Aktuelles, Studien - geschrieben von dp am Mittwoch, Juli 8, 2020 19:12 - noch keine Kommentare
+51%: Nutzung maliziöser Apps
Corona-Lockdown führt zu vermehrter Anwendung von Online-Spionage- und Stalking-Apps
[datensicherheit.de, 08.07.2020] Nicht nur häusliche Gewalt hat offensichtlich während der Ausgangsbeschränkungen zugenommen – Avast Threat Labs verzeichnet nach eigenen Angaben „auch einen Anstieg von digitalen Bedrohungen der Privatsphäre und der persönlichen Sicherheit“ mittels maliziöser Apps. Avast hat demnach herausgefunden, dass ab März 2020 die Nutzung von Spy- und Stalkerware im Vergleich zu Januar und Februar 2020 weltweit um 51 Prozent angestiegen ist.
Spy-/Stalkerware: Zunahme der Verbreitung in der „Corona“-Krise
Avast: Seit März mehr als 1.784 Betroffene vor Spionage-Apps geschützt
In Deutschland habe Avast seit März 2020 mehr als 1.784 Betroffene vor Spionage-Apps geschützt – ein Anstieg von 110 Prozent im monatlichen Durchschnitt. Zumeist habe es sich dabei um Stalkerware gehandelt.
„Stalkerware ist eine moralisch bedenkliche Software, die es Menschen ermöglicht, den Aufenthaltsort einer Person zu verfolgen, auf persönliche Fotos und Videos zuzugreifen, E-Mails, Texte und App-Kommunikation wie ,WhatsApp‘ und ,facebook‘ abzufangen sowie Telefongespräche abzuhören und Gespräche über das Internet verdeckt aufzuzeichnen, ohne dass die Zielperson davon weiß.“
Nach eigener Einschätzung von Avast kann der Einsatz von Stalkerware im Zusammenhang mit einer Zunahme der häuslichen Gewalt während des Lockdowns stehen, welche Phumzile Mlambo-Ngcuka, „Executive Director“ von UN Women, eine „Schattenepidemie“ des Coronavirus genannt habe.
Spy- und Stalkerware-Apps als Möglichkeit für Täter, Kontrolle über Opfer zu erlangen
In Deutschland hätten Janina Steinert, Professorin für Global Health an der Technischen Universität München (TUM), und Dr. Cara Ebert vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren online nach ihren Erfahrungen zu häuslicher Gewalt während der Corona-Krise befragt. Laut ihrer Umfrage hat die körperliche Gewalt gegen Frauen um 3,1 Prozent und die emotionale Gewalt um 3,8 Prozent zugenommen.
Die befragten Frauen fühlten sich dabei von ihrem Partner bedroht: „2,2 Prozent dürfen ihr Haus nicht ohne Erlaubnis des Partners verlassen und von 4,6 Prozent der Frauen reguliert der Partner soziale Kontakte mit anderen Personen.“
Die Zunahme von Smartphones und anderer, mit dem Internet verbundener Geräte sowie die Verfügbarkeit von versteckten Spy- und Stalkerware-Anwendungen sei eine weitere Möglichkeit für die Täter, Kontrolle über ihre Opfer auszuüben, welche aufgrund der „Corona“-Präventiinsmaßnahmen ihre Wohnung nicht verlassen konnten.
Stalkerware: Apps stehlen den Opfern sowohl physische als auch digitale Freiheit und Privatsphäre
„Stalkerware ist eine wachsende Kategorie von Malware mit beunruhigenden und gefährlichen Auswirkungen. Während Spyware und ,Infostealer‘ versuchen, persönliche Daten zu stehlen, ist Stalkerware anders: Sie stiehlt den Opfern sowohl die physische als auch die digitale Freiheit und Privatsphäre“, warnt Jaya Baloo, „CISO“ bei Avast.
Normalerweise werde Stalkerware heimlich von vermeintlichen Freunden, eifersüchtigen Ehepartnern, Ex-Partnern und sogar besorgten Eltern auf Mobiltelefonen installiert und verfolge den physischen Aufenthaltsort des Opfers, überwache im Internet besuchte Seiten, Textnachrichten und Telefonanrufe und untergrabe die individuelle Freiheit sowie die Online-Freiheit einer Person.
Überall auf der Welt werde berichtet, dass häusliche Gewalt während des Lockdowns zugenommen habe, „und das deckt sich mit dem, was wir bei dieser digitalen Bedrohung beobachten. Wir haben uns verpflichtet, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere Anwender vor dieser wachsenden Bedrohung zu schützen”, berichtet Baloo.
Avast gibt 3 Tipps im Kontext von Online-Spionage- und Stalking-Apps
Der Anstieg der Nutzung von Spy- und Stalkerware seit März 2020 sei ein globales Phänomen: Avast habe weltweit über 43.000 Opfer vor Malware dieser Art geschützt. Länderspezifische Daten zeigten, dass in USA 3.531 und in Brasilien 3.048 Nutzer von Spy- und Stalkerware ins Visier genommen worden seien, während in Deutschland die Situation mit 1.784 Anwendern ähnlich wie in Frankreich (1.648) und Großbritannien (1.427) sei. Um die Bedrohung durch Spy- und Stalkerware einzudämmen, gibt Avast drei Tipps, die sich schnell umsetzen ließen:
- Sichern Sie Ihr Telefon gegen jeden unbefugten physischen Zugriff!
Anwender ließen ihre Smartphones oft ungeschützt. Laut Pew Research hätten mehr als ein Viertel der Mobilfunknutzer überhaupt keinen Bildschirmschutz auf ihren Smartphones, und etwas mehr als die Hälfte verwende weder Daumenabdrücke noch PIN-Codes, um ihre Geräte privat zu halten. Dies mache es für einen Partner einfach, heimlich und unbemerkt Stalkerware zu installieren. Ebenso sollte man sein entsperrtes Telefon niemandem leihen, es sei denn, man habe volles Vertrauen in dessen Absichten. Es könne weniger als eine Minute dauern, eine Stalkerware-Anwendung auf einem Gerät zu installieren. - Installieren Sie ein gutes, gängiges Antivirenprodukt auf Ihrem Mobiltelefon!
Ein guter Virenschutz für Mobiltelefone behandele Stalkerware als „PUP“ – ein potenziell unerwünschtes Programm – und gebe die Möglichkeit, es zu entfernen. Ein mobiles Sicherheitsprodukt (wie z.B. „Avast Mobile Security“) werde das mobile Gerät zusätzlich zu anderer Malware und potenziell bösartigen Anwendungen auch vor Stalkerware schützen. Avast habe 2019 in Zusammenarbeit mit Google acht der größten Stalking-Anwendungen aus dem „Play Store“ entfernt. - Zögern Sie nicht, sich auf sicherem Wege Hilfe zu holen!
Wer sich jedoch bereits in einer missbräuchlichen Beziehung befindet – oder befürchtet, dass es in diese Richtung geht –, sollte verstehen, durch Stalkerware einem größeren Risiko ausgesetzt zu seid. Ein unschuldiger Besuch bei einem Freund oder Verwandten könnte entdeckt werden und der Auslöser für körperlichen Missbrauch sein. Selbst das Entfernen der Stalkerware könnte den Partner alarmieren. Wer dieses Stadium erreicht hat, müsse schnell Hilfe und Unterstützung finden und sollte nicht zögern, diese zu suchen – beispielsweise beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“.
Weitere Informationen zum Thema:
Technische Universität München TUM, 02.06.2020
Erste große Studie zu Erfahrungen von Frauen und Kindern in Deutschland | Häusliche Gewalt während der Corona-Pandemie
datensicherheit.de, 12.04.2020
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