Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von am Donnerstag, Juli 17, 2025 0:51 - noch keine Kommentare

Videoüberwachung und Sicherheit: heyData untersuchte Kamerabeobachtung im Öffentlichen Raum

Eine neue heyData-Studie stellt dar, wie weltweit 21 Städte mit dem Thema Videoüberwachung umgehen – und welche Folgen dies für Gesellschaft und Freiheit hat

[datensicherheit.de, 17.07.2025] Die immer wiederkehrende Diskussion um den Einsatz von Videokameras im Öffentlichen Raum wirft Fragen nach Verhältnismäßigkeit und der Wechselwirkung zwischen berechtigten Sicherheitsinteressen einerseits und bedrohlich anmutender Überwachung andererseits auf. Eine aktuelle Analyse der heyData-Datenschutz- und Compliance-Experten zeigt nun eindrucksvoll auf, in welch unterschiedlichem Ausmaß Städte weltweit mit dem Thema Videoüberwachung umgehen. Deutschland zeigt sich demnach im internationalen Vergleich noch relativ datensparsam – etwa wenn man die durchschnittlich 32 öffentlichen Kameras pro Quadratkilometer in München im Kontext der 8.500 öffentlichen Kameras pro Quadratkilometer in Dubai oder gar London mit mehr als einer Million stadtweit installierten Sicherheitskameras betrachtet. Derartige flächendeckende Überwachung indes kann Spuren in der Gesellschaft hinterlassen: Im Übermaß kann sie zu verändertem Verhalten, Selbstzensur und psychischem Druck führen. Die zunehmende Verbreitung von Technologien wie Gesichtserkennung und KI-gestützten Videoanalysen verstärkt dann solche Risiken noch – und bedroht massiv die Privatsphäre vieler Menschen. Mit der nun vorliegenden Auswertung weltweit möchte heyData einen faktenbasierten Beitrag zur Debatte leisten, wo Sicherheit notwendig ist – und wo Überwachung zu weit geht.

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Abbildung: heyData

Aktuelle heyData-Analyse zur Verbreitung öffentlicher Überwachungskameras in Städten weltweit

heyData-Analyse stützt sich auf öffentliche Daten und eigene Berechnungen

Eine vorliegende heyData-Analyse soll die Verbreitung öffentlicher Überwachungskameras in Städten weltweit beleuchten und aufzeigen, wie unterschiedlich Staaten derzeit auf Videoüberwachung setzen.

  • „Im Mittelpunkt der Analyse stehen internationale Metropolen wie London, Dubai und Peking, aber auch Berlin, München, Hamburg und Stuttgart. Die Analyse stützt sich auf öffentliche Daten und eigene Berechnungen.“

Sie zeige erstmals, wie engmaschig Städte weltweit durch Kameras überwacht werden – bezogen auf Einwohnerzahl und Fläche. Die Zahlen stammten aus öffentlich zugänglichen Quellen, darunter Regierungsberichte, Marktanalysen und eigene Erhebungen (Stand: Juli 2025).

Eine Million Videokameras in London – Privatsphäre gefährdet

„Die Untersuchung zeigt drastische Unterschiede im weltweiten Umgang mit Videoüberwachung: London etwa zählt stadtweit rund eine Million öffentliche Kameras, was etwa 600 Kameras pro Quadratkilometer entspricht.“

  • Damit gehöre die britische Hauptstadt zu den am stärksten überwachten Metropolen Europas. Dort werde Videoüberwachung vor allem zur Kriminalitätsbekämpfung, Terrorabwehr und Verkehrssteuerung eingesetzt.

Datenschützer warnten jedoch, dass ein so dichtes Netz auch tief in die Privatsphäre eingreifen und das Verhalten der Menschen beeinflussen könne.

Dubai mit über 8.500 Videokameras pro Quadratkilometer weltweit an der Spitze

Noch dichter überwacht sei das beliebte Urlaubsziel Dubai in der Vereinigten Arabischen Emiraten: Mit über 8.500 Kameras pro Quadratkilometer liege das Emirat weltweit an der Spitze.

  • Anders als in London werde Überwachung dort nicht nur als Sicherheitsmaßnahme verstanden, sondern gezielt zur Kontrolle gesellschaftlicher Aktivitäten eingesetzt. Nahezu jeder öffentliche Bereich werde erfasst – von Einkaufszentren über Straßen bis hin zu Stränden.

Aus europäischer Sicht gelte dieser umfassende Einsatz der Überwachungstechnologie als besonders kritisch, da er kaum rechtliche Grenzen kenne und das private Leben der Menschen nahezu lückenlos sichtbar mache.

Deutschlands Videoüberwachung derzeit noch vergleichsweise zurückhaltend

„In Deutschland setzen Städte bislang vergleichsweise zurückhaltend auf Videoüberwachung, wie der internationale Vergleich zeigt.“ Im bundespolitischen Zentrum Berlin kämen lediglich vier Kameras auf je eintausend Einwohner. Etwas mehr seien es in Hamburg und München mit jeweils sieben, während Stuttgart bei fünf Kameras pro tausend Einwohner liege.

  • Diese Zurückhaltung hänge auch mit Deutschlands Geschichte zusammen: „Die Erfahrung staatlicher Überwachung prägt bis heute das Bewusstsein für Datenschutz und persönliche Freiheit.“

Dennoch werde auch hierzulande zunehmend über eine Ausweitung der Videoüberwachung diskutiert. „Vor allem stark frequentierte oder als kriminalitätsbelastet eingestufte Orte wie Bahnhöfe, Innenstädte oder Großveranstaltungen stehen dabei im Fokus.“

Videoüberwachung kann Verhalten im Alltag negativ beeinflussen

Befürworter betonten eine höhere Aufklärungsquote bei Straftaten und ein gestärktes Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Kritiker hingegen warnten vor einer schleichenden Einschränkung der Freiheitsrechte und vor der Gefahr, dass Menschen ihr Verhalten aus Angst vor Beobachtung anpassten.

  • Videoüberwachung präge nicht nur das Stadtbild, sondern beeinflusse auch das Verhalten der Menschen. „Das ständige Gefühl, beobachtet zu werden, kann psychischen Druck erzeugen und zu vorsichtigem oder angepasstem Verhalten führen. Eine Art Selbstzensur, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“

Ferner gilt es zu bedenken: „Zudem bergen Technologien wie Gesichtserkennung Risiken für gesellschaftliche Gerechtigkeit. Studien belegen, dass solche Systeme bei Minderheiten häufiger Fehler machen, was Diskriminierung und soziale Ungleichheit verstärken kann (NISTIR 8280, 2019).“ Der Einsatz von Videoüberwachung bleibe damit ein sensibles Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Schutz von Freiheitsrechten.

Datenschutzrechtliche Einordnung divergiert weltweit sehr stark

„Während die Europäische Union mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) klare Regeln dafür setzt, unter welchen Bedingungen Videoüberwachung zulässig ist, sind die Vorgaben außerhalb Europas oft deutlich weniger streng.“

  • In der EU gälten Grundsätze wie Verhältnismäßigkeit und Zweckbindung, insbesondere bei der Verarbeitung sensibler Daten wie Gesichtsbildern.

Doch auch innerhalb Europas gebe es Unterschiede: Frankreich etwa setze deutlich stärker auf Videoüberwachung im Öffentlichen Raum als Deutschland. „Nach mehreren Terroranschlägen wurde das Überwachungssystem in Paris erheblich ausgebaut. Heute kommen dort etwa 318 Kameras auf jeden Quadratkilometer.“

Gesichtserkennung und KI-gestützte Videoanalysen verschärfen Bedenken der Datenschützer

In Ländern wie Großbritannien, den USA oder China werde Videoüberwachung wesentlich großzügiger eingesetzt. Dort kämen zunehmend Technologien wie Gesichtserkennung und KI-gestützte Videoanalysen zum Einsatz, welche nicht nur einzelne Orte gezielt überwachten, sondern auch umfassende Bewegungs- und Verhaltensprofile erstellten. „In Peking ist auf diese Weise ein weitreichendes Kontrollsystem entstanden, das tief in die Privatsphäre der Bevölkerung eingreift. Dort sind inzwischen mehr als 800.000 öffentliche Überwachungskameras installiert.“

  • Datenschützer warnten, dass mit solchen Entwicklungen eine neue Dimension der Überwachung entstehe, welche grundlegende Rechte gefährden und die Freiheit des Einzelnen erheblich einschränken könnte.

Miloš Djurdjević, „Co-Founder“ und „Managing Director“ von heyData, kommentiert: „Die wachsende Zahl an Kameras und der Einsatz neuer Technologien wie Gesichtserkennung bergen enorme Risiken für unsere Freiheit. Wenn wir nicht aufpassen, könnten öffentliche Räume bald Orte werden, an denen Menschen sich nur noch überwacht und eingeschränkt bewegen. Deshalb brauchen wir weitere klare Regeln und eine offene Debatte über die Grenzen von Überwachung!“

Weitere Informationen zum Thema:

heyData
Videoüberwachung weltweit – Zwischen Schutz und Eingriff in unsere Freiheit

NIST National Institute of Standards and Technology, Patrick Grother & Mei Ngan & Kayee Hanaokan, Dezember 2019
NISTIR 8280 / Face Recognition Vendor Test (FRVT) / Part 3: Demographic Effects

datensicherheit.de, 15.06.2025
ESET warnt vor Folgen: Tausende Überwachungskameras weltweit offen im Netz / Weltweit sind laut ESET rund 40.000 Überwachungskameras offen im Internet zugänglich – schlecht gesichert und manchmal sogar ohne Passwort

datensicherheit.de, 03.05.2025
Überwachungsgesamtrechnung: DAV fordert angemessene Reaktion auf Ergebnisse / Swen Walentowski als stellvertretender DAV-Hauptgeschäftsführer nimmt Stellung

datensicherheit.de, 20.11.2019
Videoüberwachung im Fitness-Studio: Nicht im Umkleidebereich / Verwaltungsgericht Schleswig hat Klage eines Betreibers abgewiesen

datensicherheit.de, 19.09.2017
Infiltration per Überwachungskamera: Bösartige Angriffe mit Infrarotlicht / Forscher der Ben-Gurion-Universität warnen vor Missbrauch



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