Branche, Interviews - geschrieben von am Freitag, Mai 28, 2021 9:39 - ein Kommentar

Datenmanagement und Datensicherheit mit Backup & Replication

Datensicherung und Datenmanagement haben für Unternehmen wegen drohender Ransomware-Attacken und der Veränderung der Arbeitswelt stark zunehmende Bedeutung

Die Sicherung der Daten des eigenen Unternehmens rückt stark in den Fokus unter anderem wegen  COVID-19 und den damit einhergehenden Maßnahmen  und der gleichzeitig damit verbundenen Umstrukturierung der Arbeitswelt. Herausgeber Carsten J. Pinnow für datensicherheit.de (ds) hat deshalb mit Thomas Sandner, Senior Director Technical Sales Germany bei Veeam Software, über die Trends im Bereich der Datensicherung und des Datenmanagements gesprochen.

ds: Schönen guten Tag Herr Sandner – fangen wir mal allgemein an: Warum sollten sich Unternehmen gerade jetzt mit Sicherheit und Management der eigenen Daten beschäftigen?

Thomas Sandner: Immer größere Anteile der Belegschaft von Unternehmen sitzen nicht mehr auf dem eigenen Campus oder in den eigenen Büroräumen, sondern daheim – geht man nach den aktuellen Vorhersagen, so wird der hohe Anteil von Home Office künftig beibehalten. Dadurch verschieben sich die Anforderungen von Unternehmen im Zusammenhang mit der Sicherung von Arbeitsplätzen und besonders der Daten, die dort verarbeitet werden. Kosten für die Speicherung und Wiederherstellung – Backup und Recovery – dieser Daten, steigen somit. Zu erwähnen ist dazu: Backup steht in diesem Zusammenhang für Kopien von Daten, welche zu bestimmten Zeitpunkten angelegt und aufbewahrt werden. Diese dienen als digitale Versicherung, sollten die Original-Daten beschädigt werden. Ein Replikationsvorgang hingegen beschreibt das unmittelbare Erstellen von Kopien von Dateien, fast in Echtzeit, die im Anschluss direkt im Rechenzentrum oder in der Cloud bereitgestellt werden.

ds: Anbieter wie Veeam bieten Kunden die Möglichkeit, die eigenen Daten in Form von Backups auszulagern – aber ist das nicht teuer? Und welche Vorteile hat der Kunde durch solch eine externe Betreuung?

Thomas Sandner: Die Auslagerung von Backups in eine Cloud, also Cloud to Archive, war zumeist mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden. Public-Cloud-Anbieter, wie AWS und Microsoft, bieten allerdings neue Lösungen an, darunter Azure Archive Cold Storage oder AWS S3 Glacier Deep Archive. Im Vergleich zu bisherigen S3-Speichern belaufen sich die Kosten dafür auf etwa 0,00099 US-Dollar je Gigabyte und Monat gegenüber den bisherigen 0,021 US-Dollar. Die geringere finanzielle Belastung geht dabei zulasten des zeitlichen Aufwands für die Bereitstellung der Daten. Die Vorteile einer solchen Auslagerung liegen in dem ganzheitlichen Ansatz, den beispielsweise Veeam in Sachen Datenmanagement verfolgt und den wir auch jedem Unternehmen empfehlen: In der Ausarbeitung einer umfassenden und verlässlichen Backup-Strategie sollten Unternehmen die 3-2-1-Regel beachten: drei Kopien der Daten auf zwei unterschiedlichen Medien, wobei eine der Kopien physisch extern ausgelagert wird. Um auch gegen Ransomware-Attacken gewappnet zu sein, sollten Unternehmen diese Strategie jedoch ausbauen, indem eine weitere der Kopien unveränderlich gestaltet wird – über die Funktion „immutable flag“ – und regelmäßige Tests sicherstellen, dass bei deren Wiederherstellung keinerlei Fehler auftreten werden. Durch diese Zusätze entsteht die 3-2-1-1-0-Regel für Backups.

ds: Nachdem Sie bereits Ransomware-Attacken angesprochen haben: Wie beeinflussen die gestiegenen Zahlen ihre Strategie und wie kann gutes Datenmanagement helfen?

Thomas Sandner: Ransomware-Attacken haben über die Jahre zugenommen – nicht zuletzt gefördert durch den Umstand, dass die Angriffsfläche, die Unternehmen bieten, durch die größere Anzahl der Fernzugriffe gestiegen ist. Bei einem erfolgreichen Einbruch in das Netzwerk eines Unternehmens verschlüsseln die Eindringlinge die dort gespeicherten Daten nicht nur – immer häufiger wird im Zuge einer Doppelten Erpressung zusätzlich ein Teil der Daten gestohlen und mit deren Veröffentlichung gedroht, um zusätzlich Druck auf die Opfer auszuüben. Die Möglichkeit zum Entschlüsseln der Daten bekommen Unternehmen dann nur, wenn sie sich den Lösegeldforderungen der Kriminellen beugen. Zuletzt zu beobachten war dieses Vorgehen beim polnischen Videospiel-Publisher und -Entwickler CD Project. Das Unternehmen konnte sich allerdings wehren, da die Angreifer nicht in der Lage waren, neben den Original-Daten auch die Back-ups zu kompromittieren. Aus diesem Beispiel geht hervor, wie wichtig eine sichere Backup-Strategie ist, um sich gegen Cyber-Bedrohungen, wie unter anderem Ransomware, zu schützen und den Schaden gering zu halten. Das bedeutet außerdem, die Backups vor unbotmäßigen Zugriffen der eigenen Administratoren zu schützen. Sollte sich nämlich ein Angreifer die entsprechenden Zugangsdaten verschaffen können – oder ein ehemaliger Mitarbeiter abtrünnig werden – so hätte er eventuell auch Zugriff auf diese Daten und könnte sie verschlüsseln oder löschen. Das unterstreicht die Bedeutung der unveränderlichen Kopie. Cloud-Speicher, wie von Amazon AWS, bieten ein Object Lock mit Zeitstempel an. Diese Funktion sorgt dafür, dass Daten automatisch für 30 Tage unveränderbar bleiben. Daten in der Cloud sind somit zusätzlich abgesichert. Lokale On-Premise-Backups hingegen lassen sich durch „immutable flags“ absichern. Dies ist eine Funktion in Linux-Dateisystemen, die den gleichen Zweck erfüllen, wie das Object Lock in der Cloud. Zusätzlich sollten dennoch keine Root-Zugriffe erlaubt und Secure-Shell-Protokolle abgeschaltet werden.

ds: Ein Problem bei konsequenter Datensicherung ist die Belastung für das System – wie kann man hierbei für Entlastung sorgen?

Thomas Sandner: Für Veeam heißt der Schlüssel: Continuous Data Protection. Der kontinuierliche Schutz von Daten im VMware-Bereich erfordert regelmäßige Snapshots des Systems, also eine Speicherung des Zustands und der Daten als Abbild – ein Vorgang, der die Systeme stark belasten kann. Neue Lösungen, wie Veeam Backup & Replication v11, setzen daher auf Continuous Data Protection (CDP). Diese Replikations-Funktion ermöglicht virtuellen Maschinen eine Erstellung von Recovery-Punkten im Sekundenbereich, wobei es keine herkömmlichen Snapshots generiert, sondern den vorhandenen Datenverkehr abzweigt und spiegelt. Als Richtwerte dienen Recovery Point Objectives (RPO): Ein Messwert, der angibt, wie viel Datenverlust bei einem Wiederherstellungsprozess entsteht, und Recovery Time Objectives (RTO), die besagen, wieviel Zeit die Wiederherstellung der Daten nach einem Zwischenfall benötigt. Je näher beide Werte gegen Null gehen, desto besser ist die Leistung der Backup-Lösung einzuordnen. Insgesamt decken wirklich moderne Lösungen daher die Bereiche Backup, VM-basierte Replikation, Storage Snapshots und CDP an.

ds: Wie lautet abschließend ihre Empfehlung für Unternehmen in Sachen Datensicherheit?

Thomas Sandner: Um das volle Spektrum von Datenmanagement-Lösungen ausnutzen zu können, müssen Unternehmen damit beginnen, in Backups mehr als nur eine Absicherung zu sehen. Die gespeicherten Daten können zum Beispiel dafür genutzt werden, um Transformationsprozesse zu unterstützen. Unter Einbindung einer Sandbox sind Backups in der Lage, System-Migrationen zu testen, zu optimieren und die Funktionalität von Patches sicherzustellen. In einer solch abgesteckten Umgebung sind sie zudem zur Schulung von Mitarbeitern ideal geeignet. Wem als Unternehmen das notwendige Fachwissen, die Fachkräfte oder das Geld für eine eigene Backup-Infrastruktur fehlt, der sollte für die Zukunft auf BaaS (Backup-as-a-Service) und DRaaS (Disaster-Recovery-as-a-Service) von zuverlässigen Anbietern zurückgreifen, denn: Datenmanagement und Datensicherheit gewinnen stetig an Bedeutung für die Geschäftskontinuität und müssen daher mit der höchstmöglichen Priorität und einer umfassenden Strategie angegangen werden, um den Schutz und die Flexibilität des eigenen Unternehmens zu gewährleisten.

ds: Ich bedanke mich für Ihre Zeit und für das Gespräch.

Weitere Informationen zum Thema:

datensicherheit.de, 17.04.2020
Ransomware-Angriffe: Backups allein nicht ausreichend

Veeam
Backup & Replicatuion



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