Aktuelles, Experten - geschrieben von dp am Dienstag, August 1, 2017 16:59 - noch keine Kommentare
Gesichtserkennung in Bahnhöfen: Deutscher Anwaltverein kritisiert massiven Eingriff in Grundrechte
Stellungnahme zum Start des Pilotprojekts am Bahnhof Südkreuz in Berlin
[datensicherheit.de, 01.08.2017] Der Deutsche Anwaltverein (DAV) warnt vor dem Einsatz von Gesichtserkennungssystemen an öffentlichen Plätzen. Er bezweifelt zudem, dass dieser den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts entspricht. Laut DAV-Präsident Ulrich Schellenberg gebe es „keine Rechtsgrundlage für diese Maßnahme“.
Start des Gesichtserkennungsprojekts am 1. August 2017 in Berlin
Anlass für die Kritik ist der Start des Pilotprojekts zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz in Berlin.
„Wenn massenhaft Gesichter von unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern an Bahnhöfen gescannt werden, dann greift der Staat schwerwiegend in Grundrechte ein“, betont Schellenberg zum Start des Gesichtserkennungsprojekts am 1. August 2017 in Berlin.
„Dieses Scannen führt zu einem nicht hinnehmbaren Gefühl des Überwachtwerdens und der Einschüchterung“. Das Bundesverfassungsgericht habe in mehreren Entscheidungen ausdrücklich vor derartigen Effekten gewarnt. So beispielsweise in dem Urteil zur Vorratsdatenspeicherung oder im Urteil zum automatisierten Erfassen von Kfz-Kennzeichen.
An dem Testlauf sind das Bundesinnenministerium, die Deutsche Bahn, die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt beteiligt. Die rechtlichen Bedenken des DAV richteten sich nicht gegen den sechsmonatigen Testbetrieb, jedoch gegen den späteren Einsatz der Gesichtserkennung im Echt-Betrieb.
Brisante Mischung: Sicherheitsgesetze und Gesichtserkennungstechnik
„Die Gesichtserkennung und die jüngsten Sicherheitsgesetze stellen eine verfassungsrechtlich brisante Kombination dar“, sagte Schellenberg.
So würden nach dem neuen Pass- und Personalausweisgesetz künftig Polizeibehörden, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Landesämter für Verfassungsschutz, der Militärische Abschirmdienst und der Bundesnachrichtendienst im automatisierten Verfahren biometrische Passbilder abrufen dürfen. „Dieses Zusammenspiel aus technischen und rechtlichen Neuerungen stellt den Schutz der Freiheitsrechte vor neue Gefahren“, so der DAV-Präsident.
Rechtsgrundlage fehlt
Nach Ansicht des DAV gibt es „derzeit keine Rechtsgrundlage“, die eine Gesichtserkennung an öffentlichen Orten rechtfertigt.
Schellenberg: „Angesichts dieser neuen technischen und rechtlichen Möglichkeiten stellt sich die Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage das massenhafte Scannen von Gesichtern gerechtfertigt wird“. Eine „wasserdichte Norm“, die diesen Angriff auf die informationelle Selbstbestimmung rechtfertigen könnte, gebe es nicht.
Darüber hinaus gibt es nach Ansicht des DAV zahlreiche offene Fragen:
- Wann soll das System anschlagen?
- Bei zur Fahndung ausgeschrieben Personen, bei Fußball-Ultras auf dem Weg zum Auswärtsspiel, bei sogenannten Gefährdern?
Aktuelles, Experten - Sep. 18, 2025 16:23 - noch keine Kommentare
Automatisierte Datenanalysen durch Polizeibehörden: DSK-Forderung nach Verfassungskonformität
weitere Beiträge in Experten
- Zehn Jahre Datenschutz im Wandel: Prof. Dr. Dieter Kugelmann lädt zu Wissenschaftlichem Symposium am 10. Oktober 2025 ein
- Open Source: Drei von vier Unternehmen in Deutschland bereits Nutzer
- Warnung zum Semesterstart: Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert überteuerte Nachsendedienste
- Data Act: Geltung verschafft Nutzern von IoT-Systemen mehr Rechte
- Data Act seit 12. September 2025 endgültig in Kraft – doch viele Fragen bleiben offen
Aktuelles, Branche, Studien - Sep. 18, 2025 16:05 - noch keine Kommentare
Lieferantenmanagement im Mittelstand: Web-Seminar zur gesetzlich geforderten IT-Sicherheit nach NIS-2 & Co.
weitere Beiträge in Branche
- Datenstrategie: Deutsche Führungskräfte sehen Mangel als Gefahr für KI-Erfolg
- Daten als Beute auf Vorrat: Cyberkriminelle setzen auf Fortentwicklung der Quantencomputer
- GhostRedirector missbraucht Google: ESET entdeckte Manipulation von Suchergebnissen
- CEO DEEPFAKE CALL: Bei Anruf Awareness-Training zum Thema Vishing
- Human Risk Management: KnowBe4-Whitepaper verfolgt ganzheitlichen Ansatz
Aktuelles, Branche, Umfragen - Juli 9, 2025 19:03 - noch keine Kommentare
DigiCert-Umfrage: Manuelle Zertifikatsprozesse führen zu Ausfällen, Compliance-Fehlern und hohen Verlusten im Unternehmen
weitere Beiträge in Service
- Threat Hunting: Bedeutung und Wertschätzung steigt
- Umfrage: 71 Prozent der IT-Entscheidungsträger besorgt über Mehrfachnutzung von Passwörtern
- Fast die Hälfte der Unternehmen ohne geeignete Sicherheitsrichtlinien für Remote-Arbeit
- Umfrage: Bedeutung der Konsolidierung von IT-Sicherheitslösungen
- TeleTrusT-Umfrage: „IT-Sicherheit im Home Office“
Kommentieren