische Entscheidung“, unterstreicht Stritt. Die Gründe hierfür seien vielfältig und gut durchdacht. Diese Unternehmen möchten die Kontrolle über Updates und Systemänderungen behalten, Datenschutzvorgaben besser einhalten, Risiken durch Drittanbieter reduzieren und sich vor ausländischer Überwachung schützen. Besonders Behörden, das Gesundheitswesen und IT-Unternehmen setzten verstärkt auf lokale Lösungen, um kritische Daten und Systeme direkt unter Kontrolle zu haben.
Zunehmend Wechsel zu europäischen Cybersecurity-Anbietern
Die Hinwendung zur Digitalen Souveränität schlage sich auch in der Anbieterwahl nieder: „Sieben von zehn Unternehmen erwägen einen Wechsel zu europäischen Cybersecurity-Anbietern. Diese Entwicklung wird durch regulatorische Rahmenbedingungen verstärkt: 94 Prozent halten europäische und lokale Cybersicherheitsregulierung wie DSGVO und NIS-2 für notwendig, 70 Prozent sehen Europa als weltweiten Vorreiter bei Datenschutz und Cybersicherheit.“
Europäische Lösungen punkteten mit technischer Gleichwertigkeit, kultureller Nähe und besserer Einhaltung lokaler Vorschriften, würden aber dennoch teils als weniger funktionsreich angesehen. „Dies ist ein Wahrnehmungsproblem, das sich durch kontinuierliche Innovation und bessere Kommunikation der Leistungsfähigkeit lösen lässt.“
Unternehmen sollten in transparente Cybersicherheitsstrategien investieren
Trotz der strategischen Fortschritte gebe es weiterhin wichtige Herausforderungen. Besonders der Fachkräftemangel bleibe ein großes Problem. Die komplexe IT-Landschaft und zersplitterte Sicherheitslösungen erschwerten es, den Überblick zu behalten und alles effektiv zu steuern. Ebenso bleibe das Arbeiten aus dem sogenannten Home-Office eine Schwachstelle, weshalb Unternehmen verstärkt in Endpoint- und Access-Management investierten. Diese Herausforderungen erforderten nicht nur technische Lösungen, sondern auch organisatorische und kulturelle Veränderungen, um sie erfolgreich zu bewältigen.
„Unternehmen sollten in transparente Sicherheitsstrategien investieren, die KI-gestützt und menschlich geführt sind!“ Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen europäischen Partnern und der Aufbau eines souveränen „Ökosystems“. Dabei gehe es nicht um Abschottung, sondern um eine ausgewogene Balance zwischen Offenheit und Kontrolle sowie zwischen globaler Vernetzung und lokaler Souveränität. Stritt: „So können Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden!“
Weitere Informationen zum Thema:
FAST LA
Über FAST LA
HarfangLab
The State of Cybersecurity Report / 2025 EDITION
NDR, 23.07.2025
LUP-Kliniken: Patientendaten im Darknet gefunden
STAATSANZEIGER, 22.07.2025
Hackerangriff auf die SWMH-Mediengruppe / Eine der größten Mediengruppen des Landes ist von einem „kritischen IT-Sicherheitsvorfall“ betroffen. Zwar konnten alle Zeitungen der SWMH-Gruppe erscheinen. Auswirkungen gibt es dennoch.
mdr, 21.07.2025
Womöglich Daten gestohlen Hackerangriff auf Ameos-Kliniken: Noch unklar, wer die Täter sind
datensicherheit.de, 01.07.2025
TÜV-Verband-Studie: 79 Prozent der Unternehmen speichern Daten ausschließlich in der EU / Globale Spannungen bergen wirtschaftliche Risiken. Digitale Souveränität wird Wettbewerbsfaktor. Ausbau europäischer IT-Infrastrukturangebote notwendig.
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