Aktuelles, Experten, Veranstaltungen - geschrieben von am Donnerstag, Oktober 30, 2025 0:08 - noch keine Kommentare

Berliner Begegnung 2025 von PRO RETINA zur KI-Revolution im Gesundheitswesen

Erörterung der Chancen und Grenzen Künstlicher Intelligenz (KI) für Menschen mit seltenen Netzhauterkrankungen – Ableitung von Forderungen

[datensicherheit.de, 30.10.2025] Der PRO RETINA Deutschland e.V., eine Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen, hat unter dem Motto „AI Catcher: KI-Revolution im Gesundheitswesen“ am 23. Oktober 2025 die vierte Auflage seiner „Berliner Begegnung“ in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung in Berlin durchgeführt. Diese habe wiederum in der langjährigen Tradition der Reihe „PRO RETINA im Dialog“ gestanden. Experten aus Forschung, Medizin und der Patientenorganisation diskutierten demnach gemeinsam mit Betroffenen über Chancen, Risiken und Perspektiven des Einsatzes Künstlicher Intelligenz (KI) in der Augenheilkunde – insbesondere im Hinblick auf seltene, erblich bedingte Netzhauterkrankungen. Diese hybride Veranstaltung beleuchtete, wie der Einsatz von KI Diagnostik, Therapie und Alltagsunterstützung von Menschen mit Sehverlust verbessern kann – und welche politischen, ethischen und praktischen Rahmenbedingungen es dafür braucht. Die Experten seien sich einig, dass im Hinblick auf die Bedingungen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit für die Forschung und Versorgung am Standort Deutschland noch erhebliches Potenzial sei.

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Foto: PRO RETINA Deutschland e.V.

Podiumsdiskussion mit (v.l.n.r): Prof. Dr. Peter Krawitz (Universität Bonn), Dr. Bettina von Livonius (Augenklinik der LMU München), Dario Madani (Geschäftsführer PRO RETINA Deutschland e.V.), Dr. David Merle (University College London) und Marcel Weigand (Moderator und Gesundheitsexperte) – im Hintergrund online zugeschaltet: Dr. Frank Brunsmann (FB-Leiter „Diagnose und Therapie“ beim PRO RETINA Deutschland e.V.)

KI im Spannungsfeld zwischen Forschung und Patientenperspektive

Bereits in den Impulsvorträgen sei deutlich geworden: KI könne Ärzte entlasten, Diagnosen präzisieren und Forschung beschleunigen. Entscheidende Kriterien müssten dafür aber auch der häufig vernachlässigte konkrete Nutzen und die Auswirkungen für Patienten sein.

  • „KI ist ein echter ,Gamechanger’, auch in der Versorgung der Betroffenen“, so Dario Madani, Geschäftsführer des PRO RETINA Deutschland e.V., in seiner Begrüßung.

Dr. Frank Brunsmann, Fachbereichsleiter „Diagnose und Therapie“ bei PRO RETINA, forderte sodann, dass sich Forschungsprogramme und Projekte mehr am Bedarf und Nutzen für Betroffene orientieren müssten und diese in den Forschungsprozessen auch stärker beteiligt sein sollten: „Die Stimme der Patientinnen und Patienten wird noch zu wenig gehört. Forschung darf kein Selbstzweck sein!“

KI-basierte Diagnostik kann ärztliche Entscheidungen ergänzen – nicht jedoch ersetzen

Dr. Bettina von Livonius (LMU München) stellte die Möglichkeiten und Grenzen von KI-gestützten Hilfen für Mobilität, Alltag, Unterricht und Beruf dar – dabei betonte sie, dass KI-Anwendungen Schulungen und Menschen nicht ersetzen, sondern sinnvoll in Unterricht und Trainings integriert werden könnten und so niederschwellig zugänglich sein sollten.

  • Prof. Dr. Peter Krawitz (Universität Bonn) und Dr. David Merle (University College London) stellten aktuelle Forschungsergebnisse zur KI-basierten Diagnostik vor und zeigten, wie datengetriebene Systeme ärztliche Entscheidungen ergänzen, aber nicht ersetzen könnten.

Eindringlich warnte insbesondere Merle in seinem Vortrag vor menschlichem Kompetenzverlust. Krawitz machte indes deutlich, dass vor allem bei seltenen Erkrankungen die internationale Zusammenarbeit im Hinblick auf Daten wichtig sei – Deutschland sie hierbei aber mit seinen Rahmenbedingungen nicht konkurrenzfähig und können aus diesem Grunde bei internationalen Kooperationen häufig nicht mithalten.

Podiumsdiskussion zu Rahmenbedingungen für sinnvollen KI-Einsatz

In der Podiumsdiskussion, moderiert von Marcel Weigand, hob Madani die Bedeutung der KI für Menschen mit seltenen Netzhauterkrankungen hervor: „Betroffene und Ärzte können dank KI auf Augenhöhe kommunizieren. Sie ermöglicht, gemeinsam Therapie-Entscheidungen zu treffen.“

  • Einig seien sich die Teilnehmer auch darin, dass der Bürokratieabbau, die bessere Förderung patientenorientierter Forschung sowie die Transparenz bei der Förderung und Durchführung bei KI-Entwicklungen und Innovationsprojekten zentrale Zukunftsaufgaben blieben, ohne die Deutschland den Anschluss verpassen könnte. Hierzulande gebe es häufig erstklassige Forschungsprojekte. Diese existierten oft unvernetzt und sogar ohne Kenntnis voneinander und würden es letztlich häufig nicht in die praxisbezogene Anwendung schaffen (Stichwort: „Translation“).

Gefordert wurde im Ergebnis von den Experten auf dem Panel unter anderem:

  1. Schulungen sowohl für Mediziner als auch Patienten zur verantwortungsvollen Nutzung von KI
  2. Vermeidung humaner Fähigkeitsverluste bei zunehmender Nutzung von KI
  3. Abbau bürokratischer Hürden bei der Entwicklung innovativer Anwendungen und Produkten wie Hilfsmitteln – bei unbedingter Wahrung der Qualität und Sicherheit für Patienten
  4. Einheitliche Klassifikation von KI-Anwendungen und Hilfsmitteln im Hinblick auf Sicherheitsanforderungen
  5. Förderung translationaler Projekte – Forschung sollte effizient in die Praxis kommen und auch international wettbewerbsfähig bleiben
  6. Barrierefreie Steuerung von Datenfreigaben durch Betroffene für Forschungszwecke, insbesondere mit Blick auf seltene Erkrankungen

Weitere Informationen zum Thema:

PRO RETINA
Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen

PRO RETINA
Berliner Begegnung

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