Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von am Dienstag, Januar 12, 2021 21:09 - noch keine Kommentare

Ungeschützter Online-Zugriff: 45 Millionen medizinische Bilder weltweit

Bericht „Full Body Exposure“ von CybelAngel zu unsicheren medizinischen Speichermedien veröffentlicht

[datensicherheit.de, 12.01.2021] Das Analystenteam von CybelAngel hat nach eigenen Angaben seinen aktuellen Forschungsbericht „Full Body Exposure“ vorgestellt. Demnach sind im Internet weltweit mehr als 45 Millionen medizinische Bilddateien – darunter Röntgen-, CT- und MRT-Scans – auf ungeschützten Servern für jedermann frei zugänglich, so die Warnung.

In Deutschland auf 251 Servern 39.204 frei zugängliche medizinische Aufnahmen

Der Bericht „Full Body Exposure“ basiere auf Untersuchungen von „Network Attached Storage“ (NAS) und „Digital Imaging and Communications in Medicine“ (DICOM), die über sechs Monate hinweg weltweit durchgeführt worden seien. DICOM sei der De-facto-Standard, den Mediziner zum Senden und Empfangen medizinischer Daten verwendeten. Die Analysten hätten im Rahmen ihrer Recherche aufgedeckt, daDSGVOss Millionen sensibler Bilder und Patientendaten im Internet frei zugänglich seien – unverschlüsselt und ohne Passwortschutz.
Für den Bericht hätten CybelAngel-Tools auf mehr als 2.140 Servern rund 4,3 Milliarden IP-Adressen in 67 Ländern gescannt. Dabei seien mehr als 45 Millionen medizinische Bilder identifiziert worden, die für jedermann offen zugänglich gewesen seien. Allein in Deutschland hätten die Analysten in den letzten sechs Monaten auf 251 Servern 39.204 frei zugängliche DICOM-Aufnahmen gefunden. In Großbritannien seien im gleichen Zeitraum auf 90 Servern 23.238 solcher Bilder entdeckt worden. Die medizinischen Aufnahmen enthielten bis zu 200 Zeilen Metadaten mit persönlichen Informationen, die eine zweifelsfreie Identifizierung der betroffenen Patienten ermöglicht hätte. Die Daten ließen sich aus allen identifizierten Quellen problemlos ohne Benutzernamen oder Passwort abrufen. In einigen Fällen akzeptierten Login-Portale auch leere Benutzernamen und Passwörter.

Bessere Schutzvorkehrungen für medizinische Patientendaten notwendig

„Für unsere Untersuchung haben wir keine Hacking-Tools verwendet“, stellt David Sygula, „Senior Cybersecurity Analyst“ bei CybelAngel und Autor des Berichts „Full Body Exposure“, klar. Trotzdem sei es ihnen ein Leichtes gewesen, besagte Daten zu identifizieren und problemlos darauf zuzugreifen.
Diese besorgniserregende Entdeckung beweise, dass schnell deutlich strengere Sicherheitsprozesse eingeführt werden müssten, so der Analyst. „Die Art und Weise, wie Fachpersonal sensible medizinische Daten teilt und speichert, muss in Zukunft deutlich bessere Schutzmechanismen integrieren als bisher üblich.“ Er plädiert für ein „gesundes Gleichgewicht zwischen Sicherheit und bequemer Zugänglichkeit“, um Datenpannen in Zukunft zu verhindern.

Medizinische Einrichtungen arbeiten meist mit Netz von Drittanbietern

Die Brisanz des Themas liege unter anderem auch an der Komplexität der verwendeten IT-Umgebungen. „Medizinische Einrichtungen arbeiten meist mit einem Netz von Drittanbietern, die untereinander wiederum verknüpft sind“, erläutert Sygula. Die Cloud sei dabei Dreh- und Angelpunkt und damit eine wichtige Plattform für den Austausch und die Speicherung von Daten.
Sicherheitslücken stellten in einer solchen Umgebung ein enormes Risiko dar. Dies gelte einerseits für die Personen, deren Daten kompromittiert würden, also die Patienten. Andererseits seien auch Einrichtungen des Gesundheitswesens, welche den Vorschriften zum Schutz der Patientendaten unterlägen, durch die aufgedeckten Sicherheitsmängel gefährdet.

Medizinische Aufnahmen könnten im Darknet zu Höchstpreisen verkauft werden

„Gerade der Gesundheitssektor steht aktuell vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Die Sicherheit und die Privatsphäre der persönlichsten Daten der Patienten müssen daher deutlich besser geschützt werden, damit diese vertraulichen Informationen nicht in die falschen Hände geraten“, mahnt Sygula.
Der Bericht hebe die Sicherheitsrisiken von öffentlich zugänglichen Bildern mit sehr persönlichen Informationen hervor, einschließlich Ransomware und Erpressung. Betrug sei ein weiterer entscheidender Risikofaktor, da medizinische Aufnahmen im Darknet zu Höchstpreisen verkauft werden könnten.

Wenige Schritte zu mehr medizinischem Datenschutz

Compliance habe im Bereich des Gesundheitswesens einen besonders hohen Stellenwert. So seien europäische Gesundheitsdienstleister verpflichtet, die Vorschriften der DSGVO einzuhalten. Verstöße gegen die regelkonforme Sicherung sensibler Patientendaten seien sanktionspflichtig und könnten hohe Strafen nach sich ziehen.
Um die Sicherheit von Patientendaten aller Art zu garantieren, rät CybelAngel zu einigen grundlegenden Schritten. Damit könnten medizinische Einrichtungen ihre Workflows sowie die Art und Weise absichern, in der Daten geteilt und gespeichert werden. Die wichtigsten Maßnahmen seien:

  • Lecks bei Dritten identifizieren und stopfen.
  • – Cloud-Zugriffe sperren, wo immer es angebracht ist.
  • – Daten außerhalb des Netzwerks ausreichend überwachen.

Weitere Informationen zum Thema:

CybelAngel
Full Body Exposure / CybelAngel Analysis of Medical Data Leaks

datensicherheit.de, 21.08.2020
Stillgelegtes Krankenhaus in Büren: Patientenakten ohne Datenschutz / Über diesen Vorfall in Büren wurde im Mai 2020 auf YouTube detailliert berichtet



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