Aktuelles, Branche, Studien - geschrieben von dp am Sonntag, November 2, 2025 1:04 - noch keine Kommentare
Webformulare als Phishing-Einfallstor: KnowBe4 Threat Lab warnt vor Complete Business Compromise
Cyberangreifer missbrauchen zunehmend legitime Kommunikationskanäle – von kompromittierten E-Mail-Konten bis hin zu Webformularen auf seriösen Websites – für Phishing-Attacken
[datensicherheit.de, 02.11.2025] Offensichtlich entwickeln Cyberkriminelle ihre Angriffsmethoden ständig, um Phishing-Attacken glaubwürdiger zu gestalten und Sicherheitsmechanismen zu umgehen. Der jüngste Bericht des „KnowBe4 Threat Lab“ zeigt jedenfalls, wie Angreifer zunehmend legitime Kommunikationskanäle missbrauchen – von kompromittierten E-Mail-Konten bis hin zu Webformularen auf seriösen Websites.

Abbildung: KnowBe4
Jüngster Bericht des „KnowBe4 Threat Lab“ untersucht Missbrauch legitimer Kommunikationskanäle
Ausgangsbasis „Business eMail Compromise“ – seit Jahren bewährte Phishing-Taktik
So zählt „Business eMail Compromise“ (BEC) seit Jahren zu den effektivsten Formen des Phishings. Dabei nutzen Angreifer kompromittierte, also echte E-Mail-Konten, um Nachrichten an interne oder externe Kontakte zu versenden.
- Durch diese Übernahme gelingt es ihnen, Sicherheitsmechanismen wie etwa DMARC („Domain-based Message Authentication, Reporting and Conformance“) zu passieren und verdächtige Merkmale, etwa falsche Absendernamen oder untypische Domains, zu eliminieren.
KnowBe4 warnt: „So entstehen täuschend echte Nachrichten, die kaum noch als betrügerisch erkennbar sind. Besonders gefährlich wird dies, wenn innerhalb bestehender Geschäftsbeziehungen kommuniziert wird. Das Vertrauen ist bereits vorhanden und der Angriff erscheint dadurch umso glaubwürdiger.“
Wenn ganze Unternehmen kompromittiert werden: BEC entwickelt sich zu CBC
Laut „KnowBe4 Defend“ stammten im Jahr 2025 bisher rund 59,1 Prozent aller erkannten Phishing-Angriffe aus kompromittierten Konten, „was einen Anstieg um fast 35 Prozent gegenüber 2024 bedeutet“. Damit entwickele sich BEC zunehmend zum „Complete Business Compromise“ (CBC): Angriffe, die sich schneller ausbreiteten, mehr Systeme beträfen und noch schwerer zu erkennen seien.
- Seit September 2025 nun beobachtet das „KnowBe4 Threat Lab“ demnach eine neue, besonders ausgeklügelte Taktik: „Angreifer nutzen legitime Kontakt- oder Terminformulare auf Unternehmenswebsites, um automatisierte Antwortmails für ihre Zwecke zu missbrauchen.“
Dazu erstellten sie ein kostenloses „onmicrosoft“-Konto, wählten einen bekannten Markennamen als Absender – etwa eine Bank oder einen Bezahldienst – und füllten das Formular im Namen dieser Organisation aus. „Wird das Formular abgeschickt, erzeugt die Website automatisch eine Bestätigungs-E-Mail, die von der echten Domain des Unternehmens stammt und somit alle Authentifizierungsprüfungen besteht.“ Diese E-Mail werde anschließend mithilfe eingerichteter Weiterleitungsregeln an Hunderte oder Tausende Empfänger verschickt. „Da sie aus einem legitimen System stammt und formal korrekt aufgebaut ist, gilt sie für viele Sicherheitslösungen als unbedenklich.“
Perfektes „Social Engineering“: Telefonnummer als Köder im Kontext vorgetäuschter Probleme
In die Formularfelder – etwa für Name, Telefonnummer und Nachricht – fügten die Angreifer manipulative Inhalte ein. Häufig werde ein finanzieller Vorwand genutzt, um Panik auszulösen, etwa eine vermeintliche „PayPal“-Transaktion über mehrere Hundert Dollar.
- „Die Nachricht enthält eine Telefonnummer, über die das Opfer angeblich den Vorfall klären kann. Tatsächlich führt der Anruf direkt zu den Angreifern.“
In emotional aufgeladenen Gesprächen würden dann persönliche oder finanzielle Informationen abgefragt – ein Beispiel für perfektes „Social Engineering“, welches technische Sicherheitssysteme vollständig umgehe.
Vertrauen droht Schwachstelle zu werden: Cyberkriminelle kapern zunehmend legitime Systeme
Besonders häufig betroffen seien Organisationen aus den Bereichen Finanzen, Recht, Gesundheitswesen und Versicherungen. In diesen Branchen spielten Vertrauen und Legitimität eine zentrale Rolle.
- Das „KnowBe4 Threat Lab“ geht davon aus, dass die Zahl dieser Angriffe weiter zunehmen wird, da sie weder den direkten Zugriff auf ein E-Mail-Konto noch Malware erforderten.
Diese Taktik zeige einen klaren Trend: Cyberkriminelle kaperten zunehmend legitime Systeme, um von deren Domain-Autorität und Markenvertrauen zu profitieren. Damit verlören klassische Authentifizierungsverfahren ihre Schutzwirkung – und eine scheinbar routinemäßige E-Mail könne längst Teil eines groß angelegten Angriffs sein.
Cybersicherheit neu zu denken – mit „Zero Trust“ als Gegenstrategie
KnowBe4 empfiehlt Unternehmen daher, ihre E-Mail-Sicherheitsstrategien auf einen „Zero Trust“-Ansatz auszurichten. Dabei werde jede eingehende Nachricht ganzheitlich bewertet – und dies unabhängig von Absender, Domain oder Authentifizierungsergebnissen.
- Ergänzend sollten Echtzeit-Bedrohungsinformationen genutzt werden, um Mitarbeiter gezielt auf aktuelle Angriffsmuster hinzuweisen und sie im Erkennen von „Social Engineering“-Techniken zu schulen.
Nur ein ganzheitlicher Ansatz schütze Unternehmen, Daten und Mitarbeiter zuverlässig – gerade jetzt, da Cyberkriminelle legitime Systeme in ihre gefährlichste Waffe verwandelten.
Weitere Informationen zum Thema:
knowbe4, KnowBe4 Threat Lab, Lucy Gee & James Dyer, 3010.2025
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