Branche, Produkte, Studien - geschrieben von dp am Freitag, August 2, 2013 20:19 - noch keine Kommentare
Die lachende Dritte: Die Schweiz als alternativer Standort für ein Datencenter in einer aufgewühlten Welt
Wenn EU und USA für Unbehagen beim Datenschutz sorgen, lohnt ein Blick auf den kleinen neutralen Alpenstaat
[datensicherheit.de, 02.08.2013] Als ursprünglich sicherer Bankenstandort mag die Schweiz Federn gelassen haben, aber gerade zu einer Zeit, in der Datenschutzskandale in der EU und in den USA auch in den als seriös geltenden Medien kritisch diskutiert werden, lohnt es sich bezüglich der Standortauswahl für die Unterbringung von virtuellen Vermögenswerten den Blick auf neutrale Staaten zu werfen. Während Wohlhabende aus EU-Ländern eventuell darüber nachdenken mögen, ob sie zur Absicherung ihres Lebensabends Edelmetalle in Barrenform in einem Zollfreilager in der Schweiz hinterlegen, um im Falle einer Währungsreform nicht bei null anfangen zu müssen, stellt sich für EU-Unternehmen eher die Frage, an welchem Standort ihr höchst volatiles Daten-Vermögen abgelegt werden soll.
Datenschutz und -sicherung sind Chefsache – es kann der Geschäftsführung bzw. dem Vorstand nicht egal sein, wo die Daten des Unternehmens in der berühmt-berüchtigten „Cloud“ lagern, denn in der „Cloud“ wird unter Umständen ganz legal „geklaut“, wenn verschärfte Sicherheitsgesetze des betreffenden Landes dies gestatten. Der durch Edward Snowden im Sommer 2013 publik gewordene Abhörskandal dürfte noch lange für Verunsicherung sorgen. Selbst wenn die breite Öffentlichkeit sich bald anderen Schlagzeilen in den Medien zuwenden mag, können Entscheider bei der Standortauswahl für ein Datencenter nicht mehr zurück in das behagliche Urvertrauen vergangener Zeiten – sie müssen wohlüberlegt und langfristig rechtssicher handeln.
Die Studie „Datentresor Schweiz“, Institut für Wirtschaftsstudien Basel AG / Oktober 2012, jedenfalls kommt zu dem Schluss, dass die Schweiz seit einigen Jahren einen „Boom der Rechenzentren (engl. Data Centers)“ verzeichne; in vielen Regionen – so etwa in den Großräumen Zürich und Genf – seien zahlreiche hochmoderne Datencenter zur Lagerung von Daten aus aller Welt errichtet worden. Sicher ist auch die Schweiz heute keine abgelegene „Insel der Glückseligen“ mehr, aber die Standortvorteile liegen auf der Hand, denn abgesehen von gelegentlichen Lawinen in den Bergregionen ist die Gefahr, dass Datencenter durch Naturkatastrophen beschädigt oder gar zerstört werden, äußerst gering. Die politische Stabilität und Sicherheit im Öffentlichen Raum sind trotz der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts im Vergleich etwa zu den EU-Krisenstaaten im Süden Europas herausragend und damit ganz wesentliche Kriterien für eine Standortauswahl. Nicht zuletzt lockt auch die Währungsstabilität; während es ansonsten abwechselnd so scheint, als ob mal der Euro und mal der Dollar vom baldigen Untergang bedroht ist, zeigt sich der Franken wertbeständig.
Laut IWSB-Studie gelte die Tradition des hohen Schutzes der Privatsphäre als ein „Trumpf des Data Center-Standorts Schweiz im internationalen Wettbewerb“. Anbieter wie z.B. Artmotion mit Sitz in Zürich und Zug können mit einer langjährigen Präsenz am Markt, mit Diskretion und Professionalität, aufwarten – und werden so gewissermaßen zu den „Daten-Banken“ des 21. Jahrhunderts. Die Schweiz sei international bekannt dafür, den Schutz der Privatsphäre hoch zu gewichten – dies werde unter Marketing-Gesichtspunkten bereits heute im Standort-Wettbewerb ausgespielt, so die IWSB-Studie. Denn tatsächlich gälten die Schweizer Datenschutz-Bestimmungen als restriktiv, zumal ohne gerichtliche Anordnung kein Datenzugriff erfolgen dürfe.
Weitere Informationen zum Thema:
IWSB Basel, Oktober 2012
Datentresor Schweiz
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