Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Samstag, Oktober 4, 2025 0:28 - noch keine Kommentare
Qilin-Gruppe dominiert: Ransomware-Angriffe auf deutsche Industrie nehmen zu
„Die Ransomware-Lage in Deutschland und Europa bleibt angespannt“, unterstreicht Abdulrahman H. Alamri und verweist auf die „Dragos Industrial Ransomware Analysis Q2 2025“
[datensicherheit.de, 04.10.2025] „Die Ransomware-Lage in Deutschland und Europa bleibt angespannt“, unterstreicht Abdulrahman H. Alamri, „Principal Threat Intelligence Analyst“ bei Dragos, in seiner aktuellen Stellungnahme und verweist auf die nun vorliegende „Dragos Industrial Ransomware Analysis Q2 2025“ – demnach wurden im zweiten Quartal 2025 weltweit 657 Angriffe auf Industrieunternehmen registriert. Damit liege diese Zahl zwar leicht unter dem Niveau des Vorquartals (708 Angriffe), in Europa habe sich jedoch das Gegenteil gezeigt: „Die dokumentierten Fälle stiegen von 135 auf 173. Keine andere Region verzeichnete einen vergleichbar starken Anstieg.“ Besonders stark betroffen seien Deutschland, Großbritannien und Italien. „Dort treffen die Angriffe vor allem Branchen, die das industrielle Rückgrat der Wirtschaft bilden!“, warnt Alamri.

Foto: Dragos
Abdulrahman H. Alamri rät Unternehmen, sich bei ihren Verteidigungsstrategien an den „5 kritischen Maßnahmen“ des SANS Institute zu orientieren
Ransomware nimmt Kernbranchen der Industrie ins Visier
Die 173 Angriffe auf europäische Industrieunternehmen machten rund 26 Prozent aller weltweiten Ransomware-Vorfälle im zweiten Quartal 2025 aus. „Besonders betroffen sind Industriezweige, die in Deutschland eine zentrale Rolle spielen.“
- Die Bauindustrie habe weltweit 110 Angriffe verzeichnet, im Maschinen- und Anlagenbau seien 63 Fälle dokumentiert worden. In der Automobilindustrie seien es 38 Angriffe gewesen, in der Chemie 20. Insgesamt sei das produzierende Gewerbe mit 428 Angriffen weltweit am stärksten ins Visier geraten – „und stand damit für 65 Prozent aller dokumentierten Fälle“.
Zusätzlich seien 77 Angriffe auf Transport- und Logistikunternehmen gezählt worden. Im Bereich Industrielle Steuerungssysteme und „Engineering“hätten die Analysten 75 Attacken registriert – „mehr als doppelt so viele wie im ersten Quartal“. Besonders dieser Anstieg betreffe zahlreiche, in diesem Sektor international führende deutsche Unternehmen.
„Qilin“ als aktivste Gruppe der Ransomware-Unterwelt
„Im zweiten Quartal 2025 entwickelte sich ,Qilin’ zur aktivsten Ransomware-Gruppe im Industriesektor“, berichtet Alamri. Die Angreifer hätten 101 dokumentierte Attacken verübt und seien damit für rund 15 Prozent der weltweit bekannten Vorfälle verantwortlich. Im ersten Quartal 2025 habe die Zahl noch bei 21 gelegen. „Qilin“ habe sich damit als führender Akteur nach dem Rückgang etablierter Gruppen wie „LockBit“ und „RansomHub“ positioniert.
- Diese Gruppe betreibe eine Ransomware-as-a-Service-Plattform, über die sie erfahrene „Affiliates“ rekrutiere und unterstütze. „Teil des Angebots sind juristische Beratungsdienste, die Partner bei Verhandlungen stärken, sowie interne Medien- und PR-Teams, die gezielt den öffentlichen Druck auf betroffene Organisationen erhöhen.“
Auch technisch hebe sich „Qilin“ deutlich ab: „Die Gruppe nutzt automatisierte ,Tools’, um gezielt Schwachstellen in Fortinet-Produkten auszunutzen, etwa ,CVE-2024-21762‘ und ,CVE-2024-55591‘.“ Darüber gelinge rascher Zugriff auf interne Netzwerke, was tiefgreifende Angriffe ermögliche. „Für Unternehmen, die stark auf Fortinet-Systeme setzen, entsteht daraus ein erhebliches Risiko!“
Ransomware-Bedrohungslage verschärft sich weiter
Alamri führt aus: „Im März 2025 wurde ,Qilin’ operativ von der nordkoreanischen, staatlich unterstützten Hacker-Gruppe ,Moonstone Sleet’ übernommen. Seitdem steht nicht mehr nur finanzielle Erpressung im Vordergrund.“ Deren Aktivitäten zeigten zunehmend geopolitische Ausrichtung und zielten verstärkt auf Kritische Infrastrukturen (KRITIS).
- Die Zahl der Ransomware-Angriffe in Europa nehme weiter zu und Deutschland sei als industrialisiertes Land besonders häufig betroffen. „Stark im Fokus stehen Angriffe auf zentrale Industriezweige wie Bauwesen, Maschinenbau, Automobilindustrie, Chemie, Logistik und Industrielle Steuerungssysteme.“ Mit „Qilin“ habe sich zudem eine Ransomware-Gruppe etabliert, welche sowohl technisch als auch organisatorisch neue Maßstäbe setze.
Angesichts dieser Entwicklung reiche es nicht aus, sich auf etablierte Standards zu verlassen. Alamri gibt abschließend zu bedenken: „Unternehmen sollten sich bei ihren Verteidigungsstrategien an den ,5 kritischen Maßnahmen’ des SANS Institute orientieren!“ Dieser Rahmen helfe dabei, „Incident Response“, Architektur, Sichtbarkeit, Fernzugriff und Schwachstellen-Management systematisch umzusetzen. „So entsteht bereits in frühen Reifegraden eine belastbare Grundlage für Resilienz gegenüber Bedrohungen, die zunehmend industrielle Schlüsselbranchen und Kritische Infrastrukturen ins Visier nehmen.“
Weitere Informationen zum Thema:
DRAGOS, Abdulrahman H. Alamri & Lexie Mooney, 14.08.2025
Dragos Industrial Ransomware Analysis: Q2 2025
DIGITAL BUSINESS, Stefan Girschner, 15.05.2025
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