Aktuelles, Experten - geschrieben von am Donnerstag, Oktober 30, 2025 1:06 - noch keine Kommentare

Vermeintliche Behörden als Köder: SANS Institute warnt vor Zunahme überzeugender Betrugsfälle und erläutert -taktiken

Betrüger verwenden ausgeklügelte Taktiken, um Opfer dazu zu bringen, ihnen Zugriff auf ihre privaten digitalen Geräte und Bankkonten zu gewähren oder auch direkt Geld zu überweisen

[datensicherheit.de, 30.10.2025] Die Vorfälle häufen sich laut Ed Skoudis, „President“ und „Fellow“ beim SANS Institute: „Kriminelle geben sich als Regierungsbehörden, Steuerbeamte und sogar als Strafverfolgungsbehörden aus.“ Sie verwenden demnach ausgeklügelte Methoden, um Menschen dazu zu bringen, ihnen Zugriff auf ihre privaten digitalen Geräte und Bankkonten zu gewähren oder direkt Geld an die Betrüger zu überweisen.

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Foto: SANS Institute

Ed Skoudis: All diese Betrugsmaschen können sich in ihrer Vorgehensweise durchaus unterscheiden, die Mehrheit folgt jedoch einem ähnlichen Muster

In der Regel haben die Cyberkriminellen eine oder mehrere der folgenden Techniken gemeinsam:

  1. Taktik: Gefälschte Anrufer-ID und Name einer offiziellen Regierungsbehörde
    Das Fälschen der Anrufer-ID sei einfach, und es sei nicht schwer, einen SMS-Namen einzurichten, „der wie eine vertrauenswürdige Regierungsbehörde oder Strafverfolgungsbehörde aussieht“.
    Manchmal verwendeten die Kriminellen außerdem Logos von Ministerien in Verbindung mit ihren Kontaktdaten.
  2. Taktik: Vermeintliche Ermittlungen oder andere offiziell klingende Behördengeschäfte
    „Angreifer beginnen oft mit einer glaubwürdig klingenden Geschichte, z.B. einer Strafverfolgungs- oder Steuerermittlung, und behaupten, dass das Opfer entweder unter Beobachtung steht oder in einem offiziellen Fall helfen muss.“ Verkehrsbußen für Falschparken oder Geschwindigkeitsüberschreitungen seien ein weiterer häufiger Ansatz.
    Derartige Geschichten wirkten zumindest auf den ersten Blick legitim. „Sobald jedoch Vertrauen aufgebaut ist, eskalieren die Forderungen schnell: Sie verlangen Zugriff auf Bankkonten, Einmalpasswörter oder die Einrichtung einer Fernsteuerung der Geräte.“ Zu diesem Zeitpunkt sei die „Social Engineering“-Technik so effektiv, dass es unglaublich schwierig werde, sich aus dem Griff des Angreifers zu befreien.
  3. Taktik: Bezug zu aktuellen Nachrichten oder saisonabhängigen Aktivitäten
    Die Betrüger stützten ihre Szenarien oft auf populäre Medienberichte, welche mit Ministerien, neu verabschiedeten Gesetzen oder saisonalen Aktivitäten (z.B. Steuerterminen) in Verbindung stehen.
    Dadurch wirkten ihre Szenarien glaubwürdiger und es sei wahrscheinlicher, dass sie eine Reaktion hervorrufen.
  4. Taktik: Verwendung von SMS oder E-Mail
    „In der Vergangenheit erfolgten die meisten dieser Aktivitäten über Spam-E-Mails, immer beliebter werden jedoch SMS.“
  5. Taktik: Missbrauch menschlicher Emotionalität
    Die Szenarien basierten zwangsläufig auf einer dringenden Situation, in der das Opfer helfen solle, z.B. bei einer ausstehenden Geldbuße oder Gebühr, „die auch noch erhöht wird oder sogar zu einer Inhaftierung führt, wenn das Opfer nicht sofort reagiert“.
    Dieser Druck, schnell zu handeln, und das Angstmachen sollten das Opfer zu einer emotionalen Reaktion veranlassen.
  6. Taktik: Verschiedene „Beamte“ sollen für Vertrauen sorgen
    Um die Täuschung noch überzeugender zu machen, verwiesen die Angreifer die Opfer häufig an einen weiteren falschen Regierungsmitarbeiter, um Verdachtsmomente zu zerstreuen. Das Opfer werde von einer Person zur nächsten weitergereicht, wobei jede ein wenig „hilft“, die Situation zu entschärfen – „aber alle darauf aus sind, das Vertrauen des Opfers zu gewinnen und Zugang zu seinem Geld oder seinen digitalen Geräten zu erhalten“.
    Diese verschiedenen Personen säßen oft nebeneinander in einem auf diese Betrügereien spezialisierten Call-Center. „Durch die mehreren Personen, die sich um die Situation kümmern und jeweils mit dem Opfer sprechen, wirkt die Situation eher wie eine echte Behörde.“
  7. Taktik: Vertrauensbildung durch detaillierte Anleitungen und Formulare
    „Die Angreifer geben detaillierte mündliche Anweisungen, wie die vorgetäuschte Situation entschärft werden kann, und geben vor, dem Nutzer in jedem Schritt des Prozesses per Telefon zu helfen.“
    Sie würden ihm beim Ausfüllen gefälschter Behördenformulare und Anträge helfen und diese an andere falsche Behördenmitarbeiter weiterleiten.
  8. Taktik: Diebstahl von Zugangsdaten und digitalen Geräten
    Die Angreifer gingen Schritt für Schritt vor, um alle sensiblen Daten des Opfers zu sammeln und Zugriff auf dessen finanzielle Ressourcen zu erhalten.
    Dazu installierten sie bösartige Apps, verleiteten die Benutzer zum Klicken auf Links, sammelten Benutzernamen und Passwörter, ermittelten Bank- und andere Finanzdaten – „und stehlen Einmalpasswörter aus Multi-Faktor-Authentifizierungslösungen“.

Familien oder Kollegen sollten potenzielle Opfer über Taktiken der Betrüger aufklären

„All diese Betrugsmaschen können sich in ihrer Vorgehensweise durchaus unterscheiden, die Mehrheit folgt jedoch einem ähnlichen Muster, so Skoudis.

  • Diese seien sehr zielgerichtet und sorgfältig ausgeführt und richteten sich oft gegen ältere Menschen, da diese eher über die entsprechenden Ressourcen verfügten und der technischen Komplexität dieser Angriffe leichter zum Opfer fielen.

Deshalb sei Aufklärung so wichtig: Sollten Betroffene einige der Anzeichen erkennen, müssten sie ihre Familien oder Kollegen aufklären. „Dann kann dies den Unterschied zwischen Sicherheit und Ausbeutung ausmachen!“, kommentiert Skoudis abschließend.

Weitere Informationen zum Thema:

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Ed Skoudis: Fellow / President at SANS Technology Institute

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