Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Montag, September 29, 2025 0:23 - noch keine Kommentare
Alarmstufe DORA: Digital Operational Resilience Act als Weckruf für den Finanzsektor
Das im Januar 2025 eingeführte Gesetz auf DORA-Grundlage konzentriert sich auf die Meldung von Vorfällen, die Überwachung von Drittanbietern und die Prüfung der Widerstandsfähigkeit
[datensicherheit.de, 29.09.2025] Offensichtlich gibt es nur wenige Branchen, welche so stark reguliert sind wie der Finanzsektor – in regelmäßigen Abständen erscheinen jedenfalls neue Gesetzesrahmen. „Und das aus gutem Grund: Finanzdienstleister gehören zum Rückgrat nationaler Infrastruktur und sind deshalb ein Hauptziel von Cyberangriffen und Betrugsmaschen. Jede neue Regulierung muss daher wasserdicht sein!“, kommentiert Andre Troskie, „EMEA Field Chief Information Security Officer“ bei Veeam. Der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) der EU sei hier die jüngste in einer langen Liste von Maßnahmen.

Foto: Veeam
Andre Troskie rät Unternehmen, das Thema Ausfallsicherheit umfassend zu betrachten
Stärkste DORA-Nebenwirkungen: Zusätzliche Belastung der IT- und Sicherheitsfachleute
Sämtliche Regulierungen hätten zum Ziel, die Messlatte anzuheben, wie sich Finanzinstitute und ihre Drittanbieter auf Bedrohungen vorbereiten, ihnen widerstehen und sich von ihnen erholen können müssen. Das im Januar 2025 eingeführte Gesetz auf der Grundlage von DORA konzentriere sich auf die Meldung von Vorfällen, die Überwachung von Drittanbietern und die Prüfung der Widerstandsfähigkeit. Sechs Monate später räumten in einer Umfrage jedoch fast alle befragten Finanzdienstleister (96%) ein, dass sie ihre Widerstandsfähigkeit noch verbessern müssten, um die Anforderungen der Verordnung zu erfüllen.
- Troskie wirft die Fragen auf: „Wie kommt es zu diesen Verzögerungen? Was also bringt die Datenresilienz von Unternehmen tatsächlich voran?“
Eine der stärksten Nebenwirkungen von DORA sei nun die zusätzliche Belastung der IT- und Sicherheitsfachleute. „41 Prozent der Befragten Unternehmen nannten diesen Punkt als große Herausforderung bei der Erfüllung der Anforderungen. Die allgemeine Sicherheitslage ist heikel und daher ist der Cybersicherheitssektor eine Branche, die unter hohem Druck steht. Es ist also keine Überraschung, dass Burnout unter IT-Sicherheitsfachkräften ein grassierendes Phänomen ist.“ Die Erfüllung der DORA-Anforderungen sollte dieses Problem jedoch nicht noch weiter befeuern.
Einhaltung von DORA als Teil eines ganzheitlichen Resilienzplans
Die Antwort liege also nicht darin, DORA als ein weiteres Projekt auf einer bereits überbordenden Liste abzuarbeiten. Troskie führt aus: „Stattdessen müssen Unternehmen das Thema Ausfallsicherheit umfassend betrachten!“ Die Verwendung von „Data Resilience Maturity Models“ (DRMMs) könne ein Ausweg sein. Dies ermögliche Unternehmen, die Einhaltung von DORA als Teil eines größeren Resilienzplans zu betrachten – und eben nicht nur als als isolierte Übung. Dieser Ansatz entlaste nicht nur die Teams, sondern verbessere auch die Datenresilienz von Unternehmen als Ganzes.
- „Ein weiterer Knackpunkt bei der Erfüllung der Compliance-Anforderungen sind die Herausforderungen beim Testen.“ Circa ein Viertel der befragten Unternehmen verfüge noch immer nicht über Wiederherstellungs- und Kontinuitätstests. Fast ebenso viele hätten noch gar nicht mit Tests zur Ausfallsicherheit begonnen. „Das ist riskant, um nicht zu sagen: fahrlässig!“
Ohne regelmäßige Tests lass sich nicht feststellen, „ob die neuen Kontrollen tatsächlich funktionieren, wenn sie gebraucht werden“. Der erste Test sei oft ernüchternd und könne entmutigend wirken. „Probleme aufzudecken, deren Behebung mühsam wird, kann für Frust sorgen.“ Doch in Wirklichkeit sei das Testen eine der besten Möglichkeiten, um Fortschritte in der Sicherheitsarchitektur zu erzielen. Zudem seien Tests ohnehin eine klare DORA-Anforderung. „Aber was noch wichtiger ist: Härtetests schaffen Vertrauen, dass die Systeme einem echten Cybervorfall standhalten werden.“
DORA-Konformität: Sicherheitsfaktor Drittanbieter
Die letzte große Hürde auf dem Weg zur DORA-Konformität sei die Überwachung Dritter – „sprich von Partnern und externen Anbietern in der Lieferkette“. Mehr als ein Drittel der Unternehmen bezeichne diese als „größte Herausforderung bei der Umsetzung“, und ein Fünftel habe sich überhaupt nicht damit befasst.
- „Das Hauptproblem: Die meisten Unternehmen unterschätzen, auf wie viele externe Anbieter sie angewiesen sind. Ein durchschnittliches Unternehmen hat 88 externe Partner. Das ist weit mehr als in den meisten Resilienzstrategien berücksichtigt wird.“ Damit einher gehe eine enorme Anzahl von zu verwaltenden Verbindungen. In der Vergangenheit seien Finanzunternehmen oft davon ausgegangen, dass diese Anbieter über eine eingebaute Ausfallsicherheit verfügten. DORA verlange aber mehr als das: Klare Verantwortungsmodelle und transparente Service-Level-Agreements (SLAs), „die genau festlegen, wer wofür verantwortlich ist“.
Die Konsequenz lautet demnach, dass Verträge neu verhandelt werden müssen. Zudem müssten Teams für Sicherheit, Risiko, Recht und Management zusammengebracht werden, um dies zu erreichen. „Das ist keine kleine Aufgabe, aber sie ist notwendig, wenn Unternehmen echtes Vertrauen in ihre Widerstandsfähigkeit schaffen wollen.“
DORA-„Compliance“ fördert langfristiges Vertrauen in die eigene Datensicherheit
Die „Compliance“-Probleme im Zusammenhang mit DORA könnten nicht über Nacht gelöst werden. Schließlich brauche der Aufbau von Widerstandsfähigkeit seine Zeit. „Dabei wird es unweigerlich Unebenheiten auf dem Weg geben.“ Doch Unternehmen, die DORA als Teil eines umfassenderen Resilienzkonzepts, statt als eigenständiges „Compliance“-Projekt angehen, werden laut Troskie gestärkt daraus hervorgehen.
- „Am besten beginnt man damit, sich folgende folgenden Fragen zu stellen und diese ehrlich zu beantworten: Wo sind die Schwachstellen des Unternehmens? Weiß man wirklich, wie widerstandsfähig die Zulieferer sind? Testet man ausreichend, um den Schutzmaßnahmen zu vertrauen?“
Die Antworten mögen kurzfristig unangenehm sein. „Aber sie sind die Grundlage für DORA-,Compliance’ und langfristiges Vertrauen in die eigene Datensicherheit und die Zementierung der Geschäftsfähigkeit“, betont Troskie anschließend.
Weitere Informationen zum Thema:
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