Aktuelles, Experten, Studien - geschrieben von dp am Mittwoch, November 5, 2025 0:15 - noch keine Kommentare
Halbleiter made in Europa: Verfügbarkeit geht vor Billigkeit
96 Prozent der befragten Unternehmen würden mehr für Halbleiter aus Europa zahlen – EU-Initiativen zur Versorgungssicherheit werden mehrheitlich positiv bewertet
[datensicherheit.de, 05.11.2025] Der Digitalverband Bitkom e.V. hat ermittelt, dass angesichts der unsicheren Versorgung mit Halbleitern aus dem Ausland sich ganz offensichtlich die betroffenen Unternehmen zunehmend sichere Bezugsquellen aus Deutschland bzw. Europa wünschen – eine große Mehrheit wäre dann auch bereit, dafür mehr zu bezahlen, sofern die Leistung der Halbleiter nicht schlechter ist als die ihrer ausländische Konkurrenz (allerdings nur in einem bestimmten Rahmen). So würden acht von zehn (79%) der deutschen Unternehmen, die in diesem Jahr Halbleiter kaufen, bis zu fünf Prozent mehr zahlen, wenn diese in Europa produziert werden. 17 Prozent würden sogar bis zu zehn Prozent mehr bezahlen, so dass insgesamt 96 Prozent eine höhere Zahlungsbereitschaft gezeigt hätten. Grundlage dieser Erkenntnisse ist demnach eine von Bitkom Research im Auftrag durchgeführte aktuelle Umfrage.

Abbildung: Bitkom e.V.
Zentrales Ergebnis der Umfrage von Bitkom Research: Halbleiter aus Europa dürften auch mehr kosten
Umfrage in Branchen, in denen Halbleiter stark genutzt werden
Es seien 503 Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe und ITK-Dienstleistungen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt worden, darunter 457 Halbleiter verwendende Unternehmen. Die Befragung habe im Zeitraum der Kalenderwochen 30 bis 36 2025 stattgefunden und sei als Gesamtumfrage repräsentativ.
- Die Fragen lauteten: „Ist Ihr Unternehmen bereit, für Halbleiter mit gleicher Leistung einen höheren Preis zu zahlen, wenn diese in Europa produziert werden?“ und „Wie würden Sie die Maßnahmen der EU zur Stärkung der europäischen Halbleiter-Industrie beurteilen?“
Befragt worden seien Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe, der IT und Telekommunikation – also Branchen, in denen Halbleiter stark genutzt werden. Im Erhebungszeitraum (Juli bis September 2025) hätten die aktuellen Lieferengpässen rund um das Unternehmen Nexperia noch keine Rolle gespielt.

Foto: Bitkom
Dr. Ralf Wintergerst zur Versorgung mit Halbleitern: Digitale Souveränität gibt es nicht zum Nulltarif…
Aufbau eines wettbewerbsfähigen Halbleiter-„Ökosystems“ erfordert Investitionen
Indes: Kein Unternehmen sei zum Zeitpunkt der Befragung bereit gewesen, mehr als zehn Prozent mehr für europäische Halbleiter zu zahlen. Aber nur ein Prozent habe einen Preisaufschlag für Halbleiter „made in Europe“ kategorisch ausgeschlossen.
- „Europa und Deutschland müssen echte Digitale Souveränität aufbauen, Abhängigkeiten verringern und den Handlungsspielraum vergrößern. Es ist ein ermutigendes Signal, dass die Wirtschaft bereit ist, in mehr Versorgungssicherheit und unsere Digitale Souveränität zu investieren“, kommentiert der Bitkom-Präsident, Dr. Ralf Wintergerst.
Er unterstreicht, dass es Digitale Souveränität „nicht zum Nulltarif“ gebe und der Aufbau eines wettbewerbsfähigen Halbleiter-„Ökosystems“ zunächst einmal Geld koste. „Nur gemeinsam können Wirtschaft und Politik einseitige Abhängigkeiten reduzieren!“
Europäische Halbleiter müssen wettbewerbsfähig produziert werden können
Damit europäische Halbleiter wettbewerbsfähig produziert werden können, brauche es überdies verlässliche Rahmenbedingungen, gut ausgebildete Fachkräfte und politische Maßnahmen, welche Investitionen beschleunigen statt bremsen. „Insbesondere der bürokratische Aufwand muss drastisch sinken“, fordert Wintergerst. Nur dann könnten auch Initiativen wie der „EU Chips Act“ erfolgreich sein.
- 71 Prozent bewerteten die EU-Maßnahmen zur Stärkung der EU-Halbleiterindustrie grundsätzlich als „gut“ – und nur 28 Prozent als „schlecht“.
Der EU-„Chips Act“ sieht vor, Europas Halbleiter-„Ökosystem“ erheblich zu stärken: Die Forschungs- und Innovationsführerschaft sollen ausgebaut, Design, Fertigung und Packaging fortgeschrittener Chips in Europa gefördert, die Versorgungssicherheit erhöht, die Abhängigkeit von Drittstaaten reduziert und bis 2030 ein Anteil von 20 Prozent am weltweiten Halbleitermarkt erreicht werden.
Weitere Informationen zum Thema:
bitkom
Über uns
Europäische Kommission
Europäisches Chip-Gesetz
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