Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Samstag, Juni 7, 2025 0:51 - noch keine Kommentare
Bundeslagebild Cybercrime 2024: BKA meldet zahlreiche Ermittlungserfolge bei anhaltend hoher Bedrohungslage
BKA-Präsident Münch berichtete am 3. Juni 2025, dass jeden Tag der Polizei in Deutschland zwei bis drei schwere Ransomware-Angriffe angezeigt werden
[datensicherheit.de, 07.06.2025] Laut einer aktuellen Stellungnahme des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Bedrohungslage durch Cyberkriminalität in Deutschland anhaltend hoch – als Indikator dafür wird die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) aufgeführt, welche demnach 131.391 in Deutschland verübte Cybercrime-Fälle für das Jahr 2024 ausweist. Bei weiteren 201.877 Straftaten handele es sich um sogenannte Auslandstaten, welche eben vom Ausland oder einem unbekannten Ort aus verübt wurden. Das aktuelle „Bundeslagebild Cybercrime 2024“ wurde am 3. Juni 2025 vom Bundesinnenminister, Alexander Dobrindt, und dem Präsidenten des BKA, Holger Münch, vorgestellt.

Abbildung: BKA
BKA-Poster zum „Bundeslagebild Cybercrime 2024“
Zunehmende Ausweitung geopolitischer Konflikte auch im Cyberraum
Bundesinnenminister Dobrindt führte aus: „Cyberangriffe besitzen ein enormes Schadenspotenzial und sind eine Bedrohung für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Zudem beobachten wir eine zunehmende Ausweitung geopolitischer Konflikte in den digitalen Raum und stellen fest, dass die hybride Bedrohung in Deutschland erkennbar angestiegen ist. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen finanziell und politisch motivierten Cybergruppierungen immer mehr.“
Die deutschen Strafverfolgungsbehörden und das BKA hätten in den letzten Monaten aber immer wieder gezeigt: „Sie sind fähig und in der Lage, Cybercrime erfolgreich zu bekämpfen. Die Fähigkeiten, Cyberkriminalität zu verfolgen und aufzuklären, wollen wir angesichts der wachsenden Bedrohung ausbauen und weiter stärken!“
Ransomware-Angriffe bleiben große Bedrohung für Unternehmen und öffentliche Verwaltung
BKA-Präsident Münch berichtete: „Jeden Tag werden der Polizei in Deutschland zwei bis drei schwere Ransomware-Angriffe angezeigt. Sie können Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen, die öffentliche Verwaltung lähmen oder auch Kunden von Verkehrsbetrieben betreffen.“ Mit ihren international koordinierten Maßnahmen hätten sie auch im vergangenen Jahr wieder gezeigt, „dass wir nicht nachlassen und der gesteigerten Bedrohungslage effektive polizeiliche Maßnahmen entgegensetzen“.
Dabei habe man den kriminellen Akteuren nicht nur ihre technischen Infrastrukturen und Finanzmittel entzogen, sondern auch Misstrauen in der „Underground Economy“ geschürt. „Diese Strategie werden wir auch in Zukunft fortsetzen und unsere Aktivitäten angesichts der bestehenden Bedrohungslage weiter ausbauen!“
2024 geprägt von „hacktivistischen“ DDoS-Kampagnen und Vielzahl schwerer Ransomware-Angriffe
Insgesamt sei die hohe Bedrohungslage für das Jahr 2024 geprägt von „hacktivistischen“ DDoS-Kampagnen und einer Vielzahl von schweren Ransomware-Angriffen, welche teils weitreichende Auswirkungen auf IT-Lieferketten gehabt hätten. Dabei seien sowohl Aktivitäten etablierter Täter als auch neuer Gruppierungen festgestellt worden. „Die Akteure hinter den ,hacktivistischen’ DDoS-Angriffen auf Ziele in Deutschland lassen sich vornehmlich in zwei Lager einordnen: pro-russisch oder anti-israelisch.“
Ziele der im Laufe des Jahres 2024 festgestellten Kampagnen seien primär öffentliche Einrichtungen und (Bundes-)Behörden gewesen. „Ebenso waren Logistikdienstleister und Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes unter den Zielen der ausgeführten DDoS-Angriffe.“ Das BKA gehe gemeinsam mit internationalen Partnern z.B. in der „Operation PowerOff“ gegen sogenannte Stresserdienste vor, welche derartige Angriffe vereinfachten. „In diesem Kontext wurde zuletzt im Oktober 2024 die Plattform ,Dstat.CC’ abgeschaltet, die auch von ,hacktivistischen’ Gruppierungen genutzt worden war.“
Ransomware im Zentrum der BKA-Cyberbekämpfungsstrategie
Ransomware sei auch 2024 die prägende Bedrohung im Cyberraum geblieben – bundesweit hätten 950 Unternehmen und Institutionen Ransomware-Fälle bei der Polizei zur Anzeige gebracht. „Das sind besonders schwere Cyberstraftaten, bei denen Kriminelle z.B. Daten kopieren und verschlüsseln, um anschließend ein Lösegeld zu erpressen. Neben finanzstarken Unternehmen stehen auch Einrichtungen und Institutionen mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit im Fokus cyberkrimineller Akteure.“ Aber auch leicht verwundbare kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) seien stark betroffen.
Da diese Form der Angriffe besonders hohe Schäden und Ausfälle von sensiblen technischen Infrastrukturen verursachen könnten, stünden diese im Zentrum der BKA-Cyberbekämpfungsstrategie. „Die in Deutschland durch Cyberattacken entstandenen Schäden betrugen gemäß einer im Jahr 2024 durchgeführten Erhebung des Verbandes Bitkom e.V. 178,6 Milliarden Euro und sind damit im Vergleich zum Erhebungsjahr 2023 deutlich angestiegen (+ 30,4 Mrd. Euro).“
Weitere cyberkriminelle Professionalisierung und zahlreiche Ermittlungserfolge
Auch 2024 sei das Geschäftsmodell „Cybercrime-as-a-Service“ von zentraler Bedeutung gewesen. Die sogenannte Underground Economy biete ihre kriminellen Dienstleistungen inzwischen in industriellen Maßstäben an. Entwicklungen im Bereich der KI dürften diesen Trend weiter verstärken.
Der steigenden Bedrohungslage seien 2024 intensive Ermittlungen und strafprozessuale Maßnahmen entgegengesetzt worden, darunter mehrere Festnahmen und die Abschaltung verschiedener krimineller Plattformen wie „AegisTools.pw“, „Dstat.CC“ und „Crimenetwork“ sowie der Beginn der internationalen Operation „Endgame“.
BKA nutzt „Infrastrukturansatz“, „Finanzansatz“ und „Disruptive Kommunikation“
Professionelle Tätergruppierungen agieren laut BKA häufig aus „Safe Havens“ heraus, also aus Staaten, die nicht oder nur sehr schlecht mit westlichen Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten. Aus diesem Grund würden personenbezogene Ermittlungen mit einem koordinierten Vorgehen gegen kriminelle technische Infrastrukturen (sog. Infrastrukturansatz) und dem Entzug finanzieller Mittel (sog. Finanzansatz) kombiniert.
„Ergänzt werden diese Maßnahmen durch die öffentliche Benennung, Fahndung oder Sanktionierung identifizierter Cyberkrimineller (sog. Disruptive Kommunikation). Durch Abschaltung der größten deutschsprachigen Online-Marktplätze für illegale Waren und Dienstleistungen wurde deren Handel erheblich eingegrenzt.“ Gerade der überwiegend auf Deutsch kommunizierenden Täterschaft fehle dadurch nun eine wichtige Grundlage für weitere Straftaten.
Polizeilichen Maßnahmen haben 2024 Wirkung gezeigt
Durch Maßnahmen gegen die technische Infrastruktur cyberkrimineller Dienstleistungen wie Marktplätze, Malware-Varianten oder Exchange-Services, seien Cybertätern wichtige Bausteine ihrer Aktivitäten entzogen worden. „Der Wiederaufbau dieser Dienstleistungen dauert häufig mehrere Monate und bindet erhebliche Ressourcen bei den Kriminellen.“
Die polizeilichen Maßnahmen zeigten Wirkung: „Sie haben zu einem Rückgang der Ransomware-Angriffe geführt und auch Auswirkungen auf die Einnahmen der Täter gehabt.“ 2024 seien deutlich weniger Lösegeldzahlungen auf sogenannte Kryptowallets von Ransomware-Akteuren verzeichnet worden als im Vorjahr. „Darüber hinaus störten die Maßnahmen das Vertrauensverhältnis der Ransomware-Akteure untereinander erheblich.“
Weitere Informationen zum Thema:
Bundeskriminalamt BKA
Bundeslagebild Cybercrime 2024: BKA setzt anhaltend hoher Cyberbedrohung zahlreiche Ermittlungserfolge entgegen
Bundeskriminalamt BKA
2024 Bundeslagebild Cybercrime [Download]
Bundeskriminalamt BKA
Bundeslagebild Cybercrime / Berichtsjahr 2024 [Poster]
Bundeskriminalamt BKA
Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)
POLIZEI
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